Bernhard Piltz Da wiehert nicht nur der Amtsschimmel

Düsseldorf · Die im Uhrenturm an der Grafenberger Allee beheimatete Hermann-Harry-Schmitz-Societät, benannt nach dem gleichnamigen Düsseldorfer Dichter, Denker und Dandy, tickt bekanntlich etwas anders, nimmt sich selbst nicht so ernst, wie es das 1913 verstorbene Vorbild selbst wohl begrüßen würde.

Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Societät einen Konterpräsidenten leistet, dessen Aufgabe vor allem eines ist: dem vermeintlichen Wortführer widersprechen, wahnwitzige Wortduelle anzetteln und sich dabei vorzugsweise als notorischer Besserwisser gebärden.

In dieser Funktion gefällt sich Bernhard Piltz, seit kurzem 79 Jahre alt. Zu seiner Geburtstagsfeier im Uhrenturm bei "trocken Brot, trockenem Wein und trockener Satire", kramte er für die Gäste das hervor, was er gerne als Realsatire bezeichnet: Skurrilitäten aus Rezensionen und Amtsblättern, die kein Schriftsteller schöner hätte zu Papier bringen können - auch wenn sich der Humor natürlich eher unfreiwillig zwischen die Zeilen geschlichen hat.

Weinkenner zum Beispiel hegen und pflegen eine besondere Sprache, die nur wirkliche Experten und Liebhaber so ohne Weiteres nachvollziehen können. Wie sonst sei zu erklären, dass ein Château Cheval Blanc, rauchschwanger im Duft und mit floraler Note, sich homogen in der Gaumenmitte entfaltet, während der Château Montrose trotz der sanften Mandeltöne nach feuchtem Asphalt schmeckt. "Lag derjenige, der das geschrieben hat, besoffen im Rinnstein, als er den Wein getrunken hat", fragt Piltz nicht zu unrecht. Auf den Harry-Schmitz-Wein, ein Rheingauer Riesling, treffen derart hochgestochene Lobeshymnen sicher nicht zu, dafür kommt er versiegelt und in altertümlich erscheinendem Grünglas so daher, als wäre er zu Lebezeiten des Satirikers vor 100 Jahren abgefüllt worden. "Man trinkt wahre Geschichte", so Piltz.

Natürlich hatte er zu seinem Geburtstag auch noch jede Menge Geschichten aus der Abteilung "Es wiehert der Amtsschimmel" dabei, deren absurd lange Sätze wiederzugeben an dieser Stelle aber jeden Rahmen sprengen würde. Nur ein Beispiel noch aus der Ausschreibung für den Düsseldorfer Jugendrat: "Da hieß es zunächst, die Bewerber müssten beiderlei Geschlechts sein. Die spätere Korrektur war dann auch nicht besser: Die Bewerber müssen je zur Hälfte männlich und weiblich sein."

(arc)
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