Nach Londoner Brandkatastrophe Düsseldorf appelliert an Hochhaus-Eigentümer

Nach dem Brand eines Hochhauses in London und der Räumung eines Gebäudes in Wuppertal fordert die Stadt Immobilien-Eigentümer auf, ihre Objekte zu überprüfen. In Düsseldorf gibt es 215 Hochhäuser.

 Hochhäuser, wie hier im Quartier Central, stehen nach dem Brand in London derzeit im Fokus. Probleme in Düsseldorf sind nicht bekannt.

Hochhäuser, wie hier im Quartier Central, stehen nach dem Brand in London derzeit im Fokus. Probleme in Düsseldorf sind nicht bekannt.

Foto: Andreas Bretz

Der verheerende Hochhausbrand in London beschäftigt auch das Düsseldorfer Bauaufsichtsamt. Es appelliert an Hauseigentümer, Mängel im Brandschutz zu beseitigen. "Ein Eigentümer hat die Pflicht, sein Gebäude upzudaten", sagt Baudezernentin Cornelia Zuschke. "Die Ertüchtigung des Brandschutzes ist unabhängig vom Bestandsschutz umzusetzen." Das heißt: Vorschriften, die Leib und Leben betreffen, müssen "nachgerüstet" werden.

Mindestens 80 Menschen starben bei dem Feuer des 24-geschossigen Grenfell Towers in der britischen Hauptstadt. Als eine Ursache für die schnelle Ausbreitung des Brandes wird die Fassadenverkleidung gesehen. Als Folge sind auch die Behörden in Deutschland alarmiert — denn die in die Kritik geratenen Polystyrol-Platten sind auch hier zu finden.

In Wuppertal wurde ein Hochhaus vorsorglich evakuiert, die Stadt Münster hat bekanntgegeben, die Fassaden von 70 Hochhäuser zu überprüfen. So drastisch sind die Folgen in Düsseldorf bislang nicht, aber auch hier rufen die Behörden zur Vorsicht auf. Die Politik ist ebenfalls besorgt: In der jüngsten Sitzung des Stadtrates hat es gleich drei Anfragen gegeben, die sich mit dem Thema befassten.

In Düsseldorf gibt es nach Kenntnis der Stadtverwaltung 215 Hochhäuser, das sind nach der offiziellen Definition Gebäude mit einer Höhe von mehr als 22 Meter. Sie stehen besonders im Fokus, weil sie höher sind als die Leitern der Feuerwehr und die Bergung dadurch erschwert wird.

Die Feuerwehr nimmt alle sechs Jahre eine "Brandverhütungsschau" vor. Dabei gehe es jedoch nur um offensichtliche Mängel wie falsche Türen oder Möbel im Flur. Eine genaue Untersuchung der verbauten Materialien findet nicht statt — dies wäre sehr aufwendig. So müssen etwa tragende und aussteifende Bauteile sowie Brüstungen offener Gänge 90 Minuten den Flammen standhalten.

In der Pflicht sind die Eigentümer. Auch Immobiliengesellschaften nehmen den Brandschutz erneut in den Blick. "Natürlich schauen wir uns unsere Objekte kritisch an", sagt etwa Mischa Lenz, Sprecher der LEG, die zum Monatsanfang die Hochhäuser in Hassels-Nord übernommen hat. Die Standards seien aber ohnehin hoch. "Wir sind überzeugt, dass wir eine sehr hohe Sicherheit bieten."

Bei Hochhäusern, die erst jüngst entstanden sind, gelten ohnehin strengere Regeln. "Unser Brandschutzkonzept ist mit Feuerwehr und Stadtverwaltung abgestimmt", sagt Anja Ludwig, Sprecherin der Firma Pandion, die im Quartier Central zwei Hochhäuser errichtet hat. In den Fassaden sei kein brennbares Material verbaut.

Problematische Materialien wurden allerdings nicht nur in Hochhäusern verbaut. "Polystyrol-Dämmung findet sich auch oft in Gebäuden mittlerer Höhe von sieben bis 22 Meter", sagt Norbert Hüsson, Sachverständiger im Malerhandwerk mit dem Schwerpunkt Dämmung. Das Problem: Welches Material verbaut wurde, lässt sich oft nur mit hohem Aufwand kontrollieren, da Putz die Dämmung verdeckt.

Hüsson rät zu erhöhter Sensibilität, insbesondere bei Sanierungen. Eigentümer sollten klären, dass nicht brennbare Stoffe verwendet und Brandriegel eingebaut werden. Auftraggeber sollten sich das von Firmen bescheinigen lassen.

(arl/ujr)
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