Männer-Club in Düsseldorf Heine-Kreis lässt Frauen kalt

Düsseldorf · Nun also doch. Der Heine-Kreis will seine Satzung überarbeiten, die bei der Neugründung vor vier Wochen aus "Nostalgiegründen" noch die Aufnahme von Frauen ausschloss. Zu spät, finden viele Düsseldorfer Frauen jetzt.

 Eine RP-Redakteurin Auge in Auge mit dem großen Heinrich Heine. Der Heine-Kreis wollte bei seiner Neugründung erst keine Frauen aufnehmen.

Eine RP-Redakteurin Auge in Auge mit dem großen Heinrich Heine. Der Heine-Kreis wollte bei seiner Neugründung erst keine Frauen aufnehmen.

Foto: Andreas Endermann

Das war schon beim alten Heine-Kreis so gewesen, doch jetzt soll's anders werden. Nicht wegen der Empörung, die der Beschluss hervorgerufen hatte, sondern weil eigentlich die meisten Mitglieder dafür sind, bei der Beschlussfassung seien halt nicht alle da gewesen.

So weit, so gut - aber für FDP-Ratsfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu spät: "Einen Verein, der von der Öffentlichkeit gezwungen werden muss, Frauen aufzunehmen, brauche ich nicht", sagt sie und ist noch immer enttäuscht von Heinersdorff. Als der 2007 gegen die Karfreitags-Ruhe mit einem Nacktauftritt auf der Bühne protestierte, hielt sie ihn für einen "exzellenten Provokateur". Doch seit seinem Bekenntnis zu Herrenclubs im britischen Stil wisse sie: "Er ist genauso ein Spießer wie die meisten anderen Männer auch."

 Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Auch Annette Günther wird trotz Satzungsänderung keinen Antrag auf Mitgliedschaft stellen. Obwohl sie Leiterin der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Mörsenbroich ist und sich bereits im Studium mit Düsseldorfs bekanntestem Dichter auseinandergesetzt hat. Die mögliche Öffnung des Kreises für das Weibliche kommentiert sie "heinesche Art und Weise". Heine habe stets ein Ohr für die Ausgegrenzten gehabt und fände "sicher toll, dass der Heine-Kreis diesen Verhaltensgrundsatz nun auch auf Frauen anwendet". Grundsätzlich hat Günther nichts gegen Frauen- oder Männer-Zirkel. Bei der Pflege von Heines Erbe findet sie eine solche Selbstbeschränkung allerdings "befremdlich und anachronistisch". Nostalgie sei an dieser Stelle "schlicht verzichtbar".

Sabine Schmidt, für die CDU im Gleichstellungsausschuss, sieht das ganz ähnlich, und begrüßt, dass die offenbar versehentlich zustande gekommene Satzungspassage geändert werden soll. Über einen Mitgliedsantrag hat sie aber noch nicht nachgedacht.

 Sabine Schmidt

Sabine Schmidt

Foto: ""

Vom Heine-Kreis hatte Karin Heine, Grafikerin und mit dem Dichter bestenfalls vielleicht verwandt, noch nie gehört, findet aber erschreckend, dass es im Jahr 2016 überhaupt noch Thema sein musste, ob Frauen in einem Kreis zur Pflege kultureller Angelegenheiten zugelassen werden sollen. "Da ist es wohl auch besser diese Herren unter sich zu lassen."

Selinde Böhm vom Heine-Haus musste über die Frage Beitritt oder nicht gar nicht lange nachdenken: "Ich wollte da vorher nicht rein und will es auch jetzt nicht - dieser Kreis ist mir völlig egal."

 Selinde Böhm

Selinde Böhm

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Gudrun Hock kennt den Heine-Kreis schon seit vielen Jahren. Frauen seien dort immer gern gesehen gewesen, sagt die Ex-Bürgermeisterin (SPD), die heute bei Düsseldorf Congress Sport und Event die Geschäfte führt. Es sei gut, dass es jetzt wieder so werde und der Heine-Kreis auch im Sinne des Dichters offene Diskussionen pflege.

 Gudrun Hock

Gudrun Hock

Foto: end (2), hjba (2), abr, pe,

Paula Elsholz von den Grünen findet die Überarbeitung der Heine-Kreis-Satzung ebenfalls "begrüßenswert - zu einem Verein, der sich für Zivilcourage, Aufklärung, Wissenschaft und Kunst einsetzt, gehört die Gleichberechtigung der Geschlechter einfach dazu."

 Paula Elsholz

Paula Elsholz

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)
 Elisabeth Wilfart

Elisabeth Wilfart

Foto: Endermann, Andreas (end)

Elisabeth Wilfart, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, könnte sich sogar vorstellen, im Heine-Kreis mitzumachen. "Es ist richtig, die Satzung zu ändern, war doch klar, dass das nach hinten losgehen würde", sagt sie und fügt augenzwinkernd in Richtung Jonges-Baas Rolshoven, der kürzlich auch ein Satzungs-Problem hatte, hinzu: "Vielleicht überdenken auch die Jonges die Frauen-Passage noch einmal."

(sg/jj)
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