Wilko Austermann Kunst im Hotelkeller am Worringer Platz

Düsseldorf · Wenn Wilko Austermann mit einem Besucher den Keller betritt, muss er schnell ein paar Stecker in die Dosen schieben. Dann beginnen die Gebisse im ehemaligen Kühlhaus auf- und zuzuklappen, und das Kinderstühlchen in der Ecke vibriert, als sei es ein elektrischer Stuhl.

 Wilko Austermann mit einem Werk des Künstlers Oskar Klinkhammer, in dem sich kunstvoll bemalte Gebisse bewegen. Es steht im Keller des "Hotel Friends" in einem ehemaligen Kühlraum.

Wilko Austermann mit einem Werk des Künstlers Oskar Klinkhammer, in dem sich kunstvoll bemalte Gebisse bewegen. Es steht im Keller des "Hotel Friends" in einem ehemaligen Kühlraum.

Foto: Andreas Bretz

Wenn Wilko Austermann mit einem Besucher den Keller betritt, muss er schnell ein paar Stecker in die Dosen schieben. Dann beginnen die Gebisse im ehemaligen Kühlhaus auf- und zuzuklappen, und das Kinderstühlchen in der Ecke vibriert, als sei es ein elektrischer Stuhl.

Die aktuelle Ausstellung dreht sich um kinetische Kunst, also um Werke, die mit Bewegung arbeiten. Die Werke stammen von jungen Künstlern, unter anderem Akademie-Studenten. Wilko Austermann hat sie woanders entdeckt und nun zusammengetragen, in seinem besonderen Ausstellungsraum im Hotelkeller, ganz ohne Budget. "Das ist ein Abenteuer", sagt er.

Er betreut das vielleicht ungewöhnlichste Ausstellungshaus, das die Stadt gerade zu bieten hat. Es befindet sich im "Hotel Friends", einem echten Hotel am Worringer Platz, und besteht aus jenem Keller, der einst zu einem Supermarkt gehörte, außerdem aus einem Dach und einem Hotelzimmer. Der 26 Jahre alte Student kuratiert dort Ausstellungen für zeitgenössische Kunst - und sorgt damit so langsam für Aufsehen in der Gegend rund um den Hauptbahnhof, die ohnehin gerade die Kunst-Szene immer stärker interessiert.

Schon das "Hotel Friends" selbst ist irgendwie ein Kunstwerk: Die Lobby ist knatschbunt und kitschig eingerichtet, jeder Flur und jedes Zimmer sind ein Unikat in verrückten Mustern und Farben. Seit zwei Jahren erlaubt Hoteldirektor Hendrik Grünefeld dem Studenten darüber hinaus, einige Räume zu nutzen. Die Künstlerin Edmée Laurin hat für Austermann gerade das Dach des Innenhofs gestaltet und dort ein Muster variiert, das sie in einer Kirche abgeschaut hatte. Das Ergebnis kann man nur vom Balkon eines Hotelzimmers aus sehen. Florian Eggermann bespielt derweil ein Zimmer, in dem Gäste übernachten. Zur Installation gehört, dass sie bei der Ankunft einen Brief erhalten, in dem der Künstler sie auffordert, ihn anzurufen und etwas zu erzählen. Einige haben das schon gemacht.

Für Austermann bietet das Hotel die Chance, endlich das zu machen, was er schon lange machen wollte: Kunst zeigen. Schon als Jugendlicher, so erzählt er, reiste er gezielt in Museen und Kirchen in der Region. Dabei habe dieses Interesse gar nicht so nahe gelegen, Austermann stammt von einem Hof in der Nähe von Detmold. Zum Zivildienst zog er dann in die Landeshauptstadt, er wohnt in einer WG im Bahnhofsviertel. Gerade macht er seinen Master in Kunstgeschichte an der Heine-Uni, nebenbei jobbt er als Kunstführer in Tony Craggs Wuppertaler Skulpturenpark und durch die Bahnhöfe der Wehrhahn-Linie.

Über die Künstler vom benachbarten "Gasthof Worringer Platz" kam er in Kontakt mit dem Designhotel. Gäste erhalten an der Rezeption einen Zettel mit Informationen zu den Werken, am liebsten führt Austermann aber selbst durch die Werke. Die nächste Ausstellung folgt im Herbst, dann will er Kunst zum Thema "Sound" zeigen. Am Samstag ab 15 Uhr bietet er eine Führung an, Treffpunkt ist an der Rezeption (Worringer Straße 94), mehr Informationen gibt es auf der Facebook-Seite unter dem Stichwort "Antichambre9496". Arne Lieb

(RP)
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