Düsseldorf Stadt kauft Rechte an Schauspielhaus

Der Streit mit dem Sohn von Architekt Bernhard Pfau ist vorbei. Für 750.000 Euro erwirbt die Stadt die Rechte an dem berühmten Theaterbau – und könnte ihn nun freier verändern. Ein Auszug des Schauspiels ist nebenbei auch vom Tisch.

 Ende der 60er Jahre wurde das Schauspielhaus errichtet. Dieses Foto stammt aus der aktuellen Ausstellung des Theatermuseums zur Geschichte des Gebäudes.

Ende der 60er Jahre wurde das Schauspielhaus errichtet. Dieses Foto stammt aus der aktuellen Ausstellung des Theatermuseums zur Geschichte des Gebäudes.

Foto: Theatermuseum, Nachlass Lore Bermbach

Der Streit mit dem Sohn von Architekt Bernhard Pfau ist vorbei. Für 750.000 Euro erwirbt die Stadt die Rechte an dem berühmten Theaterbau — und könnte ihn nun freier verändern. Ein Auszug des Schauspiels ist nebenbei auch vom Tisch.

Die Stadt Düsseldorf kann jetzt einfacher darüber entscheiden, wie sie das Schauspielhaus und den Theatervorplatz entwickeln will. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat eine Einigung mit dem Sohn von Architekt Bernhard Pfau erzielt: Die Stadt erwirbt alle Rechte an dem urheberrechtlich geschützten Bau. Das heißt: Sie muss bei Umbauten des Gebäudes oder des Vorplatzes keine Rücksicht mehr auf die Einwände der Erben nehmen. Immer wieder hatte es Streitigkeiten mit ihnen darüber gegeben, ob Pläne im Sinne des 1989 verstorbenen Architekten sind. Das Urheberrecht erlischt erst 70 Jahre nach dessen Tod.

Der Pfau-Nachfahre erhält zum Ausgleich einen Betrag in Höhe von 750.000 Euro, von denen der Investor für das benachbarte Bauprojekt Kö-Bogen II 250.000 Euro übernimmt. Den Rest der Kosten trägt die Stadt. Das geht aus einer nichtöffentlichen Beschlussvorlage hervor, zu der der Stadtrat in der Sitzung am 2. Februar noch seine Zustimmung geben muss. Dies gilt als äußerst wahrscheinlich.

Die Verhandlungen drehten sich offenbar nicht nur ums Geld, wie weitere Bedingungen zeigen, die beide Seiten für den Vertrag ausgehandelt haben. Den Pfau-Erben war es in den Auseinandersetzungen mit der Stadt immer um das Andenken an den progressiven Architekten gegangen, der mit dem 1970 eröffneten Schauspielhaus sein wichtigstes Werk geschaffen hat. Sie sorgten sich, dass Umbauten das markante Gebäude mit der geschwungenen Blechfassade verschandeln könnten.

Oberbürgermeister Thomas Geisel freut sich, dass die Erben nun ihm und der Stadt das Vertrauen ausgesprochen haben. Er sieht das als Verpflichtung. "Wir werden bei allen Entscheidungen respektvoll mit dem schöpferischen Werk von Bernhard Pfau umgehen", sagt er.

Ganz nebenbei ist durch den Vertrag auch endgültig die Frage eines möglichen Auszugs des Schauspielhauses geklärt, die politisch ohnehin vom Tisch ist. Die Stadt verpflichtet sich, den Bau als Schauspielhaus zu nutzen, heißt es in dem Vertrag. Als Erinnerung an den Düsseldorfer Architekten soll zudem geprüft werden, ob in der Nähe des Gebäudes eine Fläche nach ihm benannt werden kann.

Mit der Einigung dürfte allen Beteiligten an der Entwicklung des Areals ein Stein vom Herzen fallen. Denn die Planung für das Großprojekt Kö-Bogen II und die Erneuerung der Tiefgarage unter dem Gustaf-Gründgens-Platz war wegen möglicher Vetos durch das Urheberrecht am Schauspielhaus streitig. Auch im jahrelangen Streit um die inzwischen eingelagerte Mauer auf dem Platz ist zumindest eine Partei weniger im Spiel, allerdings geht es in diesem Fall noch um denkmalrechtliche Fragen.

Darüber hinaus eröffnet die Einigung auch die Möglichkeit, freier mit der Entwicklung des Schauspielhauses umzugehen. Intendant Wilfried Schulz und Kö-Bogen-II-Architekt Christoph Ingenhoven haben Ideen für Umbauten entwickelt, etwa einen neuen Kassenbereich oder eine offenere Fassade zum Gründgens-Platz. Eine Umsetzung steht mangels Finanzierung allerdings derzeit nicht zur Debatte.

Unterdessen laufen die Planungen für die Erneuerung der Fassade, für die der Stadtrat nach der emotionalen Debatte im Herbst bereits einen ersten, einstimmigen Beschluss gefasst hat. Allerdings ist noch nicht klar, wie teuer die Arbeiten werden. Die aktuelle Schätzung beläuft sich für Dach und Fassade auf 15 Millionen Euro, allerdings räumt das Kulturdezernat bereits ein Kostenrisiko von 40 Prozent ein. Die Politik hofft auf eine Fertigstellung im Jahr 2020. An der Haustechnik wird bereits gearbeitet. Dabei sind die Kosten von ursprünglich veranschlagten elf auf 20,9 Millionen Euro gestiegen.

(arl)
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