Rolf Stender Gefundene Objekte als Galerie-Kunst

Düsseldorf · Eine private Galerie, gefüllt mit Objekten eines leidenschaftlichen Sammlers und Gestalters: Rolf Stender ist der Hüter eines Schatzkästchens, das er gerne auch Besuchern öffnet. Für ihn war es eine späte Berufung, die vor zehn Jahren ihren Anfang nahm.

 Die Schaufensterpuppen hat Rolf Stender bei einem Messebauer in dessen Lager in Düsseldorf entdeckt und sie ihm kurzerhand abgeluchst, wie er sagt - kostenlos. Jetzt schmücken sie seine schräge Galerie.

Die Schaufensterpuppen hat Rolf Stender bei einem Messebauer in dessen Lager in Düsseldorf entdeckt und sie ihm kurzerhand abgeluchst, wie er sagt - kostenlos. Jetzt schmücken sie seine schräge Galerie.

Foto: hans-Jürgen Bauer

Eine private Galerie, gefüllt mit Objekten eines leidenschaftlichen Sammlers und Gestalters: Rolf Stender ist der Hüter eines Schatzkästchens, das er gerne auch Besuchern öffnet. Für ihn war es eine späte Berufung, die vor zehn Jahren ihren Anfang nahm.

Nachdem der mittelständische Unternehmer seinen Betrieb für Unterhaltungselektronik und Haustechnik verkauft hatte, streifte er täglich mit dem Hund am Rheinufer entlang. Dabei blieb sein Auge oft an Fundstücken hängen, die der Strom ausgespuckt hatte. Holz, Schiffstaue, rostige Büchsen - unscheinbarer Kram, den sonst keiner beachtete. Rolf Stender aber sah ihn mit dem Blick eines Kreativen. Er hob die Beute auf, trug sie nach Hause und fügte sie nach Lust und Laune zusammen.

Erst nach dem Besuch eines Kunstkurses erfuhr er, dass es einen Namen gab für sein Schaffen: "objet trouvé" (gefundener Gegenstand), entstanden im Umkreis des Dadaismus. Von diesen Ursprüngen taucht vieles in der Galerie auf. Etwa das "Raucherbein", ein schwarz verkohltes geschwungenes Holzstück, Relikt eines Grillfeuers. Stender, mit ausgeprägtem Spaß an ironischen Verfremdungen, dekorierte es in Can-Can-Manier mit einem roten Strumpfband aus Spitze. Für dessen Beschaffung war er zu verschämt, also spannte er seine Frau Astrid ein.Die frühere Lehrerin musste seitdem schon oft mit ihm auf Streifzug gehen. Auch nach dem Silvesterfeuerwerk, um die Schnipsel unter den Zündschnüren der Raketen aufzulesen. Zu St. Martin sammelte sie auf diversen Bauernhöfen Gänsefedern ein, damit ihr Mann für seine Collage "Antwort auf die Energiewende" Windräder damit bespannen konnte. Nur als er in Spanien Dutzende von Mäuse- und Rattenfallen kaufte, regte sich beim Kofferpacken ihr Protest. Aus den Fallen entstand das bedrückende, mit Marshmallows angereicherte Objekt "Drohende Rattengesellschaft."

Zu jedem Werk und seiner kuriosen Entstehung kann Stender spannende Geschichten erzählen. Nicht selten greifen seine Arbeiten zeitgeschichtliche und sozialpolitische Bezüge auf, sind ein Appell an die Verantwortung gegenüber der Natur. Listig nimmt Rolf Stender das Rollenverhalten der Geschlechter auf die Schippe.

Den enormen Stierkopf, der seine Ohren beim Kampf mit dem Torero einbüßte, entdeckte er bei einem Präparator. Jetzt umschlingen das Symbol der Männlichkeit blutrote Frauenhände, wie zur Beschwichtigung. Die Überreste aus seiner Firma, Röhren oder Module aus Radio- und Fernsehgeräten, speist Stender ebenfalls in seinen künstlerischen Kosmos ein.

Die Räume der Galerie nutzt er gelegentlich auch für Ausstellungen wie zuletzt für eine Hommage an Werbe-Guru Charles Wilp. Manchmal führt Rolf Stender kleine Gruppen durch seine Galerie im Hinterhof an der Schwerinstraße 6. Aber auch interessierte Einzelpersonen können sich bei ihm gerne anmelden unter Telefon 0211 498914. Regina Goldlücke

(RP)
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