Dinner Ein Abendessen mit Fremden

Düsseldorf · An diesem Abend gibt es keine Vorspeise, sondern nur Lasagne. Sie verbreitet schon einen ganz besonderen Duft in dieser Wohnung in Friedrichstadt, und sie ist auch etwas Besonderes: Sie ist vegan, das heißt, sie enthält kein Fleisch oder andere tierische Produkte.

Geht das? Klar geht das: Gekocht hat sie Sebastian Fechtrup, und er bewirtet ganz besondere Gäste. Sie kennen sich nicht, sondern haben sich über die Internetplattform www.joinmymeal.de kennengelernt. Das Ganze funktioniert so: Der potenzielle Gastgeber stellt sein Gericht auf dieser Webseite online und gibt an, ob es vegan oder vegetarisch ist, sagt wie viele Gäste er einladen möchte und nennt den Preis für sein Gericht. Die anderen Nutzer von joinmymeal können sich nun zu dem Dinner anmelden. Wichtig: Der Gastgeber entscheidet, wer kommen darf.

Heute sitzen sieben junge Leute am Tisch. Der Abend ist nett, alle plaudern miteinander, man trinkt Wein, Wasser, Schorle, duzt sich, spricht sich mit Vornamen an. Die junge, sportliche Kerstin erzählt von ihrer Arbeit als Kinder-und Jugendtherapeutin, bei der sie beispielsweise magersüchtige Mädchen betreut. Für die beiden Psychologiestudentinnen Christina und Theresa ist Kerstins Beruf besonders spannend. Die zwei eher ruhigeren Mädchen finden die Idee des gemeinsamen Essens einfach toll, um neue Menschen kennenzulernen. Aus diesem Grund ist die aufgeschlossene Studentin Natalie, die nebenbei in einem Schuhladen jobbt zu diesem Abend gekommen. "Ich möchte gerne Leute treffen, die sich auch vegan ernähren, um sich gegenseitig Tipps geben zu können", sagt Natalie. Neben dem Gastgeber ist dessen Lebensgefährte Marcel der einzige männliche Dinnerteilnehmer. Der schlanke, blonde Mann Anfang dreißig lernt schon wegen seinem Beruf als Physiotherapeut viele Menschen kennen. "Es ist einfach super, in so einer tollen Atmosphäre zu essen und so viele nette Leute zu treffen", sagt Marcel. Alex ist in kleinen Dörfern aufgewachsen und auch nach vier Jahren, die sie hier lebt, findet sie Düsseldorf riesengroß. Doch so ein spontanes Dinner wollte sie schon lange mal probieren.

Der 26-jährige Gastgeber Sebastian Fechtrup ist ein kommunikativer und aufgeschlossener Typ. Er plaudert über seine Erlebnisse als Hair-und-Make-up-Artist. "Viele Leute schaufeln sich schnell vor dem Fernseher ihr Essen rein, so ein Dinner ist dagegen eine tolle Sache, um gemeinsam das Abendessen zu genießen", sagt Fechtrup. Er selbst hat schon einige solcher spontanen Dinner organisiert.

Damit liegt er offenbar im Trend: Auch bei Jumping Dinner verabreden sich Menschen über das Internet für einen Kochabend. Doch ist das Prinzip der Seite "www.jumpingdinner.de" ist etwas anders als von joinmymeal. Es werden in Zweier-Teams in drei verschiedenen Wohnungen drei verschiedene Gänge zubereitet. Dabei übernimmt jedes Pärchen einen Gang und bewirtet reihum die herumreisenden anderen Gäste. Rebecca Häffner

(haef)
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