Atelier Micmac Kunst über den Kitsch hinaus

Düsseldorf · Dass Bea Schröder Künstlerin ist, fällt sofort auf, wenn man sie in ihren Räumen an der Hafenstraße in der Carlstadt trifft. Aber nur, wenn sie ihre "Arbeitsklamotten" trägt: pinke Sneaker, die an der Spitze mit einer Schicht aus Farbspritzern und Punkten übersäht sind. "Viele sagen mir, die Schuhe könnte ich danach als Kunstwerk verkaufen - aber die sind noch nicht fertig", sagt Schröder und lacht. Auch ihr weißes T-Shirt könnte eines ihrer Kunstwerke sein. In diesen Klamotten erkennen die Kunden sie als Künstlerin, sonst "werde ich oft ignoriert", sagt sie. Viele gingen davon aus, dass in dem Atelier verschiedene Künstler ausstellten, weil es so vielfältig ist.

 Künstlerin Bea Schröder hat ihr Atelier in der Nähe des Carlsplatzes. Sie mag es auffällig und bunt.

Künstlerin Bea Schröder hat ihr Atelier in der Nähe des Carlsplatzes. Sie mag es auffällig und bunt.

Foto: Andreas Bretz

Dass Bea Schröder Künstlerin ist, fällt sofort auf, wenn man sie in ihren Räumen an der Hafenstraße in der Carlstadt trifft. Aber nur, wenn sie ihre "Arbeitsklamotten" trägt: pinke Sneaker, die an der Spitze mit einer Schicht aus Farbspritzern und Punkten übersäht sind. "Viele sagen mir, die Schuhe könnte ich danach als Kunstwerk verkaufen - aber die sind noch nicht fertig", sagt Schröder und lacht. Auch ihr weißes T-Shirt könnte eines ihrer Kunstwerke sein. In diesen Klamotten erkennen die Kunden sie als Künstlerin, sonst "werde ich oft ignoriert", sagt sie. Viele gingen davon aus, dass in dem Atelier verschiedene Künstler ausstellten, weil es so vielfältig ist.

Seit 1992 arbeitet Schröder als Künstlerin in Düsseldorf. In einem privaten Studium bei einem Künstler lernte sie viel über Materialien und Technik. Davor hat sie eine kaufmännische Ausbildung gemacht. "Aber das war mir zu langweilig, ich war immer explosiv und wollte Neues ausprobieren." Ihr Stil ist aus "viel experimentieren, probieren und mutig sein entstanden", sagt sie.

"Micmac", der Name ihres Ateliers, stammt aus der Ethnologie. Ihre Kunstform basiert auf Piktogrammen, also kleinen Symbolen. Indianerstämme nutzen diese zur Kommunikation. "Ich denke, nicht der Künstler muss das Bild erklären, sondern das Bild muss das tun", beschreibt Schröder ihre Kunstform. "Dann entsteht eine Symbiose mit dem Betrachter."

Schröders Kunst ist farbintensiv und einprägsam. "Wer einmal Sachen von mir gesehen hat, der erkennt sie immer wieder", sagt sie. Bunte Formen, die auch in mehreren Farbschichten aufgetragen werden, auffällige Muster, aber auch Wohnaccessoires wie Sessel und Spiegel gestaltet Schröder. Bewohnbare Kunstwerke zu schaffen ist ihr Motto. "Das geht teilweise über den Kitsch hinaus", so die Künstlerin. Denn vielen fällt im ersten Moment genau dieses Wort für ihre beklebten Spiegelrahmen ein.

Schröder fertigt inzwischen viele Auftragsarbeiten an, nicht nur in Düsseldorf. "Der spannendste Moment ist, wenn der Kunde das Werk sieht. Ich bin eigentlich immer zufrieden, und zum Glück sind es 99 Prozent meiner Kunden auch", sagt sie. Wie schnell sie mit Bildern fertig ist, hänge davon ab, ob "Gelingen in der Luft liegt". Manchmal passe alles: "Die Materialien spielen mit, und der liebe Gott malt mit, sage ich immer, und dann entsteht so eine Momentaufnahme." Ganz nah an ihrem Atelier sind die Räume, in denen Schröders Kunst entsteht. Im Moment steht ein lebensgroßes Abbild einer Kuh dort, das sie bemalt. Zum Malen kommt sie erst abends - und das geht häufig bis spät in die Nacht. "Vor 23 Uhr gehe ich nie nach Hause", sagt sie. Und auch am Wochenende macht sie weiter.

Vor den Schaufenstern bleiben immer wieder Menschen stehen, studieren die bunten Werke und machen Fotos. Vor drei Jahren ist das Atelier Micmac vom Hafen in die Räumlichkeiten in der Carlstadt gezogen. Neben den großen Bildern finden sich dort auch kleine Werke. Schröder greift gerne aktuelle Themen auf. Zum Reformationsjahr klebte sie Playmobil-Figuren von Luther auf Werke und zur Tour de France hingen 16 von ihr gestaltete Fahrräder über dem Restaurant "Zum Schiffchen", die zu ihrer Freude oft fotografiert wurden. Ihre Kunst kommt bei Passanten an, immer wieder kommen Interessierte ins Atelier und kaufen Kleinigkeiten. "Es riecht nach frischer Farbe", sagt ein Mann, als er einen Gartenzwerg bezahlt. "Ach echt? Mir fällt sowas gar nicht mehr auf", erwidert Schröder. Dann fällt es ihr wieder ein: Erst vor kurzem hat sie eines ihrer neuen Werke im Atelier aufgestellt. Die Farbspritzer auf dem Bild ähneln denen auf Bea Schröders Schuhen - im Atelier Micmac ist eben alles Kunst. Julia Rieger

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort