Leben als "Von-und-Zu" Diese Düsseldorfer tragen einen Adelstitel

Düsseldorf · Die einen wurden für ihren Adelstitel gehänselt, andere lächeln darüber und wieder welche sind stolz auf die bemerkenswerte Familienhistorie. Düsseldorfer erklären, wie es sich als "Von-und-Zu" leben lässt.

 Juliane von Fürstenberg ist eine geborene von Schaumann Gräfin Werder. Der Familie ihres Vaters gehörten einst die Ländereien und das Schloss Güssow in Pommern.

Juliane von Fürstenberg ist eine geborene von Schaumann Gräfin Werder. Der Familie ihres Vaters gehörten einst die Ländereien und das Schloss Güssow in Pommern.

Foto: Stefan Schaal/Agentur F�rstenber

Juliane von Fürstenberg: "Da kommt die Prinzessin" - hieß es früher oft, wenn andere Kinder Juliane von Fürstenberg ärgern wollten. Denn sie ist eine geborene von Schaumann Gräfin Werder. Der Familie ihres Vaters gehörten einst die Ländereien und das Schloss Güssow in Pommern. "Solange bis alles im Krieg zerstört wurde und meine Großmutter mit ihren drei Söhnen zu Fuß nach Hamburg geflohen ist", erzählt die 39-Jährige, die Inhaberin der Kommunikationsagentur Fürstenberg ist. Seit ihrer ersten Hochzeit vor zehn Jahren trägt sie den Namen der Freiherren von Fürstenberg, die seit mehr als 200 Jahren mit dem Schloss Hugenpoet in Essen-Kettwig verbunden sind.

Wie lebt es sich denn als von und zu? "Das ist doch nur ein Name wie jeder andere", betont die Unternehmerin. Aber vielleicht doch nicht so ganz, schränkt sie ein: Eine so lange Historie hinterlasse Spuren. Das fängt bei der Erziehung, den Wertvorstellungen und Umgangsformen an und hört nicht auf mit den Anekdoten, die oft im Familienkreis erzählt werden. Und es gibt neue: "Mein Vater schreibt die Geschichte fort."

Suse von Schmiedeberg: "Meinen Mädchennamen wollte ich gar nicht gegen ein ,von' tauschen. Ich fand ,Tomfeld' passt zu mir und es ist ein super seltener angelsächsisch angehauchter Name", erzählt Suse von Schmiedeberg. Doch Gatte Sherko ist der Meinung, ein bisschen alter, wenn auch verarmter Adel aus Osteuropa mit drei Fischen im Wappen, kann nicht schaden. "Als ich mit 26 dann zum ersten Mal mit neuem Namen und Doktortitel auf der Kreditkarte ein Parfüm bezahlt habe, stammelte die Verkäuferin vor lauter Doktor & Co vor sich hin und bedankte sich für den Einkauf. "Das wäre mir ohne ,von' nie passiert", schmunzelt die Mutter von drei Kindern, die als Dermatologin und Buchautorin arbeitet. Bei Fragen nach Ursprüngen der von Schmiedebergs muss das Ehepaar passen. Der Stammbaum reiche zwar tief in die Jahrhunderte zurück, aber in den Kriegswirren - angefangen beim 30-Jährigen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg - seien alle Dokumente verloren gegangen.

 Anne-Marie von Sarosdy ist 1957 in Düsseldorf zur Welt gekommen.

Anne-Marie von Sarosdy ist 1957 in Düsseldorf zur Welt gekommen.

Foto: ""

Anne-Marie von Sarosdy: "Ich bin ein Flüchtlingskind", erzählt Anne-Marie von Sarosdy. Als ihre Eltern 1956 aus Ungarn geflohen sind, wo kurz darauf die bürgerlich-demokratische Revolution niedergeschlagen wurde und der Adel bereits seit Jahren politisch verfolgt und enteignet wurde, war ihre Mutter schwanger. Im Juli 1957 ist sie in Düsseldorf zur Welt gekommen und hat nie Ungarisch gelernt. "Meine Mama hat bewusst ihr altes Leben zurückgelassen und wollte, dass ich Deutsch perfekt lerne und in der neuen Welt zu Hause bin", sagt die 58-jährige Porträt- und Mode-Fotografin.

