Düsseldorf Stadt nimmt wieder Flüchtlinge auf

Düsseldorf · Der Aufnahmestopp, der nach dem Brand in einer als Unterkunft genutzten Lagerhalle der Messe galt, ist aufgehoben. Pro Woche rechnet Düsseldorf jetzt mit rund 100 geflüchteten Menschen. Der Bau der Wohnmodule geht voran.

 Am Standort in der Nießdonk in Lichtenbroich werden Wohnmodule für rund 400 Flüchtlinge gebaut.

Am Standort in der Nießdonk in Lichtenbroich werden Wohnmodule für rund 400 Flüchtlinge gebaut.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Über Wochen hat das Land NRW seiner Landeshauptstadt keine Flüchtlinge zugewiesen. Im gesamten Juli wurden laut Sozialdezernent Burkhard Hintzsche nur 82 geflüchtete Menschen in Düsseldorf aufgenommen. Die Zahl der Flüchtlinge in der Stadt sei vorübergehend auf 7170 gesunken. Davon befinden sich 5504 im Asylverfahren, 1666 hätten einen anerkannten Status oder seien dauerhaft geduldet.

Der Grund für den Rückgang war nicht, dass seit dem Abkommen mit der Türkei kaum Flüchtlinge über die Balkan-Route nach Deutschland gelangen. Die Ursache war ein Aufnahmestopp, den das Düsseldorfer Rathaus mit der Bezirksregierung vereinbart hatte, nachdem Anfang Juni eine als Flüchtlingsunterkunft genutzte Lagerhalle der Messe abgebrannt war. Sie bot Platz für mehr als 500 Bewohner, war aber zum Zeitpunkt des Feuers, das einer der Bewohner gelegt haben soll, nicht komplett ausgelastet.

Der Aufnahmestopp ist seit einigen Tagen aufgehoben. Laut Hintzsche rechnet man ab heute wöchentlich wieder mit 100 Zuweisungen. Und trotz der zwischenzeitlich gesunkenen Zahlen hält er die Prognose von rund 9000 Flüchtlingen zum Ende des Jahres aufrecht. "Wir müssen davon ausgehen, dass die wegen des Aufnahmestopps nicht erfolgten Zuweisungen nachgeholt werden müssen", sagt der Sozialdezernent. Ohnehin ist auch in diesem Jahr ein Anstieg zu verzeichnen: Lebten in Düsseldorf Ende 2015 noch 5120 geflüchtete Menschen - 119 Prozent als ein Jahr zuvor -, sind es 2016 bereits jetzt 2000 mehr (plus 40 Prozent). Hintzsche geht davon aus, dass die Steigerung bis Jahresende auf 76 Prozent anwächst. Um Platz zu schaffen, werden weitere bisher vom Land genutzte Objekte für eine mögliche Unterbringung geprüft.

Parallel werden an stadtweit sechs Standorten Modulanlagen in unterschiedlichen Größen gebaut. Der Finanzausschuss hatte dafür am 18. März außerplanmäßig Mittel in Höhe von 69 Millionen Euro freigegeben. Fast 2000 Plätze sollen dadurch insgesamt entstehen: An den Standorten Nießdonk in Lichtenbroich und Oberlöricker Straße in Lörick haben die Bauarbeiten für die Anlagen mit jeweils 400 Plätzen gerade begonnen, an der Völklinger Straße (320 Plätze) in Bilk wurde gerade die Baugenehmigung erteilt, für die Werstener Standorte Ickeswarder Straße (500) und Lützenkircher Straße (160) sowie den am Franz-Rennefeld-Weg (160) in Lichtenbroich laufen die Planungen.

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"Die Herausforderung wird für uns sein, Wohnungen für die rund 1700 Flüchtlinge mit anerkanntem Status oder Duldung zu schaffen", sagt Hintzsche. Denn ein Großteil lebt nach wie vor in Unterkünften. Gleichzeitig besteht auch unabhängig davon in Düsseldorf eine große Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Das Ziel der Stadt ist, jährlich 3000 Wohneinheiten zu schaffen, davon ein Drittel im geförderten Bereich. Insgesamt sind im Stadt-Etat rund 114 Millionen Euro für die Unterbringung, Betreuung und Integration von Flüchtlingen eingestellt, 62 Millionen davon wird das Land erstatten.

(dr)
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