Düsseldorf Stadt warnt Schulen erst kurz vor Sturmbeginn

Düsseldorf · Am Morgen stand in den Sekretariaten das Telefon nicht still, weil Eltern wissen wollten, ob Unterricht trotz des Sturms stattfindet. Die Information der Stadt kam erst nach Schulbeginn.

 In der OGS der Grundschule Sonnenstraße betreute Kristina Lukic wegen des Sturms Adam (7) und Silan (9), weil sie erst später abgeholt wurden.

In der OGS der Grundschule Sonnenstraße betreute Kristina Lukic wegen des Sturms Adam (7) und Silan (9), weil sie erst später abgeholt wurden.

Foto: A. Bretz

In Stockum haben die Gymnasiasten heute noch frei: Die Schule wurde von Orkantief Friederike schwer getroffen, die Dächer mehrerer Gebäudeteile sind so beschädigt, dass der Schulbetrieb nicht aufrecht zu erhalten ist. Haus A wurde großflächig abgedeckt, auch Aula und Sporthalle sind betroffen. Ob am Montag wieder im Gebäude unterrichtet wird, werde "zeitnah" mitgeteilt, heißt es auf der Homepage des Gymnasiums.

Glimpflicher kamen die GGS Stoffeler Straße und das Berufskolleg an der Pestalozzistraße davon: Dort stürzten Ziegel in die Schulhöfe, die von den Hausmeistern abgesperrt wurden. Auf das Grundstück der Grundschule an der Unterrather Straße stürzte ein 20 Meter hoher Nadelbaum, der ans Schulhaus gelehnt liegen blieb und von der Feuerwehr beseitigt wurde. Dort soll der Unterricht heute weitergehen.

Zum Glück blieben Kinder von diesen Sturmschäden unverletzt - sie hatten die Gebäude bereits verlassen. Die Stadt hatte gestern Morgen gegen 9.30 Uhr den Schulleitern empfohlen, wegen des Sturms die Schüler bis spätestens 10.30 Uhr nach Hause zu schicken oder sie zu betreuen, bis ein gefahrloser Heimweg möglich sei. Der späte Zeitpunkt der Nachricht stieß bei Eltern auf Kritik. "Das hätte man einen Tag vorher regeln können. So war das alles etwas ungünstig organisiert", sagt Agnes Achouri, Mutter zweier Kinder, die Grund- und Realschule besuchen. Von "hektischen Telefonaten und Aufregung in WhatsApp-Gruppen", berichtet Ralph Kohkemper, dessen Tochter die Grundschule in Wersten besucht. Eltern hätten fluchtartig den Arbeitsplatz verlassen, um ihre Kinder abzuholen.

"Offensichtlich waren einige Schulen mit der kurzfristigen Organisation überfordert", sagt Julia Masin. Die Mutter eines achtjährigen Sohnes erhielt mehrere Anrufe der Grundschule noch nach elf Uhr, dass sie ihr Kind abholen solle. Eine Kurzschlussreaktion, findet Masin, schließlich hieß es im Schreiben der Stadt, dass die Schüler aus Sicherheitsgründen ab 11 Uhr nicht draußen unterwegs sein sollten.

In den Sekretariaten stand am Morgen das Telefon nicht still, weil Eltern nachfragten, ob der Unterricht stattfinde. Die Nachricht der Stadt blieb deshalb in manchen Schulen erst einmal unbemerkt. So auch im Sekretariat der Gemeinschaftsgrundschule Sonnenstraße. "Die Zeit, dann die Eltern zu informieren, dass sie ihre Kinder abholen sollen, wurde schon etwas knapp", sagt Schulleiter Kornelius Knettel. Die Schüler mit einem OGS-Platz wurden an der Sonnenstraße bis 16 Uhr betreut. "Darauf haben die Eltern ein Anrecht", betont Knettel. Doch nicht an allen Schulen sei dies berücksichtigt worden: Eine Kollegin erhielt einen Anruf, dass sie ihr Kind abholen sollte, obwohl es einen OGS-Platz hat.

Am Geschwister-Scholl-Gymnasium informierte Schulleiter Hans-Hermann Schrader die knapp 1000 Schüler, dass der Unterricht nach der zweiten Stunde endete und hob das Handy-Verbot auf, damit sie ihre Eltern informieren konnten. Die Vorstellung, dass Schüler während des Sturms durch den nahen Volksgarten gehen, hatte ihm schon am Abend Sorge bereitet.

Sturm Friederike: Bilder der Orkan-Schäden aus NRW vom Januar 2018
26 Bilder

Diese Schäden richtete "Friederike" in der Region an

26 Bilder
Foto: Uwe Heldens

Anders als das Schuldezernat in Neuss, das bereits Mittwochabend schulfrei wegen des Unwetters verkündet hatte, sah man in Düsseldorf keinen Anlass zu handeln, sondern verließ sich auf einen Erlass des Schulministeriums - nachzulesen auf der Internetseite des Landes. Danach können bei Extremwetterlagen Eltern und Schulen selbst entscheiden, ob ihre Kinder zu Hause bleiben und ob Unterricht stattfindet. Als sich gestern Morgen herausstellte, dass die meisten Schulen geöffnet hatten, habe man die Empfehlung herausgegeben, so eine Sprecherin. Kritik an der späten Reaktion der Stadt wurde gestern auch in der Sitzung der Bezirksvertreter in Eller geäußert. Ordnungsdezernent Christian Zaum (CDU) erklärte, beim Karnevalszug vor zwei Jahren habe man früher reagiert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort