Düsseldorf Stadt gibt Millionen für Ex-Chefs aus

Düsseldorf · In Düsseldorf werden überraschend oft Geschäftsführer, Vorstände und andere Top-Leute auf die Straße gesetzt. Das kostet Millionen.

 Ludger Dohm bekommt als ehemaliger Flughafen-Chef 1,4 Millionen Euro Abfindung.

Ludger Dohm bekommt als ehemaliger Flughafen-Chef 1,4 Millionen Euro Abfindung.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

In einer Woche müssen gleich zwei Chefs städtischer oder stadtnaher Töchter gehen: Erst Sparkassen-Vorstand Martin van Gemmeren, dann Flughafen-Chef Ludger Dohm. Ihr Abgang kann die Unternehmen und damit auch die Steuerzahler zusammen rund 5,5 Millionen Euro kosten. Das sind keine Einzelfälle. Millionen sind zu zahlen, weil Personen aus Top-Positionen vorzeitig abgelöst werden. "Bei hohen politischen Wahlbeamten könnte man das noch nachvollziehen", sagt Heiner Cloesges vom Steuerzahlerbund NRW, "aber wir sprechen hier über die kommunale Ebene. Die Fälle haben ein Ausmaß erreicht, für das wir überhaupt kein Verständnis mehr aufbringen".

Im Fall Dohm, der einfach nicht auf den Posten passte und nach nur 16 Monaten gehen musste, weisen die Aufsichtsräte die Verantwortung von sich. Ausgesucht hatten den BP-Manager Vertreter der Gesellschafter (Stadt und AviAlliance), es war zudem der Headhunter Egon Zehnder eingeschaltet. Auf die Frage, was bei der Personalauswahl schiefgegangen sein könnte, antwortet die Berliner Zentrale des Beraters lieber nicht - man äußere sich grundsätzlich nicht zu Personen oder Unternehmen, heißt es.

Die Stadtsparkasse kamen die Wechsel der vergangenen Jahre besonders teuer zu stehen, nicht selten ging es dabei um persönliche oder politische Abrechnungen: Schlagzeilen machte vor allem die Pooth-Affäre, bei der es auch um Geschenke an Vorstandsmitglieder im Kontext von Kreditvergaben ging und infolgedessen 2008, maßgeblich betrieben von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU), dessen einstiger Vertrauter, der Vorstandsvorsitzende Heinz Martin Humme, sowie das Vorstandsmitglied Karl-Heinz Stiegemann gehen mussten, auch Bernd Eversmann verließ den Vorstand später. Humme klagte gegen seine Entlassung, ihm wurde rund eine Million Euro zugesprochen, Stiegemann ging wegen der berechtigten fristlosen Kündigung leer aus, Eversmann erhielt ein halbes Jahr sein Gehalt weitergezahlt.

Ebenfalls 2008 wurde der Generalbevollmächtigte Christoph Flohr gekündigt - und bekam eine Million Euro mit auf den Weg. Auf Humme folgte Peter Fröhlich als Vorstandschef, auch er musste nach Differenzen mit einem Oberbürgermeister, Dirk Elbers (CDU), 2012 gehen - die Stadtsparkasse kostete das 1,2 Millionen Euro. Das stellvertretende Vorstandsmitglied Thomas Boots verließ das Institut 2013 - mit mehr als 400.000 Euro. 2013 trennte sich die Stadtsparkasse nach nur vier Jahren vom Vorstandsmitglied Andreas Goßmann: Er erhielt etwa ein Jahr lang seine kompletten Bezüge, bis zu seiner Pensionierung bekommt er ein Ruhegehalt. Gesamtkosten: drei Millionen Euro. 200.000 Euro jährlich könnte Risiko-Vorstand Martin van Gemmeren kosten, weil sein Vertrag ausläuft - ebenfalls bis zur Pensionierung, was angesichts seiner 46 Jahre beachtlich ist. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass er wegen seiner hohen Fachkompetenz rasch einen neuen Job findet. Für ihn sind rund vier Millionen Euro zurückgestellt, für Vorstandschef Arndt Hallmann, dessen Vertrag nun ebenfalls zur Verlängerung ansteht, acht Millionen.

Aber auch die - rein finanziell betrachtet - unteren Chargen kosten einiges. So wählte der Stadtrat vor einigen Jahren eine Dezernentin nicht wieder, sie war erst 47, es stand ihr die Hälfte ihrer Beigeordneten-Bezüge zu, solange sie kein neues Arbeitsverhältnis einging. Der 2014 abgewählte Oberbürgermeister Dirk Elbers sorgte mit seiner Sofortrente von 4200 Euro für landesweite Schlagzeilen, zu solchen Regelungen soll es dank einer Gesetzesänderung nun nicht mehr kommen. Zu den beschriebenen Fällen zählt auch der frühere Chef der Industrie-Terrains Düsselorf-Reisholz (IDR), Denis Rauhut. Er wurde Mitte Mai freigestellt, sein Vertrag läuft noch bis Ende August. Bei einem Jahresgehalt von rund 160.000 Euro bedeutet dies Zahlungen in Höhe von etwa 40.000 Euro.

(RP)
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