Düsseldorf Die Kunst des guten Miteinanders

Düsseldorf · Sein Nachname steht für eine jahrhundertealte Tradition des guten Benehmens: Moritz Freiherr Knigge. Sein Ahn schrieb im 18. Jahrhundert ein bahnbrechendes Werk über den Umgang mit Menschen. Moritz Freiherr Knigge erbte dessen ausgeprägtes Sendungsbewusstsein und pflegt ebenfalls dieses Thema. Sein Unternehmen siedelte er in Düsseldorf an, und heute Abend wird er im Wirtschaftsclub in den Schadow Arkaden während eines Dinner-Talks erklären, wie es sich mit elegantem Benehmen leichter durchs Leben kommen lässt. Es wird vermutlich eine launige und scharfsinnige Konversation.

Düsseldorf: Die Kunst des guten Miteinanders
Foto: Reto Duriet

Worauf kommt es beim Benehmen im Zeitalter web 2.0 oder Industrie 4.0 an?

Knigge Auf Mensch 1.0. Begrüßen, Danke und Bitte gelten auch in der digitalen Welt. Und wir sollten nie vergessen: Für jedes "Mit freundlichen Grüßen" in der Autosignatur stirbt ein Einhorn.

Wie lautet die wichtigste Business-Regel?

Knigge Business dient den Menschen. Nicht umgekehrt.

Was zeichnet Sie privat als Knigge-versiert aus?

Knigge Eine gelungene Begegnung ist mir wichtiger als mein Knigge.

Was sollte ein Mann bei einer Frau beachten?

Knigge Ladies first.

Was sollte eine Frau bei einem Mann beachten?

Knigge Gentlemen first.

Welche Präsente sind absolute No-Goes?

Knigge Keine Geschenke.

Stimmt es, dass sich bei Tisch der linke Herr immer um die rechte Dame kümmert?

Knigge Gregor Gysi und Frauke Petry an einem Tisch? Dann aber nix wie ab durch die Mitte!

Würde Ihr Ur-Ahn heute leben, worüber würde er sich besonders aufregen?

Knigge Dass sein Buch "Über den Umgang mit Menschen" heute scheinbar "Über den Umgang mit Messer und Gabel" bedeutet.

Was war Ihr schlimmster Fauxpas?

KNIGGE Die, die mir nicht aufgefallen sind.

Ist Ihr Name auch manchmal eine Last, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit bewegen?

Knigge Manchmal schon. Wenn mich selbst ernannte Benimmpäpste zu ihrem Scharfrichter machen wollen, weil sie ein Banause ungefragt duzt, seine Serviette nicht auf den Schoss legt oder die Unverschämtheit besitzt, mit "Mahlzeit" zu grüßen.

Wer inspiriert Sie sonst noch - außer Ihr Vorfahre Knigge?

KNIGGE Wilhelm von Humboldt. Er sagte, es seien unsere Beziehungen, die dem Leben Wert geben würden.

Sind die Düsseldorfer Ihrer Einschätzung nach besonders höflich?

Knigge Die rheinische Frohnatur ist mir erdverwachsenem Niedersachsen ans Herz gewachsen. Die Offenheit, den Humor und die Geselligkeit über vermeintliche Grenzen hinweg genieße ich tatsächlich sehr. Wäre die Welt doch ein wenig mehr wie Düsseldorfs Hausbrauereien.

Wie ist das mit Unternehmern und Managern wie im Wirtschaftsclub? Wie gut beherrschen die die Benimmregeln?

Knigge Auch Chefsessel sind so bunt besetzt wie die U-Bahn vom Oberbilker Markt zur Kö. Wunderbar!

Das Gespräch führte Brigitte Pavetic.

(RP)
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