Düsseldorf Stadt sucht dringend neuen Kämmerer

Düsseldorf · Mitten in der heißen Phase der Haushalts-Aufstellung geht der Stadt der wichtigste Mann für die Finanzen verloren. Im Rathaus hofft man, die Stelle schon zum 1. Oktober wiederbesetzen zu können. Die Stadt hat Stellenanzeigen geschaltet.

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Foto: Endermann (2), Bretz

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will die Finanzen der Stadt auf den Prüfstand stellen - ausgerechnet jetzt droht eine Vakanz auf dem Posten des Stadtkämmerers. Manfred Abrahams wird bei der Einbringung des Haushalts in den Stadtrat im September noch mitwirken, wechselt aber zum 1. Oktober zu den Stadtwerken. Obwohl der Weggang bereits im April feststand, ist noch kein Nachfolger gefunden. Derzeit läuft die Ausschreibung. Nach dem Bewerbungsschluss am 15. Juli sollen zügig Auswahlgespräche folgen. Geisel hofft, dem Rat schon im September den Nachfolger vorschlagen zu können. Das wäre Voraussetzung, damit die Stelle nahtlos wiederbesetzt werden kann. Ob das klappt, ist ungewiss.

Bereits kurz nach dem Regierungswechsel hatte sich angedeutet, dass der strategisch wichtige Posten neu besetzt werden soll. Das CDU-Mitglied Abrahams ist nicht nur Kämmerer, sondern auch Stadtdirektor und damit der direkte Vertreter des Oberbürgermeisters als Chef der Verwaltung. Für viele Beobachter ist klar, dass Abrahams auf den gut dotierten Vorstandsposten weggelobt wurde - was Geisel und Abrahams aber zurückweisen. "Es handelt sich hierbei weder um einen Entsorgungs-, noch um einen Versorgungsposten", sagt Geisel.

Fest steht: Der Wechsel ausgerechnet vor den politischen Beratungen für den Haushalt ist schwierig. "Wir sind überrascht, dass Thomas Geisel noch keine Lösung hat", sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Christian Zaum. Die Lage sei "doppelt misslich": "Wir empfinden es als unglücklich, wenn der Kämmerer vor den Beratungen geht und besonders fragwürdig vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme."

Auch Geisel räumt ein, dass der Zeitpunkt "nicht ideal" sei. Dies sei aber Folge der Entscheidung von Abrahams, der in den Stadtwerke-Vorstand mit dem Aufgabenfeld Vertrieb wechselt. Die Rede ist von einem jährlichen Gehalt von rund 400 000 Euro. Geisel sagt, die Stadt habe unverzüglich die Ausschreibung eingeleitet. Bis zu seinem Ausscheiden arbeite Abrahams mit voller Kraft weiter. "Er ist Profi genug."

Die Besetzung des Postens ist von großer Bedeutung. Geisel und die Ampel-Koalition haben angekündigt, die laufenden Kosten und das dadurch entstehende jährliche Defizit senken zu wollen. Dafür braucht es einen erfahrenen Experten in der Finanzspitze. Stadtdirektor wie Abrahams wird der oder die Neue aber wohl nicht werden. Es gilt als sicher, dass Sozialdezernent Burkhard Hintzsche (SPD) diese Funktion übernimmt.

Manfred Abrahams sagte derweil in einem Interview mit der Fachzeitschrift "Der Neue Kämmerer", dass er den Wechsel als "Vervollständigung seines Berufslebens" sehe. Auf die Frage, was er vermissen werde, sagte er, die Kollegen würden ihm fehlen. "Die Stadtratssitzungen werde ich eher weniger vermissen."

(RP)
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