Altbier Ein Denkmal für den Köbes

Düsseldorf · Ein Köbes ist nur ein Köbes? Ein Kellner wie andere auch? Oder ist der Köbes ein Original, so legendär übellaunig und nie um einen herben Spruch verlegen, dass er etwas ganz Typisches für die Düsseldorfer Altstadt ist und eine solche Wirtshaus-Errungenschaft, dass man ihm dringend ein Denkmal setzen muss?

 <strong>Ralf Harke  (55), Köbes im Schlüssel: "Klar sollte man uns ein Denkmal bauen. Wir sind immer freundlich, auch in stressigen Situationen, und haben dann noch einen Scherz auf Lager. Das liegt in unserer Tradition. Außerdem sind wir, wenn man hier in die Altstadt kommt, doch der erste Anlaufpunkt. Die Köbesse und die Brauhäuser sind in meinen Augen das Gesicht der Düsseldorfer Altstadt. Das hat schon ein

<strong>Ralf Harke (55), Köbes im Schlüssel: "Klar sollte man uns ein Denkmal bauen. Wir sind immer freundlich, auch in stressigen Situationen, und haben dann noch einen Scherz auf Lager. Das liegt in unserer Tradition. Außerdem sind wir, wenn man hier in die Altstadt kommt, doch der erste Anlaufpunkt. Die Köbesse und die Brauhäuser sind in meinen Augen das Gesicht der Düsseldorfer Altstadt. Das hat schon ein

Foto: RP/David Young

Für den Baas der Düsseldorfer Jonges, Wolfgang Rolshoven, und seine Mitstreiter ist Letzteres eine Tatsache. Und deswegen will der Heimatverein dem Köbes nun ein Denkmal setzen. Als Künstler ist Peter Rübsam ausgeguckt, laut Rolshoven sind der Oberbürgermeister, die Bürgermeister und der Kunstbeirat dafür; die Verhandlungen mit Peter König (Füchschen), Thea Schnitzler-Ungermann (Schumacher), Karl-Heinz Gatzweiler (Schlüssel) und Michael Schnitzler (Uerige) laufen, es gibt sogar schon Vertragsentwürfe. Mitte 2016 soll das Denkmal feierlich enthüllt werden. Offen scheint nur noch die Frage, ob der Köbes ein Handtuch aus Basaltlava trägt oder nicht.

So weit, so gut. Aber kann die Runde mit einem leckeren Alt, das die Großtat besiegelt, tatsächlich schon gezapft werden? Danach sieht es derzeit überraschenderweise nicht aus, das Bier in den Gläsern bliebe wohl beim Zappes stehen und würde schal, weil die Euphorie nämlich gar nicht so groß ist. Und das hat nichts damit zu tun, dass der Name Köbes eine kölsche Form (!) von Jakob sein soll und der Legende nach Pilger vom Jakobsweg so hießen, die so fleißig in den Wirtshäusern von ihren Erlebnissen erzählten, dass sie angestellt wurden. Hört man in den Brauhäusern nach, sind nach einiger Höflichkeit ("eine schöne Idee, sympathisch, müssen wir überlegen") viele Fragen zu hören. "Wieso muss ausgerechnet der Köbes so herausgehoben werden?", fragt etwa Michael Schnitzler. "Was ist denn mit unseren Köchen und noch wichtiger: mit unseren Brauern, ohne die es ja gar kein Alt gäbe?", meint Peter König. Thea Schnitzler-Ungermann will lieber nichts sagen, Karl-Heinz Gatzweiler lässt über seinen PR-Berater Zustimmung zur Idee an sich erkennen, bleibt in einem anderen Punkt aber zurückhaltend: den Penunzen. Denn die Frage ist ja auch: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

 Michael Bohmann (46), Köbes im Uerige: "Ein Köbes stellt seine Gäste und seine Traditionen in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Wir brauchen kein Denkmal, solange wir noch da sind und so diese Traditionen bewahren können. Ein Denkmal würde uns größer machen, als wir sind. Das finde ich unverhältnismäßig. Wenn aber ein Denkmal kommen sollte, wäre es schön, wenn es alle Köbesse repräsentieren würde."

Michael Bohmann (46), Köbes im Uerige: "Ein Köbes stellt seine Gäste und seine Traditionen in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Wir brauchen kein Denkmal, solange wir noch da sind und so diese Traditionen bewahren können. Ein Denkmal würde uns größer machen, als wir sind. Das finde ich unverhältnismäßig. Wenn aber ein Denkmal kommen sollte, wäre es schön, wenn es alle Köbesse repräsentieren würde."

Foto: RP/David Young
 Mike Neunen (56), Köbes im Füchschen: "Ich finde es gut, wenn ein Denkmal gebaut wird. Wir als Köbesse sind fest mit Düsseldorf verwachsen, genau wie unsere Fortuna. Durch ein Denkmal würde die Bindung von Köbessen und Stadt noch etwas enger. Wir ziehen ja auch Touristen an, die kommen extra wegen unserer scharfen Sprüche. Wenn es kommen sollte, habe ich sogar schon eine Idee, wo es stehen könnte: am Karnevals-Museum."

Mike Neunen (56), Köbes im Füchschen: "Ich finde es gut, wenn ein Denkmal gebaut wird. Wir als Köbesse sind fest mit Düsseldorf verwachsen, genau wie unsere Fortuna. Durch ein Denkmal würde die Bindung von Köbessen und Stadt noch etwas enger. Wir ziehen ja auch Touristen an, die kommen extra wegen unserer scharfen Sprüche. Wenn es kommen sollte, habe ich sogar schon eine Idee, wo es stehen könnte: am Karnevals-Museum."

Foto: RP/David Young

Rolshoven hat einen engen Draht zu den Inhaberfamilien der Brauhäuser, was angesichts der Liebe zur Tradition auf beiden Seiten nicht verwunderlich ist - der Chef der Jonges und der einer Hausbrauerei heißen sogar beide gleich, nämlich Baas (Meister, Chef). Aber das Jonges-Denkmal für den Köbes sollen letztlich die vier großen Hausbrauereien bezahlen. Jede von ihnen soll 10.000 Euro auf dem Deckel stehen haben, wenn das Projekt verwirklicht ist. Und da fragt Peter König: "Haben wir im Augenblick in Deutschland nicht andere Probleme, etwa die Integration der Flüchtlinge?" Auch ist der Standort ein Problemfall, der zunächst ausgeguckte Bolker Stern kommt nicht so gut an, der Burgplatz ist fraglich. Sogar die Köbesse fühlen sich nicht nur gebauchpinselt. "Toten Helden baut man ein Denkmal", sagt Michael Bohmann vom Uerige, "aber wir leben noch." Es scheint, das Glas ist zurzeit eher halbleer als halbvoll. Im Oktober gibt's zum Thema Köbes-Denkmal die nächste (Gesprächs-)Runde. Uwe-Jens Ruhnau und Simon Schmidt

(RP)
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