Reisebloggerin Ann Tran entdeckt die Schweinshaxe
Düsseldorf · Sie ist fasziniert, wie viele Sorten Brot es beim Bäcker Hinkel zu kaufen gibt und hat ihr Herz für Killepitsch entdeckt, sie ist begeistert von der begehbaren Saraceno-Skulptur im K21 und hat beim Schlüssel eine Schweinshaxe vertilgt.
"I love Düsseldorf", ist das Urteil in typisch US-amerikanischem Überschwang, das Ann Tran nach drei Tagen in der Stadt fällt. Sie hat in dieser Zeit Dinge erlebt, die im Grunde jeder Tourist erleben kann. Das Besondere: Ann Tran lässt allein über Twitter mehr also 400 000 Follower sofort jede ihrer Entdeckungen mitverfolgen, auch in allen anderen namhaften sozialen Netzwerken ist sie vertreten. Sie gehört zu den führenden Reise-Bloggerinnen und Social-Media-Beraterinnen in den USA. Das Forbes-Magazin hat sie im vergangenen Jahr unter die 20 einflussreichsten Social-Media-Nutzerinnen gewählt. Sie selbst sagt über sich: "Ich verstehe mich als Ein-Personen-Sender."
Wie Ann Tran arbeitet und womit sie eigentlich ihr Geld verdient, ist gar nicht so leicht zu verstehen - und ein Beispiel dafür, wie kompliziert die neue Medienwelt tickt. Vor fünf Jahren hat sie ihren Job bei einem Unternehmen für Cyber-Sicherheit gekündigt, eigentlich nur für eine einjährige Auszeit zum Reisen. Dann hat sie einfach mit dem Reisen weitergemacht und angefangen, darüber einen Blog zu schreiben. Mal bestaunt sie die Schönheit der Natur in Mexiko, dann fährt sie mit dem Schiff von St. Petersburg nach Moskau.
Für manche Reisen wird sie zum Beispiel von Hotelketten bezahlt, die sich Werbung versprechen, bei anderen - wie ihrem Deutschland-Trip - erhält sie zumindest einen Zuschuss für die Kosten. Auf ihrem Blog empfiehlt sie auch Produkte, was auch Geld bringen dürfte. Zugleich ist sie gefragte Expertin für soziale Medien. Sie schreibt Artikel, hält Vorträge und berät Unternehmen.
Düsseldorf hat sie als Station ihrer Deutschland-Reise ausgewählt, weil die Stadt auf einem internationalen Ranking zur Lebensqualität auf Platz sechs steht. Sie verbringt die Nächte in der neuen Suite im Breidenbacher Hof, die sie natürlich auch im Internet lobt, und kann die gute Bewertung im Städte-Ranking nun verstehen. Düsseldorf sei großartig und erinnere sie an ihre Heimatstadt Washington, D.C. "Der Blick auf die Rheinbrücken ist toll."
Die städtische Tourismusförderung Düsseldorf Marketing und Tourismus (DMT) hofft, dass Ann Tran dieses und anderes Lob für die Stadt noch vielfach an ihre Follower verbreitet. Für die DMT, die Trans Besuch organisiert hat, werden Reiseblogger immer wichtigere Multiplikatoren. "In den USA, China und Russland haben sie teilweise mehr Einfluss als die traditionellen Medien", sagt Sprecher Roman von der Wiesche. Anfang des Jahres kamen chinesische Blogger auf Einladung der DMT, zu Karneval war eine Gruppe aus den USA in der Stadt.
Der Düsseldorf-Besuch von Ann Tran endet heute. Sie fliegt für vier Tage nach Hause. "Zum Wäsche waschen." Dann steht schon die nächste Reise an, an der ihre Follower teilhaben können: auf die Insel Maui in Hawaii. Arne Lieb