Noch vor der Wende ist sie mit den Eltern in die Heimat rund um den Plattensee gefahren. "Das war lustig - ich saß hinten und die beiden stritten sich vorne, ob sie zuerst links um den See fahren sollen, wo sein Elternhaus einst stand oder rechts rum, wo sie im Ferienhaus die Sommer verbracht hat." Den Namen trägt die Fotografin gern, weil - wie sie findet - "Anne-Marie von Sarosdy" eine so schöne Melodie hat.

 Dem Publikum ist Ulrich von Alemann als kundiger Politikwissenschaftler und früherer Prorektor der Heinrich-Heine-Universität bekannt. Sein Titel zählt zum älteren Adel.

Dem Publikum ist Ulrich von Alemann als kundiger Politikwissenschaftler und früherer Prorektor der Heinrich-Heine-Universität bekannt. Sein Titel zählt zum älteren Adel.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Ulrich von Alemann: Dem Publikum ist Ulrich von Alemann als kundiger Politikwissenschaftler und früherer Prorektor der Heinrich-Heine-Universität bekannt. Doch er hat auch eine bemerkenswerte Familienhistorie: Bis zum Jahr 1215 kann er seine Wurzeln zurückverfolgen. Sein Titel zählt zum älteren Adel, "auch wenn die Endung ,-mann' anderes vermuten lässt", sagt der Düsseldorfer Politologe. Es handle sich nicht um Landadel, sondern um städtischen Patrizieradel aus Magdeburg, wo auch eine Stiftung existiert und - wie in Hannover - auch eine Straße diesen Namen trägt.

Der Ursprung geht nicht auf die Bevölkerungsgruppe der Alemannen zurück, sondern auf den Dorfbürgermeister. Dennoch führt es in spanischsprachigen Ländern zu Irritationen. "In Mexiko wurde ich an der Hotelrezeption nach meinem Namen gefragt", sagt von Alemann. Als er ihn nannte, betonte der Portier mehrfach, nicht nach der Nationalität gefragt zu haben (aleman heißt deutsch).

 Der Geschäftsführer des Schauspielhauses, Alexander Ritter von Maravic, darf zu seinen Vorfahren eine Reihe von Feldherrn zählen.

Der Geschäftsführer des Schauspielhauses, Alexander Ritter von Maravic, darf zu seinen Vorfahren eine Reihe von Feldherrn zählen.

Foto: Jan-Philipp Strobel

Alexander Ritter von Maravic: Der Geschäftsführer des Schauspielhauses darf zu seinen Vorfahren eine Reihe von Feldherrn zählen. Ein Spross der aus Kroatien stammenden Familie war so erfolgreich, dass Kaiser Franz Joseph ihn mit dem Adelstitel "Ritter" auszeichnete, den auch seine Nachfahren tragen dürfen - zumindest die männlichen. Das weibliche Pendant Ritterin ist nicht gebräuchlich. Der 66 Jahre alte Theaterleiter, der unter anderem am Berliner Ensemble an der Seite von Claus Peymann arbeitete und bis zum Ende der Spielzeit mit Intendant Günther Beelitz das Düsseldorfer Schauspielhaus leitet, hat sich aus der adeligen Herkunft nie viel gemacht.

"In der Familie lächeln wir eher darüber." An Vorteile durch den wohlklingenden Namen kann er sich auch nicht erinnern - dafür an Probleme. Maravic wuchs in West-Berlin auf, und wenn er über die Transitstrecke nach Westdeutschland wollte, spotteten die DDR-Grenzbeamten. "Die haben mich gefragt, wo denn meine Rüstung ist."

(RP)
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