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Jutta Speidel Die Grande Dame der Komödie

Düsseldorf · Zum ersten Mal singt sie jetzt auch auf der Bühne. Tanzt Tango, klettert in waghalsige Höhen – und redet, redet, redet. Für ihr fabelhaftes Solo "Verliebt, verlobt, verschwunden" (bis 2. Februar im "Theater an der Kö") musste sich Jutta Speidel ungeheure Mengen an Text einverleiben.

 Jutta Speidel (links).

Jutta Speidel (links).

Foto: ZDF/Aki Pfeiffer

Zum ersten Mal singt sie jetzt auch auf der Bühne. Tanzt Tango, klettert in waghalsige Höhen — und redet, redet, redet. Für ihr fabelhaftes Solo "Verliebt, verlobt, verschwunden" (bis 2. Februar im "Theater an der Kö") musste sich Jutta Speidel ungeheure Mengen an Text einverleiben.

"Beim Lernen lief das ab wie ein Film, in dem ich spazieren gehe", sagt sie. 2013 wurde das Stück von Stefan Vögel in Karlsruhe aus der Taufe gehoben und war wochenlang ausverkauft, ebenso danach in der "Komödie im Bayerischen Hof" in München.

Jetzt begeistern sich die Düsseldorfer für die verlassene Braut, die im Baumhaus ihrer Kindheit so kess wie melancholisch mit den Männern abrechnet.

Trotz der Gewissheit, dass sie mit diesem Auftritt ihren eigenen Mount Everest bezwungen und einen sicheren Erfolg in der Tasche hat, bleibt für Jutta Speidel jeder Abend eine Zitterpartie. "Vor dem Singen habe ich Respekt", sagt die Schauspielerin, "besonders der Zungenbrecher mit über 40 Männernamen ist ein Alptraum." Behutsam hat sie sich mit der Regisseurin Sarah Kohrs dem Text des Stückes angenähert. "Seine Qualität und Klugheit haben mich erstaunt. Männerfeindlich ist er absolut nicht. Auf eine Emanzen-Nummer hätte ich auch keine Lust gehabt", sagt Jutta Speidel. Wohl aber könnten die Zuschauer sich und andere erkennen: "Bei den ewig gültigen Mechanismen zwischen den Geschlechtern und der Erwartungshaltung gegenüber dem Partner, die sich nicht erfüllt. Dagegen ist keiner gefeit, er müsste schon ein Heiliger sein." Jutta Speidel lacht und krault ihren Hund Gino, der sie auf ihren Spaziergängen durch Düsseldorf begleitet.

Es ist lange her, dass sie mit "Wenn du geredet hättest, Desdemona" in den einstigen "Kammerspielen" gastierte. "Ich erkenne die Stadt kaum wieder", sagt sie. "Sie ist total spannend und schön." Doch in die Freude mischt sich auch ein bisschen Groll. Speidel geht mit offenen Augen umher: "Warum sehe ich so viele Obdachlose auf den Straßen? Das hat diese reiche Stadt nicht nötig. Fehlt ihr das soziale Herz?"

Sie selbst legt es sichtbar an den Tag. Vor 18 Jahren gründete sie ihren Verein "Horizont", der sich für wohnungslose Mütter einsetzt. Permanentes Sammeln ist selbstverständlich, auch im "Theater an der Kö" stellt sie Büchsen auf. Die Zuschauer kommen, um die Komödiantin zu sehen, die auf dem Bildschirm so viel Lebensfreude versprüht, oft mit ihrem Freund Bruno Macallini. "Ich habe das Glück, im reifen Alter noch tolle Sachen machen zu dürfen", sagt sie. "Aber ich hätte auch nichts gegen eine schwierige Charakterrolle einzuwenden. Wenn ein Regisseur sich traute, würde er sich wundern, was ich draufhabe."

Ende März wird sie 60. "Eine Zahl, an der ich mich nicht festmache. Ich bin in einer wunderbaren Balance mit mir selber, mein Geist ist frisch und beweglich."

(RP)
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