Düsseldorf Sprayer Naegeli wird museumsreif

Düsseldorf · Weil das Werk am Alten Hafen zerstört wurde, will die Politik einen anderen Weg suchen, den Graffiti-Pionier zu ehren.

Die Naegeli-Sprüherei im Alten Hafen wurde von Unbekannten entfernt. Nun könnte ein anderes Werk konserviert werden.

Die Naegeli-Sprüherei im Alten Hafen wurde von Unbekannten entfernt. Nun könnte ein anderes Werk konserviert werden.

Foto: Archiv

Die Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP will auch nach der Zerstörung des Werks am Alten Hafen nicht auf eine Ehrung für Graffiti-Pionier Harald Naegeli verzichten. Sie bringt einen geänderten Antrag in die Sitzung des Kulturausschusses am kommenden Donnerstag ein. Der ursprüngliche Antrag, in dem die Politiker eine Sicherung der Sprüherei am Alten Hafen gefordert hatten, war in der vergangenen Sitzung wegen des Absturzes der Germanwings-Maschine von der Tagesordnung genommen worden. Inzwischen hat sich das Anliegen erledigt: Unbekannte haben das (ohne Erlaubnis angebrachte) Graffito auf einer städtischen Mauer abgewaschen.

In dem Antrag bleiben die Politiker wenig konkret. Sie fordern die Verwaltung auf, ein anderes Naegeli-Werk in der Stadt für eine Konservierung auszusuchen, eine Dokumentation der Düsseldorfer Werke zu erstellen oder eine Naegeli-Ausstellung in einem Düsseldorfer Museum auszurichten. Wenn der Antrag beschlossen wird - was wegen der Ampel-Mehrheit zu erwarten ist - ist Kulturdezernent Hans-Georg Lohe gefordert, eine konkrete Idee zu entwickeln.

Der steht ohnehin in Kontakt mit dem 75-jährigen Künstler, der als "Sprayer von Zürich" in den 1970er Jahren bekannt wurde und seit den 80er Jahren in Düsseldorf wohnt. Damals wurde Naegeli strafrechtlich verfolgt und saß auch wegen Sachbeschädigung in der Schweiz im Gefängnis. Heute gelten seine filigranen Figuren im öffentlichen Raum als künstlerisch richtungsweisend. Dass die Politik sich für das Werk im Alten Hafen interessiert hatte, hatte aber auch einen praktischen Grund: Naegeli drohte eine strafrechtliche Verfolgung, weil er beim Sprühen erwischt worden war.

Eine andere Würdigung zu finden, mit der auch der Künstler einverstanden ist, dürfte nicht einfach werden - nicht nur, weil Naegeli sich nicht offiziell zur Autorschaft seiner Sprühereien bekennt. Der Künstler ist auch grundsätzlich kritisch, was die Konservierung seiner Werke im öffentlichen Raum angeht. So verzichtete er darauf, ein unter Denkmalschutz stehendes, aber stark verblasstes Graffito in Köln zu erneuern. Naegeli hatte angeregt, das zerstörte Werk am Alten Hafen zu sichern - eine Idee, die die Politiker nicht weiter verfolgt haben.

Kulturdezernent Lohe könnte sich auch eine Ausstellung mit Naegelis (legal entstandenen) Papierarbeiten vorstellen und will deshalb das Gespräch mit dem Museum Kunstpalast suchen. Möglicherweise wird Naegeli auch im benachbarten NRW-Forum im kommenden Jahr eine Rolle spielen: Der neue Leiter Alain Bieber plant eine Ausstellung zu Street Art und gilt auch als Anhänger von Naegelis Arbeit.

Der Plan, das Kunstwerk am Alten Hafen zu sichern, hatte eine breite Diskussion ausgelöst. Befürworter argumentierten mit der hohen Qualität und dem Renommee von Naegeli, Graffiti-Gegner beklagten, dass die Politik eine illegale Sprüherei würdige und dadurch ein falsches Zeichen setze.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort