Neue Stadtkämmerin Frau Schneider und das liebe Geld

Düsseldorf · Gleich zwei Besonderheiten gibt es zum Start von Dorothée Schneider im Düsseldorfer Rathaus: Obwohl November ist, scheint die Sonne fast sommerlich. Noch ungewöhnlicher ist jedoch, dass auf dem Weg von Köln, wo die neue Kämmerin lebt, in die Landeshauptstadt in der Stoßzeit zwischen 7.20 und 8 Uhr kein Stau war.

 Kämmerin Dorothée Schneider in ihrem neuen Büro am Burgplatz: Die Möbel sind schlicht und elegant, auf dem Schreibtisch nur Akten und Geräte.

Kämmerin Dorothée Schneider in ihrem neuen Büro am Burgplatz: Die Möbel sind schlicht und elegant, auf dem Schreibtisch nur Akten und Geräte.

Foto: A. Bretz

Gleich zwei Besonderheiten gibt es zum Start von Dorothée Schneider im Düsseldorfer Rathaus: Obwohl November ist, scheint die Sonne fast sommerlich. Noch ungewöhnlicher ist jedoch, dass auf dem Weg von Köln, wo die neue Kämmerin lebt, in die Landeshauptstadt in der Stoßzeit zwischen 7.20 und 8 Uhr kein Stau war.

"Wir sind gut durchgekommen", sagt die 54-jährige Sozialdemokratin und lächelt, als könnte sie es selbst kaum glauben. Ein guter Start in den ersten Arbeitstag. Die Sonne bescheint die eindrucksvolle Kulisse draußen vor ihren Bürofenstern am Burgplatz: der Rhein, die Altbauten am Oberkasseler Ufer, ein Stück vom Riesenrad.

Auch Schneider selbst ist eine Besonderheit, nämlich die erste Kämmerin im Düsseldorfer Rathaus. Bisher war das die Domäne von Männern. Dabei ist Schneider überzeugt, dass Frauen gut, wenn nicht besser mit Geld umgehen können. Sie jedenfalls habe dazu ein unverkrampftes Verhältnis: "Wenn viel da ist, weiß ich es für sinnvolle Dinge auszugeben. Ich kann aber auch gut in der Welt der kleinen Zahlen agieren." Es sei angenehm, in einer Stadt mit soliden Finanzen zu arbeiten. "Ich werde dafür sorgen, dass das so bleibt." Auf einem Sideboard liegt das digitale Einstiegspaket ins neue Amt: ein Notebook und ein Smartphone der US-Firma mit Obst im Logo. Der Schreibtisch ist ordentlich und, bis auf technische Geräte und drei Aktenordner, leer. Folgen noch Familienfotos, Blumen oder Glücksbringer? "Nein, ich trenne Arbeits- und Privatleben", sagt Schneider. Ihre Handakte, die sie für die täglichen dienstlichen Dinge braucht, muss immer in Griffweite sein. Das Frühstück, so viel verrät sie dann doch, sei ihr wichtig: "Das ist das einzig sichere gemeinsame Essen mit meinem Mann. Das zelebrieren wir."

Die eleganten schwarzen Möbel sind noch von ihrem Amtsvorgänger Manfred Abrahams, der vor einigen Wochen in den Vorstand der Stadtwerke gewechselt ist und zu dem sie einen guten Kontakt pflegt. Auch die Bilder an der Wand, Leihgaben aus städtischen Museen, sind noch jene, die er ausgesucht hatte. Zwei Uecker. Ein Piene - schwarze Halbkugel auf rotem Grund - hat es der studierten Architektin, die zuletzt drei Jahre lang die Kämmerei im Kölner Rathaus geleitet hat, aber schon angetan.

"Sehr warm, sehr herzlich" sei sie von ihrem Team am Morgen begrüßt worden. Beim Kaffee wurde besprochen, was anliegt. Auf der Agenda steht am ersten Tag ein Treffen mit allen Amtsleitern, die ihr zugeordnet sind. Nächste Woche möchte sie die Ämter besuchen, um alle Mitarbeiter persönlich kennenzulernen. "Der erste Antrittsbesuch sollte zu den eigenen Leuten führen." Nach einem Treffen mit OB Thomas Geisel geht es am Abend in die Sitzung der SPD-Fraktion. Dass mit der Entscheidung, ob der Prolog der Tour de France 2017 in Düsseldorf startet und die Stadt um die 6,2 Millionen Euro zuschießen soll, gleich eine Machtprobe der politischen Akteure auf der Tagesordnung ihrer ersten Ratssitzung steht, sieht sie gelassen: "Die Entscheidung ist gut vorbereitet und reif." Weitaus wichtiger ist für die Kämmerin ein Termin Mitte November, dann gibt der Arbeitskreis Steuerschätzung seine Prognose zu den Steuereinnahmen auf allen Ebenen. Die Schuldenfreiheit will Schneider erhalten, da hält sie es wie Abrahams. "Wenn man einmal seine Unschuld verloren hat, ist sie schwer wiederherzustellen." Das gelte auch für die Schuldenfreiheit. "Aber auch in Düsseldorf geht nicht alles." Vor allem die Kosten der Flüchtlingsversorgung sieht sie als Herausforderung. Es komme nun darauf an, wie viel Geld von Bund und Land bei den Kommunen ankomme.

Ein vergnügliches Ziel hat Schneider auch: eine Fahrt mit dem Riesenrad vor ihrem Fenster. Für den vollen Überblick. Denisa Richters

(RP)
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