Düsseldorf Hosen-Gitarrist wirbt für die Welthungerhilfe

Düsseldorf · Ihr Einsatz für das Projekt Band Aid sorgte zuletzt für Diskussionen, doch das hält die Toten Hosen nicht davon ab, sich weiter für karitative Zwecke einzusetzen. Michael Breitkopf, genannt Breiti, wirbt mit 80 bekannten Menschen - unter ihnen Sönke Wortmann, Katja Riemann, Ben Becker, Nena, Manni Breuckmann, Neven Subotic und Til Schweiger - für die Unterstützung der Aktion "Wir helfen Flüchtlingen" der Welthungerhilfe.

 Toten-Hosen-Gitarrist Michael Breitkopf setzt sich für Flüchtlinge ein. In Düsseldorf hat er bereits häufiger Unterkünfte besucht.

Toten-Hosen-Gitarrist Michael Breitkopf setzt sich für Flüchtlinge ein. In Düsseldorf hat er bereits häufiger Unterkünfte besucht.

Foto: A. Endermann

Ihr Einsatz für das Projekt Band Aid sorgte zuletzt für Diskussionen, doch das hält die Toten Hosen nicht davon ab, sich weiter für karitative Zwecke einzusetzen. Michael Breitkopf, genannt Breiti, wirbt mit 80 bekannten Menschen - unter ihnen Sönke Wortmann, Katja Riemann, Ben Becker, Nena, Manni Breuckmann, Neven Subotic und Til Schweiger - für die Unterstützung der Aktion "Wir helfen Flüchtlingen" der Welthungerhilfe.

Der Gitarrist sprach vor der Abreise der Band zum Konzert im südostasiatischen Myanmar mit RP-Redakteur Jan Wiefels.

Sie sind einer von vielen Prominenten, die für die Initiative "Wir helfen Flüchtlingen" werben. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben?

Michael Breitkopf Die Welthungerhilfe hat uns über die Grünenpolitikerin Claudia Roth angesprochen und gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, die Aktion zu unterstützen. Dabei geht es darum, syrischen und irakischen Flüchtlingen in der Südtürkei das Überwintern zu ermöglichen. Und weil wir schon lange mit Pro Asyl zusammenarbeiten, ist uns das Thema sehr vertraut. Da brauchten wir nicht lange überlegen und haben sofort zugesagt.

Wie genau soll den Flüchtlingen geholfen werden?

Breitkopf Durch die Kriege in Syrien und im Nordirak sind Tausende Menschen auf der Flucht. Viele konnten sich in den Libanon und in die Türkei retten. Im Süden der Türkei ist der Winter oft sehr hart mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Diese Menschen konnten kaum etwas von ihrem Hab und Gut mitnehmen. Sie sind dort vollkommen den Bedingungen ausgeliefert und haben kaum eine Möglichkeit, für sich selbst zu sorgen. Die Welthungerhilfe versucht nun, möglichst vielen von ihnen das Überwintern möglich zu machen, indem sie Zelte, Heizmaterial und Öfen bereitstellt. Zum Beispiel bekommt man für 600 Euro ein winterfestes Zelt, für 120 Euro einen Heizofen und für 150 Heizmaterial für vier Monate. Aber es helfen auch Beträge in Höhe von zehn oder 50 Euro. Die Summe macht es.

Sind Sie selbst mit Flüchtlingen in Kontakt gekommen?

Breitkopf Im Süden der Türkei war ich bislang noch nicht. Aber ich habe öfter mal die Gelegenheit gehabt, in Aufnahmeeinrichtungen in Düsseldorf mit Menschen sprechen zu können, die als Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind. Es war sehr interessant, etwas über ihre Schicksale zu erfahren. Es ist eine Sache, wenn man über eine Situation aus den Medien erfährt oder ob man mal die Gelegenheit hat, in Ruhe mit jemandem zu sprechen, der zum Teil grauenhafte Erfahrungen machen musste und dann noch völlig verloren irgendwo ankommt und nur sein nacktes Leben retten konnte. So etwas geht unter die Haut.

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Foto: RP Online

Wie wird aus Ihrer Sicht in Düsseldorf mit dem Thema Flüchtlingen umgegangen?

Breitkopf Die eine Sache ist, wie in Deutschland allgemein die Gesetzeslage im Bezug auf Asylbewerber ist. Die ist zum Teil katastrophal, weil Flüchtlingen elementare Grundrechte vorenthalten werden. Angesichts dieser schlechten Bedingungen sieht es in Düsseldorf noch etwas besser aus als in anderen Städten. Die Bezirksvertretungen zum Beispiel gehen auf die Flüchtlinge zu. Und man versucht, keine Massenunterkünfte entstehen zu lassen. Und so gibt es in Düsseldorf relativ wenige Probleme mit Anwohnern. Das ist ja oft nur eine Frage der Organisation und hat weniger mit der Tatsache zu tun, dass da fremde Leute kommen.

Aber auch in Düsseldorf gibt es Menschen, die es komplett ablehnen, dass in ihrer Nachbarschaft Flüchtlinge untergebracht werden. Was würden Sie solchen Personen entgegenhalten?

Breitkopf Am liebsten würde ich mit diesen Menschen ein paar Familien besuchen, die in solch einer Situation leben müssen. Vorurteile lösen sich bei solchen Begegnungen sehr schnell auf. Dadurch, dass es in Düsseldorf keine riesigen Unterkünfte für Flüchtlinge gibt, ist die Lage hier besser als anderswo. Von massiven Problemen in Düsseldorf habe ich noch nicht gehört.

Bengalos beim Konzert der Toten Hosen in Düsseldorf
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Welche Einrichtungen haben Sie in Düsseldorf besucht?

Breitkopf Ich war zum Beispiel an den Containern am Flughafen und in einer Einrichtung in Gerresheim. Als es das noch gab, war ich in der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Schiff am Hafen. Und was man dort zu sehen und zu hören bekommt, ist schon heftig und geht unter die Haut.

Haben Sie persönliche Gründe, dass Sie sich gerade für Flüchtlinge einsetzen?

Breitkopf Meine Eltern stammen aus Schlesien. Die Familie meiner Mutter hatte erst unter einer brutalen Diktatur zu leiden, dann unter dem Krieg und später unter der russischen Besatzung. Schließlich wurde die Familie aus ihrer Heimat vertrieben und musste dann noch jahrelang in einem Flüchtlingslager leben, wo sie von der örtlichen Bevölkerung diskriminiert, ausgegrenzt und teilweise mit Steinen beschmissen wurde. Es mag sein, dass mich dieses Thema deshalb besonders bewegt, weil ich mit diesen Erzählungen groß geworden bin.

Die Toten Hosen engagieren sich unter anderem für Pro Asyl, Oxfam und die Initiative "Kein Bock auf Nazis". Zuletzt haben Sie bei Band Aid mitgemacht. Gehört das soziale und politische Engagement ein Stück weit zum Selbstverständnis der Toten Hosen?

Breitkopf Wären wir keine bekannte Band geworden, hätten wir uns sicher auch in anderer Art und Weise versucht, uns bei solchen Themen nützlich zu machen. Dadurch, dass wir nun mal einen gewissen Bekanntheitsgrad haben, können wir das, was wir machen, als Geschenk betrachten. Und das große Interesse an uns und die Anerkennung, die wir bekommen, versuchen wir zu nutzen, um uns für andere nützlich zu machen.

(RP)
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