Marion Wolff-Klotz Ein Herz für Plattschnauzen

Düsseldorf · Wer die Klingel am Vereinsheim der Düsselgang betätigt, der versetzt die dort wohnende Bande in Aufregung. Einmal ins Wohnzimmer gewagt, wird der Besucher von Möpsen, Französischen und Englischen Bulldoggen bestürmt und beschnüffelt.

 Marion Wolff-Klotz, Gründerin des Vereins Düsselgang, hält in ihrem Wohnzimmer die Blue-Merle-Bulldogge Elmo auf dem Arm.

Marion Wolff-Klotz, Gründerin des Vereins Düsselgang, hält in ihrem Wohnzimmer die Blue-Merle-Bulldogge Elmo auf dem Arm.

Foto: ANDREAS BRETZ

"Das ist Elmo, unser Pressesprecher", sagt Marion Wolff-Klotz und zeigt auf eine Blue-Merle-Bulldogge. Dass Elmo der Ansprechpartner für die Medien sein soll, erschließt sich erst auf Nachfrage: "Bei uns stehen ganz klar die Hunde im Vordergrund!", sagt die Gründerin der Düsselgang.

Der gesunde Elmo ist eine Ausnahme unter den 14 Hunden. Seit mehr als fünf Jahren rettet Wolff-Klotz mit ihrem Mann Michael und den anderen Mitgliedern sogenannte Vermehrerhunde aus Zuchtbetrieben. Unter katastrophalen Lebensbedingungen werden dort Hunde zur Zucht ausgebeutet und erleiden durch das Leben in Käfigen schwere Verstümmelungen. Die Elterntiere sind nach mehreren Würfen oft so krank und verstört, dass sie keinen neuen Halter finden. Die letzte Chance ist häufig nur noch die Düsselgang. "Wir nehmen die Ärmsten der Ärmsten, die sonst niemand mehr möchte", sagt Wolff-Klotz.

Ihre Liebe zu Plattschnauzen, wie Hundehalter die Rassen gerne nennen, entdeckte sie durch ihre Oma. Mit deren Mops kam sie als erstes in Kontakt. Und so zögerte Wolff-Klotz nicht, als sie mit Mops Rolli den ersten Hund aus schlechter Haltung befreien konnte. Ein weiterer trauriger Fall war Marie. Die Vermehrerhündin war schwer krebskrank und galt wegen ihrer kurzen Lebenserwartung als unvermittelbar. Durch die Pflege von Wolff-Klotz lebte die Bulldoggen-Dame jedoch länger als erwartet. Das Schicksal der beiden Hunde war der Antrieb zur Gründung des Vereins Düsselgang: "Mein Mann und ich konnten uns durch unsere Berufe alles leisten im Leben, was wir uns wünschten. Doch Marie zeigte uns, dass wir mit dem Geld so viel Gutes bewirken können."

Doch die Pflege der Hunde beansprucht die komplette Freizeit. Wolff-Klotz gab dafür ihren gut dotierten Job im Bankenwesen auf und zog mit ihrem Mann in ein größeres Haus. Aktivitäten wie Ausgehen am Wochenende sind organisatorisch nur noch schwer machbar. Da wird dann halt das Gassigehen zum Event. Wenn die Düsselgang in mehreren Schichten à vier Hunden loszieht, erregt das natürlich große Aufmerksamkeit. Länger als zwei Stunden lässt das Ehepaar die Hunde aber nicht alleine. "Die machen schon genug Unsinn wenn wir dabei sind", sagt Wolff-Klotz. Angeknabberte Möbel stehen dafür als stumme Zeitzeugen. Den Wohnzimmerteppich hat sie auch in fünffacher Anzahl zuhause, da viele der Hunde anfangs nicht stubenrein sind.

Immer wieder reisen die beiden nach Ungarn, Belgien und anderswo und retten Hunde aus Zuchtbetrieben. Dann päppeln sie die Tiere auf und versuchen, sie weiter zu vermitteln. Für Wolff-Klotz ist aber ein Umdenken der Menschen wichtig: "Solange man weiter Kofferraumhunde kauft, wird es solche Qualzuchten geben." Christopher Trinks

(RP)
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