Lokalsport Wackelkandidat Zverev

Düsseldorf · Morgen will er im Rochusclub aufschlagen, wo der Tennisklub zum Bundesliga-Auftakt den deutschen Meister Blau-Weiß Halle empfängt. Doch ob das klappt, ist ungewiss, denn Düsseldorfs Nummer eins ist noch in Wimbledon.

Detlev Irmler blickt abwechselnd zum Himmel und auf sein Handy. Der Teamchef versucht händeringend, für Sonntag eine schlagkräftige Mannschaft zusammen zu bekommen. "Ich will den Zuschauern zum Auftakt einen Leckerbissen servieren", sagt er. "Ich will direkt für einen Paukenschlag sorgen."

Irmler steht vor einer kniffligen Aufgabe, denn in der Tennis-Bundesliga schlagen die Top-Spieler nur dann auf, wenn sie nicht bei anderen Turnieren im Einsatz sind. Das ist bei Sascha Zverev nicht anders. Deutschlands große Nachwuchshoffnung hat sich aufgrund freundschaftlicher Beziehungen zu Irmler bereit erklärt, für die Düsseldorfer zu spielen - sofern es sein Turnierkalender zulässt. "Eine realistische Chance haben wir eigentlich nur an diesem Sonntag", sagt Irmler. Und die wird von Stunde zu Stunde geringer, weil es in Wimbledon regnet und sich der Zeitplan ständig ändert. Zverev bestritt gestern sein Zweitrundenspiel gegen den Russen Mikhail Youzhny - mit Regenunterbrechung. "Es ist ja eigentlich schon verrückt, dass ich hoffe, dass Sascha das Spiel verliert", sagt der Teamchef beim Blick aus dem Fenster des Maritim Hotel. "Ich drücke ihm immer die Daumen, aber nur wenn er in Wimbledon ausscheidet, kann er nach Düseldorf kommen."

Zverev ist bei weitem nicht die einzige Unbekannte in der Aufstellung. Der Spanier Marcel Granollers, die Nummer zwei, ist noch im Doppel vertreten, ebenso der Tscheche Lukas Rosol und der Niederländer Matwe Middelkoop. Dem Argentinier Facundo Bagnis hatte Irmler schon abgesagt: "Ich war der festen Überzeugung, eine gute Mannschaft beisammen zu haben. Einen Spieler, dem man abgesagt hat, dann anzurufen, das macht man nicht so gerne. Aber vielleicht muss ich es doch." Weil Peter Torebko in Tschechien im Halbfinale steht und Filip Horansky in Belgien.

Jozef Kovalik hat Irmler gestern angerufen. Der Slowake hat sich sofort ins Auto gesetzt und sich aus dem 1100 Kilometer entfernten Bratislava auf den Weg gemacht. Auch Mats Moraing und Mischa Zverev stehen zur Verfügung. "Er sitzt in Hamburg und wartet nur auf meinen Anruf." Der wird kommen, falls die anderen Kandidaten anderenorts weiterhin so erfolgreich sind.

Dem Auftaktspiel gegen Halle misst Irmler große Bedeutung bei: "Einen Punkt würde ich schon gerne holen, denn in Köln und gegen Kurhaus Aachen haben wir kaum eine Chance." Der Klassenerhalt ist das große Ziel. "Das ist ein schwieriges Unterfangen, dazu müssen wir strategisch vorgehen und unbedingt die Spiele in Neuss und bei Blau-Weiß Aachen gewinnen."

Die Favoriten in dieser Saison sind Köln und Kurhaus Aachen, aber auch Krefeld und Feldkirchen gehören zu diesem Kreis. "Viele wissen nicht, wo Feldkirchen überhaupt ist, aber der Ort ist spätestens bekannt, wenn er Meister ist." Detlev Irmler schaut aus dem Fenster, dann auf sein Handy: "Wir haben den Abstieg schon ein paar Mal abgewendet, aber das gelingt nicht immer." Vielleicht kommt der eine oder andere noch rechtzeitig.

(ths)
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