Zukunft noch unklar Stadt Düsseldorf will Kinderbauernhof verkaufen

Düsseldorf · Der Gutshof Niederheid soll an einen privaten Investor veräußert werden. Die Stadt will dadurch eine teure Sanierung sparen. Wie es mit dem beliebten Kinderbauernhof und der Reitschule weitergeht, ist unklar.

 Die Stadt hat Pächterin Christina Tschorn (hier mit Tochter Emilia) mitgeteilt, dass sie das Verhältnis kündigen will. Denn der Gutshof soll verkauft werden.

Die Stadt hat Pächterin Christina Tschorn (hier mit Tochter Emilia) mitgeteilt, dass sie das Verhältnis kündigen will. Denn der Gutshof soll verkauft werden.

Foto: Andreas Bretz

Die Stadt Düsseldorf will sich vom Gutshof Niederheid in Holthausen trennen, in dem der einzige Kinder-Bauernhof der Stadt betrieben wird. Die Pächterin wurde in dieser Woche benachrichtigt, dass die Stadt das Verhältnis kündigen wird. Man stelle alle Liegenschaften, die nicht von der Stadt selbst genutzt werden, auf den Prüfstand, sagt ein Stadtsprecher: "Es gibt aber die felsenfeste Absicht, die Nutzung so weiterlaufen zu lassen wie bisher."

Der Hof ist eine beliebte Anlaufstelle vor allem für Familien aus dem Süden Düsseldorfs. Dort gibt es einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Streichelzoo (wie auch im Südpark), Flächen zum Toben und Spielen sowie Ponyreiten. Zum Konzept gehört auch die pädagogische Arbeit: Kinder mit und ohne Handicap einer Förder- und einer Grundschule kümmern sich gemeinsam um Tiere, Kinder aus allen Förderschulen kommen zum therapeutischen Reiten.

Der Hauptgrund für den geplanten Verkauf ist der starke Sanierungsbedarf des denkmalgeschützten Gebäudes. Das Dach muss erneuert werden, auch Brandschutz und Statik machen Probleme. Die Räume sind teilweise nicht mehr nutzbar. Die Kosten für eine Sanierung werden auf vier bis fünf Millionen Euro geschätzt. Inoffiziell ist zu hören, dass die Stadt sich keinen allzu hohen Verkaufspreis erhofft, es eher darum geht, einen Sanierungsfall loszuwerden.

Völlig unklar ist aber, wie sich die kostspielige Sanierung mit einer Nutzung als Reiterhof mit besonderem pädagogischen Anspruch refinanzieren soll - oder ob die Stadt zu Zugeständnissen an den erhofften privaten Investor bereit ist.

Pächterin Christina Tschorn betreibt den Hof seit mehr als fünf Jahren. Sie hatte von Beginn an gehofft, dass das marode Gebäude erneuert wird - aber natürlich, ohne dass sie gehen muss. Tschorn findet, dass der Kontakt mit Ziegen, Kaninchen und anderen Tieren wichtig für Stadtkinder ist. "Es ist erschreckend, wie viele Kinder noch nie ein Huhn gesehen haben." Sie hätte sich gewünscht, dass die Stadt früher auf sie zukommt, um vielleicht über ein anderes Konzept zu sprechen. Nun werde sie vor vollendete Tatsachen gestellt. "Für uns persönlich ist es sehr schade, wenn wir gehen müssen." Wie lange sie den Hof noch betreiben dürfe, sei unklar.

Die CDU im Stadtbezirk 9 kritisiert, dass die Politik an der Entscheidung offenbar nicht beteiligt wurde. "Das ist wieder mal ein Beispiel für intransparentes Vorgehen", sagt Dirk Angerhausen. Er verweist darauf, dass die Bezirkspolitik vor rund einem Jahr sogar schon einen Betrag in Höhe von 130.000 Euro für eine Dachsanierung zur Verfügung gestellt hatte. "Das war für uns viel Geld, wir wollten damit fraktionsübergreifend ein Zeichen setzen." Die Arbeiten seien aber nie begonnen worden. Die CDU will nun durch eine Anfrage in der Bezirksvertretung mehr erfahren.

Beim Amt für Gebäudemanagement kann man noch keine Details zum Vorgang nennen. Man stehe noch ganz am Anfang, heißt es. Bisher habe es noch nicht einmal eine Wertermittlung für die Liegenschaft gegeben.

Die Geschichte des Gestüts reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Die Stadt hatte es 1973 erworben, um das Gebiet zur Naherholung zu sichern und eine weitere Industrie-Ansiedlung zu verhindern. Der Hof ist das Herzstück des rund 23.000 Quadratmeter großen Freizeitparks Niederheider Wäldchen.

(RP)
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