Stark durch Sport Laufen rettet Thorsten Stelters Leben

Düsseldorf · Heute geht es Thorsten Stelter richtig gut, er ist gesund und mit seinem Leben rundum zufrieden. Das war nicht immer so, er war nämlich lange krank, erst körperlich, einige Jahre später dann psychisch. Das Laufen war und ist seine Therapie.

 Thorsten Stelter will mit seiner Lauf-Aktion Menschen mit Depressionen Mut machen.

Thorsten Stelter will mit seiner Lauf-Aktion Menschen mit Depressionen Mut machen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es hat ihm, wie er selbst sagt, schon zwei Mal das Leben gerettet. Um auf die Krankheit Depression aufmerksam zu machen, will der 40-Jährige am 20. August zu einer besonderen Reise aufbrechen: Innerhalb einer Woche wird er - unterteilt in verschiedene Etappen - die 450 Kilometer nach Leipzig laufen. Dort findet Ende August nämlich der Patientenkongress der Stiftung Deutsche Depressionshilfe statt. Unterstützt wird der Rechtsanwalt, der sich zudem stark macht für das Düsseldorfer Bündnis gegen Depressionen, von Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke und Oberbürgermeister Thomas Geisel. Das Stadtoberhaupt ist bekanntermaßen begeisterter Jogger und will bei Stelters Start bis zur Stadtgrenze der Landeshauptstadt mitlaufen.

Stelter steckt mitten in den Vorbereitungen, und er blickt zurück, um anderen Mut zu machen, den richtigen Weg aus der Krise zu finden: In seiner Jugend hatte er immer viel Sport getrieben, Leichtathletik und Basketball, jedoch mit Beginn seines Jura-Studiums damit aufgehört. Stattdessen aß er Fastfood, nahm immer mehr zu, litt irgendwann unter Bluthochdruck, musste Medikamente einnehmen. Um dagegen etwas zu tun, stellte er seine Ernährung um und begann mit dem Laufen. Zunächst schaffte er kaum 800 Meter, aber er blieb am Ball und bewältigte schnell seinen ersten Zehn-Kilometer-Lauf. Es ging ihm stetig besser, bald konnte er auf die Medikamente verzichten. Und Stelter hatte "Blut geleckt", die Strecken wurden länger. Dann kam der erste Marathon. "Eine ziemliche Quälerei ist das gewesen", sagt er. Über das Internet-Netzwerk Facebook lernte der heute 40-Jährige dann sogenannte Ultraläufer kennen, und so wurden die ganz langen Strecken von 100 und mehr Kilometern seine große Leidenschaft. Doch dann wurde Stelter erneut krank. Dieses Mal war es eine psychische Erkrankung, nämlich eine schwere Depression. Als Rechtsanwalt arbeitete er zu viel, der Druck war zu groß. Es begann mit Schlafstörungen, wie er sich erinnert, später verlor er jegliches Interesse an seinem Job, am Laufen, an seinem Leben. "Aber zuzugeben, krank zu sein, kam für mich nicht infrage, schließlich wollte ich Karriere machen", sagt er. Eine psychische Erkrankung passte da nicht. Irgendwann sei es ihm dann aber so schlecht gegangen, dass er - anstatt zur Arbeit - in den Grafenberger Wald gefahren und dort heulend zusammengebrochen sei. Dann die Rettung: Er fand glücklicherweise recht schnell im nahe gelegenen LVR-Klinikum eine gute Therapeutin. "Sie war es auch, die mich immer wieder ermuntert hat, zu laufen", erinnert sich Stelter dankbar. "Bewegung gehört zu meiner Therapie gegen Depressionen dazu", sagt er, "und mir hilft das Laufen sehr". Es gebe ihm viel, draußen in der Natur zu sein und sich selbst wieder zu spüren. "So hat mir mein Sport tatsächlich ein zweites Mal das Leben gerettet, denn ich bin der Depression wortwörtlich davongelaufen." Inzwischen engagiert sich Thorsten Stelter ehrenamtlich für Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, er hat eine Laufgruppe ins Leben gerufen, mit der er regelmäßig trainiert. Sein persönliches Opus Magnum ist der Lauf nach Leipzig. Beate Werthschulte

(RP)
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