Düsseldorf Sprache als Schlüssel für Integration

Düsseldorf · Bei "Jugend fördert Jugend" geben junge Menschen Nachhilfeunterricht.

Ole Katzenberger ist Student, Aghyad Hennawi möchte bald das Abitur machen. Dass der Ältere dem Jüngeren Nachhilfe gibt, ist eigentlich nichts Besonderes. Ist es aber doch, denn Aghyad Hennawi kommt aus Syrien und gehört zu den Nachhilfeschülern aus den Internationalen Förderklassen, die unter anderem aus jungen Flüchtlingen bestehen. Für sie ist 2014 das Projekt "Jugend fördert Jugend" in Zusammenarbeit des Jugendmigrationsrates der Diakonie mit dem Rotary Club Düsseldorf entstanden. Inzwischen wird es als Gemeinschaftsprojekt aller Düsseldorfer Rotary Clubs weitergeführt.

"Jugend fördert Jugend" bedeutet, dass sich Ole Katzenberger regelmäßig mit dem 19-Jährigen zusammensetzt, mit ihm Hausaufgaben macht, Schulstoff wiederholt oder vor einer Klausur lernt. "Er hat mir nicht nur bei Mathe geholfen, ich kann jetzt auch Gedichte analysieren", erzählt der junge Syrer und lacht. Aber nicht nur Aghyad Hennawi profitiert von dem Projekt, auch die "Lehrer" nehmen etwas mit. "Man reflektiert die eigene Sprache", sagt Ole Katzenberger und Leona Tauchmann, die selbst erst 17 Jahre alt ist, meint: "Man lernt selbst viel über andere Kulturen."

Waren es anfangs wenige Jugendliche, die Hilfe erhielten, sind es nun 156, die von 88 jungen Nachhilfelehrern unterstützt werden. 19 Schulen sind an der Aktion beteiligt. "Auch wenn wir es pädagogisch begleiten, ist es eigentlich ein Projekt unter jungen Menschen. Das macht es so einzigartig", sagt Daniela Bröhl, Sachgebietsleiterin Integration, Migration und Flucht bei der Diakonie. Ganz ehrenamtlich arbeiten die Nachhilfelehrer nicht, sie erhalten eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro pro Stunde. Und da allein in diesem Jahr von Januar bis Oktober 2964 Nachhilfestunden zusammengekommen sind, lebt das Projekt von der Finanzierung durch die Rotary Clubs, die es jedoch gerne fördern. "Sprache ist der Schlüssel für Integration. Ohne sie geht nichts", sagt Arnd Denkhaus vom Rotary Club Düsseldorf-Süd. Margit Jandali (Rotary Club Schlossturm) ergänzt: "Die Unterrichtsleistungen der jungen Flüchtlinge haben sich teilweise stark verbessert und Integration funktioniert halt nur, wenn man Deutsch spricht."

Das Projekt ist mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Die Bertelsmann-Stiftung fand es so spannend, dass sie der Diakonie nahelegte, sich für den bundesweiten Jugendintegrationspreis zu bewerben. "Es engagieren sich Schüler und Studenten mit ihrer Zeit, die Rotary Clubs mit ihren Kontakten und den notwendigen Finanzen. Das hat Vorbildcharakter", sagt Diakoniepfarrer Thorsten Nolting. Wer das Projekt als Sponsor oder Nachhilfelehrer unterstützen möchte, kann sich bei der Diakonie Düsseldorf melden.

(RP)
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