Lokalsport Ruben Zepuntke strampelt sich für den Tour-Start 2017 ab

Düsseldorf · Noch ist es leise Zukunftsmusik, aber sie klingt sehr schön. Auf den Auftakt zur Tour de France 2017 in ihrer Heimatstadt freuen sich viele Düsseldorfer schon. Und ein Jung-Profi aus der Stadt am Rhein ist auf dem besten Wege, sich einen Platz im Feld der rund 200 Teilnehmer zu erkämpfen. Kaum war die Entscheidung der Tour-Organisation für den Start in Düsseldorf gefallen, da twitterte Ruben Zepuntke: "Ab sofort keine Weihnachtsplätzchen mehr".

 Fliegt heute mit seinem Team nach Australien: Ruben Zepuntke.

Fliegt heute mit seinem Team nach Australien: Ruben Zepuntke.

Foto: privat

Für das 22-jährige Radsport-Talent hat die Zukunft längst begonnen. Ruben, Sohn von Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke, weiß: Damit der Traum vom "Heimspiel" 2017 Wirklichkeit werden kann, muss die Saison gut werden. Los geht's schon heute: Zepuntke hebt mit den Kollegen seines amerikanischen Cannondale-Teams von Spanien aus ab in Richtung Adelaide/Australien. Dort beginnt am 17. Januar mit der Tour Down Under das erste Rennen des neuen Jahres. Und das soll für den jungen Düsseldorfer besser werden als das letzte.

"Nicht sehr zufrieden", sei er mit seinen Ergebnissen 2015 gewesen, berichtet Ruben Zepuntke. Es war seine erste auf der "World Tour". So nennt der Radsport-Weltverband UCI seine höchste Kategorie, in der die ganz großen Koryphäen wie Chris Froome, Alberto Contador, Alejandro Valverde, Fabian Cancellara oder John Degenkolb unterwegs sind. Vor allem im Frühjahr kam Düsseldorfs bester Radsportler nicht wie erwartet auf Touren. Eine Umstellung im Training, so Zepuntke, habe sich negativ ausgewirkt. Folge: Bei den Klassikern Flandern-Rundfahrt und Paris - Roubaix blieb Zepuntke hinter den eigenen Erwartungen. In Belgien erreichte er immerhin das Ziel, doch ausgerechnet in der "Hölle des Nordens" schied er aus. Dabei ist der Kopfstein-Klassiker eines seiner Lieblingsrennen. Auf dem berüchtigten Pflaster hatte er als Nachwuchsfahrer schon Erfolge gefeiert. Doch ein Sturz auf dem zweiten Pflaster-Abschnitt war dann der Anfang vom Ende. "Ich habe den Anschluss ans Feld danach noch einmal geschafft", erinnert er sich, "aber nach einem zweiten Sturz und 20 Kilometern Alleinfahrt war der Ofen aus."

Trotzdem nimmt er etwas Positives mit: "Es war schon toll, dass mich mein Team gleich im ersten Jahr bei so großen Rennen eingesetzt hat. Das zeigt, dass sie mir viel zutrauen. Und die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, will ich nutzen". Möglichst schon im nächsten Anlauf. "Paris - Roubaix ist das härteste Radrennen der Welt, eine Legende", sagt Zepuntke, "wenn du dort das Ziel erreichst, bist du so etwas wie eine kleine Legende".

Nach diversen Korrekturen im Trainingsaufbau verbesserte sich seine Form letzte Saison. Im Sommer waren die alte Explosivität und Spritzigkeit plötzlich wieder da: "Da konnte ich sogar am Berg die Besten attackieren." Ein Kraftakt bei einer Größe von 1,84 Meter und 76 Kilo Gewicht. Aber die Kraft kehrte zurück. Bei der Tour of Britain hat er's gemerkt. An diese Topform möchte er jetzt anknüpfen. "Mein Gefühl und meine Werte sind so gut wie noch nie", sagte er beim Abschied. Inzwischen trainiert er wieder in Spanien, sein Lebensmittelpunkt liegt in Gerona. "Dort habe ich optimale Möglichkeiten. Mein Team hat dort seinen Europa-Stützpunkt mit allem, was ein Profi braucht - dem ganzen Material, Mechanikern, Ärzten, Masseuren, Managern, Trainern, Kraftraum, Trainingspartnern und optimalen Straßen."

Seine Rolle im Team? Noch ist er nicht in der Position, dass die Kollegen für ihn fahren. Dass sie ihn ans Hinterrad nehmen, ihm die Trinkflaschen holen und er die Kräfte für das Finale schonen kann, für den Kampf um den Sieg. "Ich fahre auch gerne als Helfer für andere", sagt Zepuntke, "aber ich will schon der Edeldomestik sein. Derjenige, der am längsten und bis zuletzt seine Nummer eins unterstützt." Denn es geht für ihn nicht nur um den Platz in einem Tour-Team für 2017. Zunächst geht's um die Verlängerung seines Vertrages, der Ende 2016 ausläuft. Auch einen Olympia-Start im Sommer in Rio hat er noch nicht ganz abgehakt.

(RP)
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