Selim Varol Der Burger-King von Düsseldorf

Düsseldorf · Ein großer Freund des Nachtlebens ist Selim Varol nicht. Man sollte das ja meinen, wenn man ihm begegnet, die ganze Person strahlt das ja eigentlich aus. Dieses Hippness- und Buddy-Getue, dem man so oft in irgendwelchen Clubs begegnet etwa.

 Selim Varol sagt, die Leute sollen nicht soviel Fleisch essen. Dabei ist Fleisch sein Geschäft im "What's Beef".

Selim Varol sagt, die Leute sollen nicht soviel Fleisch essen. Dabei ist Fleisch sein Geschäft im "What's Beef".

Foto: Andreas Bretz

Ein großer Freund des Nachtlebens ist Selim Varol nicht. Man sollte das ja meinen, wenn man ihm begegnet, die ganze Person strahlt das ja eigentlich aus. Dieses Hippness- und Buddy-Getue, dem man so oft in irgendwelchen Clubs begegnet etwa.

Er duzt, er trägt Basecaps und den inzwischen obligatorischen Bart. Dazu die Designer-Brille, T-Shirts, Sneakers. Hey, das passt doch alles, doch Varol passt eben nicht in diese Schublade. "Ich hatte mit Nachtleben nicht viel am Hut", sagt er. Es ist einer der Gründe, warum er weder Club oder noch Bar betreibt, sondern eben ein Café, das Toykio, und seit neuestem auch ein Burger-Restaurant. Das "What's Beef" an der Immermannstraße ist Varols Baby. Er sagt, dass er das immer machen wollte, die amerikanische Burger-Kultur nach Deutschland bringen. Und nun steht da dieses Restaurant, ganz nach seinem Gusto eingerichtet, und ein bisschen ist es ja ein Gesamtkunstwerk. Wobei der Laden eindeutig der Street-Art oder Pop-Art zuzuordnen wäre. Es geht sinnlich zu, direkt, stylish. Rote Kacheln, Holztische, von der Serviette bis zum Strohhalm ist alles perfekt aufeinander abgestimmt.

Und sehr viel Kunst hängt an den Wänden. Wenn man sich mit Selim Varol trifft, kann man ja auch den Eindruck gewinnen, dass hier jemand eigentlich nur Platz für seine Kunstsammlung sucht.

Varol sammelt, verkauft und setzt in Szene. Über seine Sammlung sind Bücher erschienen, die Roboter, Comicfiguren und Spielzeuge, die Fotografien, Drucke und Skulpturen werden hoch gehandelt, das Geschäft mit den Burgern läuft gut, Varol plant schon Neu-Eröffnungen in Hamburg, München und Berlin. Varol wirkt trotzdem entspannt. Vielleicht ist das die Grundvoraussetzung für den Erfolg.

Da ist natürlich noch das elterliche Geschäft. Varols Familie stammt aus der Türkei und baute sich hier ein Telekommunikationsunternehmen auf. Das bekannteste Produkt der Firma mit Sitz in Kaarst dürfte die Telefonauskunst 11883 sein. Man könnte jetzt auch die schöne Integrationsgeschichte erzählen, doch Varols Familie entspricht nicht dem Gastarbeiter-Klischee. Der Vater kam als Hochqualifizierter. Angefangen hat alles mit türkischen Filmen, die er in Deutschland vertrieb, um das Heimweh seiner Landsleute zu lindern. Inzwischen hat die Firma mehrere hundert Mitarbeiter. Auch Selim Varol arbeitet noch mit. Es ist ein Familienunternehmen türkischer Prägung.

Und so ist auch Varol eine seltsame Mischung. Im Moment ist er auf dem Nachhaltigkeits- und Umwelttrip. Das Thema der kommenden Jahre, sagt er. Klar, dass in seinem Restaurant alles aus der Region stammt, dass er auf Zusatzstoffe verzichtet. Er fährt einen Tesla, die Automarke aus dem Silicon Valley, die nur Elektroautos baut, und hat einen Porsche, er sagt, man sollte weniger Fleisch essen, und verkauft Burger, er ist Düsseldorfer und hat einen türkischen Pass. Da passt das Einzelbild nicht. Ein Gutmensch aus Lust, statt aus der Ideologie. Ja, das geht tatsächlich.

(RP)
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