Lokalsport Vom Abstiegskandidaten zum Vizemeister

Düsseldorf · Das Tennis-Bundesligateam des Rochusclubs nahm in der abgeschlossenen Saison eine erstaunliche Entwicklung.

Nicht nur Detlev Irmler rieb sich verwundert die Augen. Beim Blick auf die Abschlusstabelle der Tennis-Bundesliga der Herren konnte es der Teamchef des Allpresan Rochusclub Bundesligateams kaum glauben. Die Düsseldorfer wurden auf Platz zwei geführt und dürfen sich mit dem inoffiziellen Titel "Vizemeister" schmücken. "Es war eine erstaunliche Entwicklung. Wir waren Abstiegskandidat und entpuppten uns als Meisterschaftsanwärter", freut sich Irmler.

Er hat daran keinen unwesentlichen Anteil. Mit einem eigentlich abstiegsreifen Etat von 175.000 Euro für die Mannschaft, die Reisen, Verpflegung, Unterbringung, Sponsoreneinladungen usw. ausgestattet, formte Irmler aus den Tennis-Individualisten ein echtes Team und redete sie stark. Durch seine Menschenkenntnis und sein psychologisches Geschick holte der Teamchef so einige seiner Akteure aus kleinen und großen Leistungskrisen heraus. Das wissen auch die Spieler. "Detlev, du bist und bleibst der beste Anführer, den die Welt gesehen hat", schrieb bspw. Mischa Zverev (Weltrangliste 133).

So stärkte Irmler u.a. die anfälligen Nervenkostüme von Peter Torebko (362), Filip Horansky (371) und Jozef Kovalik (127) und versetzte sie in die Lage entscheidende Match-Tiebreaks zu gewinnen. Von den 22 Match-Tiebreaks, die der Rochusclub gespielt hat, wurden 15 gewonnen. "Aufschlag, Vor-, Rückhand und Volley kann jeder lernen. Charakter, Persönlichkeit und Einstellung entscheiden Matches", erläutert Irmler.

Und da hatte er einen Kader zusammengestellt, der die geforderten Eigenschaften in hohem Maße mitbrachte. Beispiel Lukas Rosol (84): Der 31-Jährige Tscheche hielt nicht nur eine flammende Motivationsrede in der Umkleidekabine und ließ in jeder Partie sein Herz auf dem Court. Oder Matwe Middelkoop (Doppel 48): Eigentlich als Doppelspieler verpflichtet stellt sich der niederländische Davis Cup-Spieler dreimal klaglos auch als Einzelspieler zur Verfügung und gewann. "Lukas war das Herz und die Seele des Teams und auf Matwe ist in jeder Situation verlass", so Irmler.

Mit vollem Herzen dabei war auch Pablo Andujar (ehemals 32). Der Spanier, der wegen einer langwierigen Ellenbogenverletzung nicht zum Einsatz kam, fieberte genau wie der rest des Rochusclub-Teams die ganze Saison über mit, verfolgte alle Liga-Begegnungen der Düsseldorfer via Internet. "Vor dem letzten Spieltag hat Pablo mir geschrieben: jetzt werdet ihr Meister. Ich habe geantwortet, nein, damit warten wir auf Dich", erläutert Irmler augenzwinkernd. Klar, dass Andujar schon für die Bundesliga-Saison 2017 zugesagt hat. Genauso wie Jaume Munar (443), Matwe Middelkoop, Wesley Koolhof (Doppel 51), Filip Horansky, Lukas Rosol und Marcel Granollers (46). Zum einen weiß Irmler, was er an den "Jungs" hat und zum anderen greift die alte Sportweisheit "Never change a winning team".

(RP)
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