Howard Carpendale Auf 20 Sekunden mit Howie

Düsseldorf · Bis nach Wien ist sie schon gefahren, um ihn zu sehen, bis nach Osnabrück eh, und wenn Schlagersänger Howard Carpendale in der Buchhandlung Mayersche Droste an der Kö sein Buch signiert, ist Birgit Westphal aus Duisburg selbstverständlich da.

 Howard Carpendale signiert das Buch eines weiblichen Fans in der Mayerschen Buchhandlung.

Howard Carpendale signiert das Buch eines weiblichen Fans in der Mayerschen Buchhandlung.

Foto: Andreas Bretz

Bis nach Wien ist sie schon gefahren, um ihn zu sehen, bis nach Osnabrück eh, und wenn Schlagersänger Howard Carpendale in der Buchhandlung Mayersche Droste an der Kö sein Buch signiert, ist Birgit Westphal aus Duisburg selbstverständlich da.

1978 hat sie erstmals eins seiner Konzerte besucht, seither bei jeder Tour rund ein halbes Dutzend, "das können sie sich ja ausrechnen". Kerstin Schwendt hat alte Eintrittskarten mitgebracht, eine für einen Auftritt 1980 in der Philipshalle, die hätte sie ihm gerne gezeigt. Sie wollte auch für ein Foto mit ihm posieren, aber da wurde sie schon sanft aus dem abgesperrten Bereich geschoben, in dem der Sänger und Mit-Autor Stefan Alberti sitzen. Schwendt beschwert sich nicht: "Howards Musik hat mir durch die schwersten Zeiten geholfen", sagt sie. Und: "Ich nenne das die Carpendale-Therapie."

Heute sieht der Star müde aus, für den so viele Frauen (und eine Handvoll Männer) anstehen, blickt aus kleinen Äuglein in die Runde. Vielleicht fällt das auf, weil neben ihm Dutzende Exemplare von "Das ist meine Zeit" aufgebaut sind: Vom Cover sieht er mit scharfem Blick die Leser an, der 70-jährige Südafrikaner, dessen Akzent auch nach Dutzenden deutscher Hits von "Geh' doch" bis "Deine Spuren im Sand" sein Markenzeichen ist. Im Buch geht's um mehr als Musik: "Mir war es wichtig, mich zu aktuellen Themen zu äußern, die uns alle bewegen - eben auch schwierige Themen wie Politik oder Sterbehilfe", sagt er. Und würde er wirklich seine Asche auf einem Golfplatz verstreuen lassen, wie er schreibt? "An dieser Stelle geht es mir ja vor allem darum, zu sagen: Lass uns nicht immer so ernst mit solchen Themen umgehen", sagt er. "Das heißt ja nicht, dass man sich darüber lustig macht - nur, dass man es damit auch in Deutschland etwas entspannter angeht."

Viele, die hier warten, haben das Buch gelesen. Gut sei es, sagen sie - aber eigentlich lieben sie seine Musik. "Ich könnte ihm stundenlang zuhören", sagt eine, in deren Buch nun in großen geschwungenen Buchstaben eine Widmung prangt. Sie hat sich noch rasch neben ihren Howie gedrängt und mit dem Smartphone ein Selfie geschossen, auf dem sie breit lächelt, der Star eher verhalten. Dann hat sie schnell Platz gemacht. Alle Begegnungen verlaufen ähnlich: Die Damen begrüßen den Star (gern mit Anfassen), manche haben Geschenke dabei, österliche Tüten mit Süßigkeiten. "Wie geht es dir?", fragen sie, oder jubeln: "Schön dich wiederzusehen", er lächelt. Es geht effizient zu: Während er in eine Kamera schaut, signiert er weiter, rund 20 Sekunden dauert eine Begegnung. Gelegentlich klopft er einer Frau freundlich, aber bestimmt auf den Arm, das ist dann der Abschiedsgruß, es muss weitergehen. Ausnahmen sind drin: Einen kleinen Jungen, der mit seinem Vater zum Signiertisch kommt, nimmt er fürs Foto in den Arm, rückt freundlich dessen kecken Hut zurecht. Für eine Frau malt er auf deren Bitte Noten neben seine Unterschrift. Sie strahlt.

H. Carpendale/S. Alberti: "Das ist meine Zeit", Edition Koch, 19,99 Euro

(nic)
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