Industrie-Club Gabriel: Meisterprüfung gratis machen
Düsseldorf · Am Dienstag gab es ein Novum im altehrwürdigen Industrie-Club. Dort herrscht seit mehr als 100 Jahren Krawattenzwang. Doch wenn sich die Leibwächter des Deutschen Vizekanzlers, Wirtschaftsministers und SPD-Vorsitzenden darum wenig scheren, dann schweigt darüber das Protokoll des elitären Vereins.
Nicht nur seine Bodyguards, auch Sigmar Gabriel selbst überraschte, als er zu Industrie-Club-Vorstand und FDP-Mitglied Roland Oetker sagte: "Sozialliberal wäre auch nicht schlecht". Dieser signalisierte scherzhaft Gesprächsbereitschaft.
Gabriel - als SPD-Mann - traf den Nerv der Industriellen. So warnte er vor Industriefeindlichkeit im Land. "Bei aller Risikoabwägung, unser Land und seine Industrie brauchen auch Pipelines, Stromnetze und Straßen", sagte Gabriel. Die in manchen Ländern wie den USA vernachlässigte "Old Economy" sei ein Wohlstandsmotor und Arbeitsplatzgarant. Außer in Infrastruktur müsse der Staat auch in Bildung investieren. "Gerade in den sozialen Brennpunkten müssen intakte Schulen wie Leuchttürme stehen", sagte Gabriel. Außerdem müsse man in einem Land, das stolz auf gebührenfreie Unis sei, auch Gebühren für Meister- und Techniker-Lehrgänge in Frage stellen. Begrüßt worden war Gabriel vor der Rede von Club-Präsident Joachim Scheele, Ehrenbürger Albrecht Woeste, BDI-Präsident Ulrich Grillo und Dirk Grolman (Vorstand).
Thorsten Breitkopf