Düsseldorf Stadt will mehr Daten ins Internet stellen

Düsseldorf · Bürger sollen künftig unzählige Informationen der Stadtverwaltung bequem abrufen können - bis hin zum gesamten Haushaltsplan. Der Piratenpartei dauern die Vorbereitungen zu lange: Sie startet eine eigene Open-Data-Plattform.

 Piraten-Landeschef Patrick Schiffer (links) und Ratsherr Frank Grenda wollen Open Data in Düsseldorf vorantreiben.

Piraten-Landeschef Patrick Schiffer (links) und Ratsherr Frank Grenda wollen Open Data in Düsseldorf vorantreiben.

Foto: Bernd Schaller

Die Open-Data-Idee gewinnt in Düsseldorf an Fahrt. Bürger sollen bald eine große Menge von Daten aus dem Bestand der Stadtverwaltung bequem über das Internet abrufen können - zum Beispiel Pläne für neue Bauprojekte, allgemeine Informationen über städtische Einrichtungen oder die Einzeldaten aus dem Tausende Seiten starken Haushaltsplan. Auf das Vorhaben hatten sich SPD, Grüne und FDP in ihrer Kooperationsvereinbarung verständigt. Es soll die Bürgerbeteiligung an politischen Prozessen stärken. Nach dem Willen der Parteien soll die Stadtverwaltung "alle Daten" offenlegen, soweit nicht "Personendatenschutz oder Staatswohlinteressen" entgegenstehen.

Im Rathaus bereitet eine Arbeitsgruppe mit dem Namen "Smart City" das Projekt vor. Sie soll technische und rechtliche Fragen klären. So sollen die Daten in einem Format aufbereitet werden, das die Weiterverarbeitung möglichst einfach macht - das ist bei bisherigen Veröffentlichungen der Stadt oft nicht der Fall. Ziel ist es, dass Bürger, aber auch Unternehmen mit den Beständen aktiv werden und sie zum Beispiel für Karten verwenden können. Die Stadt muss zudem vor der Veröffentlichung sicherstellen, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden, etwa weil einzelne Haushalte identifiziert werden können. Ein erstes Ergebnis will die Stadt präsentieren, wenn die überarbeitete Internetseite www.duesseldorf.de im ersten Quartal 2016 startet. "Open Data ist für uns ein wichtiges Projekt", sagt Stadtsprecherin Kerstin Jäckel-Engstfeld.

Wie das Vorhaben konkret aussieht, lässt sich in anderen Städten sehen. Einer der Vorreiter für Open Data in NRW ist die Stadt Köln, die bereits eine entsprechende Internetseite betreibt (siehe Infokasten). Dort haben die Ämter nach und nach etliche Datensätze als Tabellen eingestellt: von der Statistik der Verkehrsunfälle über die Standorte der Wochenmärkte, von den Sammelstellen für Weihnachtsbäume bis zur Lage aller Parkscheinautomaten. Die Tabellen können heruntergeladen und für kommerzielle und nichtkommerzielle Zwecke weiterverarbeitet werden.

Die Kölner Seite zeigt auch Projekte, die aus diesen Daten bereits entstanden sind. So gibt es eine interaktive Karte, aus der die aktuelle Wartezeit in allen Bürgerämtern zu ersehen ist. Im Projekt "Offener Haushalt" werden die Posten im Haushaltsplan übersichtlich in einer Grafik dargestellt, um sie für Laien verständlicher zu machen.

Ähnliches könnte es bald für Düsseldorf geben. Nach Ansicht der Piratenpartei, zu deren Kernthemen Open Data gehört, dauert die Vorbereitung aber zu lange. "NRW ist in Sachen Open Data noch in der Steinzeit", meint Piraten-Ratsherr Frank Grenda, der sich als Hospitant der SPD-Fraktion angeschlossen hat. Die Piraten haben deshalb vorab ein eigenes Portal gestartet.

Als eines der ersten Projekte wollen sie dort alle verfügbaren Daten zum Thema Schule offenlegen, ein entsprechender Antrag wird in die nächste Sitzung des Schulausschusses eingebracht. Eine interaktive Karte soll dann alle Schulstandorte in Düsseldorf darstellen und weitergehende Informationen wie Anmeldezahlen auf übersichtliche Weise zugänglich machen. Die Piraten wollen auch die aktuellen Planungen für das Radwegenetz einstellen, um die Diskussion zu diesem Thema zu beleben. "Open Data kann Politik leichter verständlich machen", meint der Piraten-Landesvorsitzende Patrick Schiffer.

(arl)
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