Jubiläen Große Party im "Kom(m)ödchen"

Düsseldorf · Am kommenden Freitag feiert das "Kom(m)ödchen" zwei Jubiläen auf einen Schlag: Vor 70 Jahren wurde die Kabarettbühne gegründet, und vor 50 Jahren zog sie in das Haus am Grabbeplatz ein.

 Sie stehen stellvertretend für eine beeindruckende Tradition des guten, bissigen und durchdachten Humors: Elke und Kay Lorentz leiten mit Herzblut und viel Liebe die Kabarettbühne am Grabbeplatz.

Sie stehen stellvertretend für eine beeindruckende Tradition des guten, bissigen und durchdachten Humors: Elke und Kay Lorentz leiten mit Herzblut und viel Liebe die Kabarettbühne am Grabbeplatz.

Foto: Melanie Zanin

Es war eine ungewöhnliche Prozession, die sich eines Abends von der Kapuzinergasse aus in Bewegung setzte, wo das "Kom(m)ödchen" seit 1947 sein viel zu eng gewordenes Domizil in einem feuchten Keller unter einer Altstadt-Kneipe hatte. In der Pause überraschte Lore Lorentz ihr Publikum mit der Aufforderung, ein jeder möge seinen Stuhl nehmen und ihn zur neuen Bühne tragen. Dort wurde der zweite Teil des Programms gespielt - und damit war die Einweihung vollzogen.

 Das fehlende "m" aus dem Schriftzug liegt im Fenster.

Das fehlende "m" aus dem Schriftzug liegt im Fenster.

Foto: Andreas Endermann

Um ein Haar wäre damals das Lebenswerk seiner Eltern für Düsseldorf verloren gewesen, erzählt Kay Lorentz. Allzu schwerfällig hatten sich die Stadtväter bei der Beschaffung neuer Räume bewegt. Bis Willy Millowitsch nach vorn preschte: "Kommt nach Köln, dort nimmt man euch mit Kusshand", ermunterte er die Gründer Kay und Lore Lorentz. In letzter Minute bot man ihnen für ihr "Kom(m)ödchen" den rückwärtigen Teil der neu erbauten Kunsthalle an. So konnten die weiteren glanzvollen Kapitel der Bühne schließlich doch noch in Düsseldorf geschrieben werden.

Für den Doppel-Geburtstag am kommenden Freitag haben sich Kay und Elke Lorentz eine Art "Volksfest" für Freunde und Publikum gewünscht. Mit lockerer Stimmung ab dem Nachmittag und ohne offizielle Reden: "Absolutely no keynotes", lautet die klare Ansage. "Jeder ist willkommen und kann sich auf seine Weise daran erinnern, was er hier schon erlebt hat", sagt der Theaterchef. "Auch Künstler und Weggefährten haben sich angekündigt. Wann genau jemand auftaucht, weiß ich selber nicht, ich lasse mich gern überraschen."

Das Ensemble mit Maike Kühl, Christian Ehring und Heiko Seidel wird natürlich auch dabei sein. Einzige Fixpunkte sind vier Ausgaben von "Tempo 70 - die rasende Kom(m)ödchen Jubiläumsshow", bei der Christian Ehring, der ja mittlerweile auch zum TV-Star avancierte (extra 3 im NDR und heute-show im ZDF) in jeweils 30 Minuten die Geschichte des Hauses kurz und knackig beleuchten wird. Unterstützen soll ihn lediglich eine matte Scheibe, die historische und aktuelle Schnipsel zeigt. Das findet um 16, 18, 20 und 22 Uhr statt und kostet sieben Euro. Zwischendrin ist Party, und der Westdeutsche Rundfunk wird das Spektakel auch in Bild und Ton aufzeichnen.

Seit 23 Jahren bestimmen Kay und Elke Lorentz die Geschicke des literarischen Kabaretts, das heute erfolgreicher dasteht denn je. Die hauseigenen Programme ("Couch", "Sushi" und "Freaks") sind dauerhaft ausverkauft. Künstler wie Konrad Beikircher, Thomas Freitag, Anka Zink oder Tina Teubner lieben das "Kom(m)ödchen" und geben regelmäßig Gastspiele.

Schaut man auf die Anfänge von Kay Lorentz als Nachfolger seiner übermächtigen Eltern, kann seine Leistung nicht hoch genug bewertet werden. "Man traute mir herzlich wenig zu und ließ es mich auch deutlich spüren", erinnert er sich. "Ich hatte weder die Fähigkeit, auf die Bühne gehen noch Regie zu führen oder gar eigene Programme zu schreiben." Aber erkennen, welche klugen Köpfe zum "Kom(m)ödchen" passten, das konnte er. Sein unaufgeregtes und umsichtiges Konzept: sich selber zurücknehmen und andere ins Rampenlicht schieben. "Der lange Atem hat sich gelohnt", sagt Kay Lorentz."Es ist ein Vorteil, das Geschehen von unten betrachten zu können und nicht in den Konflikt mit der eigenen Eitelkeit zu kommen."

Regina Goldlücke

(RP)
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