Ex-Tote-Hosen-Musiker Das kuriose Leben des Walter November

Düsseldorf · Walter November war ein Gründungsmitglied der Toten Hosen. Doch als die erste Platte der Rocker erschien, war November schon nicht mehr dabei. Heute gibt er als Hauptberuf "Kulturtapezierer" an. Einblicke in ein kurioses Leben.

 Vom Musiker in einer Kult-Band zum Kulturtapezierer: Walter November zieht ein Leben ohne Starrummel vor.

Vom Musiker in einer Kult-Band zum Kulturtapezierer: Walter November zieht ein Leben ohne Starrummel vor.

Foto: Andreas Endermann

Im April 1982 schrieb Walter Hartung alias Walter November als Gründungsmitglied der Toten Hosen Musikgeschichte. "Ich hatte gerade meine Lehre als Bäcker und Konditor abgeschlossen, war Geselle und hatte immer Probleme, von meinem Meister freizubekommen für die Gigs am Samstag. Die Jungs sind meist schon freitags losgefahren, und ich musste dann mit dem Zug hinterherreisen."

So war er natürlich auch beim ersten Konzert der Band in Bremen mit dabei. Aber als die Combo um Campino 30 Jahre später an gleicher Stelle auftraten, war auch Walter für ein paar frühe Songs auf der Bühne. Da übte er sich ein letztes Mal im Punk-Posing an der Luftgitarre.

"In der Musikszene habe ich damals gelebt, als ob es keinen Morgen gäbe. Die Drogen sind mir über den Kopf gewachsen. Ich wollte wieder meine Ruhe haben und ein stinknormales Leben führen." Als das erste Hosen-Album 1983 erschien, war er schon nicht mehr dabei. Extreme Entscheidungen begleiteten ihn auch weiterhin, und er wechselte vom Punk zu den Zeugen Jehovas. Er blieb aber nur ein Jahr dabei. "Mit dem ,Wachturm' an der Straße zu stehen und bei Hausbesuchen mit wildfremden Menschen über die Bibel zu diskutieren, waren auch nicht so mein Ding."

Was ihm der Punk immer noch bedeutet

Ein paar Monate später habe er wieder Lust bekommen auf Musik. "Ich bin in den Ratinger Hof gegangen, hab mir Konzerte angeschaut und was getrunken, aber nur in Maßen. Von den Drogen habe ich aber die Finger gelassen." Punk sei für ihn eine Lebenseinstellung - bis heute. "Ich färbe mir nicht mehr die Haare, aber Punk bedeutet für mich immer noch, nicht mit der Masse zu gehen, ein gutes Leben führen, aber trotzdem unbequeme Sachen zu sagen und dazu zu stehen." Eifersüchtig sei er nicht auf den gigantischen Erfolg seiner ehemaligen Weggefährten. "Der Erfolg ist schön und gut, aber der hat auch seine Schattenseiten." Dass man bekannt ist, ständig angequatscht wird und man immer freundlich sein muss. Das muss er nicht haben, "da bin ich gar nicht neidisch. Ich gönne denen von Herzen, dass sie immer noch schön, reich und sexy sind."

Im Hauptberuf gilt der 57-Jährige als der "Kulturtapezierer" Düsseldorfs, der die Außenwerbung für Konzerte oder Produkte auf Bauzäune, Stromkästen oder in Bahnunterführungen plakatiert. "Seit 1980 mache ich das schon, das dürften schon Tausende von Postern gewesen sein, die ich in meinem Leben geklebt habe." Früher, in den richtig kalten Wintern, fror der Kleister regelmäßig im Eimer ein - "das ist schon ein Knochenjob, da wird die Nase schnell mal rot". Mit seiner Lebensgefährtin Gabi will er einen beschaulichen Lebensabend in wärmeren Gefilden verbringen. Griechenland ist das auserkorene Ziel. "Ich lasse das alles mal auf mich zukommen, aber vielleicht bin ich auch in zwei Jahren im Süden."

(RP)
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