Laura Pinski Düsseldorferin will zum ESC - "Dankbar sein ist wichtig"

Düsseldorf · Singen ist für Laura Pinski eine Art Naturzustand: Wann es genau damit angefangen hat, kann sie gar nicht sagen. Die 19-Jährige blickt nach oben, als wolle sie in einer Gedächtniswolke suchen nach Anhaltspunkten.

Singen ist für Laura Pinski eine Art Naturzustand: Wann es genau damit angefangen hat, kann sie gar nicht sagen. Die 19-Jährige blickt nach oben, als wolle sie in einer Gedächtniswolke suchen nach Anhaltspunkten.

"Ich habe eigentlich schon immer gesungen", sagt sie. Am 25. Februar wird sie in Köln beim Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) antreten. Gegen neun andere deutsche Interpreten will sie sich mit dem Song "Under The Sun We Are One" durchsetzen, den ESC-Urgestein Ralph Siegel komponiert hat. Das Musik-Video dazu soll in den nächsten Tagen in Berlin gedreht werden. Pinski lässt sich vom Drehbuch überraschen, ebenso wie das Publikum von dem Lied, denn bisher ist es noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die 19-Jährige wirkt ganz ruhig, sortiert, wie sie da auf ihrem Sofa mit Fellimitat sitzt. Unprätentiös. Sie bewundert Stars, die, wie sie sagt "Bodenhaftung bewahrt haben". Wie Beyoncé zum Beispiel. "Man spürt einfach, dass es ihre Leidenschaft ist. Sie hat eine tolle, ganz herzliche Ausstrahlung", findet Pinski. Abheben, das könne man sich in ihren Kreisen überhaupt nicht leisten. Dabei ist die Gerresheimerin keine Unbekannte. 2012 nahm sie an der Fernsehshow "Das Supertalent" teil und schaffte es.

"Dankbar sein ist wichtig. Das ist nicht selbstverständlich, dass du bei so etwas mitmachen darfst, das wollen ja so viele Menschen. Natürlich ist es ein tolles Gefühl, wenn du ausgewählt wirst und dich so viele Menschen unterstützen. Aber es gehört auch viel Glück dazu." Pinski sagt das nicht nur so daher, sie hat es selbst erfahren. Mit neun Jahren wird bei ihr Knochenkrebs diagnostiziert. 14 Chemo-Therapien bringt sie hinter sich, insgesamt anderthalb Jahre Behandlung und eine Operation, nach der ihr rechtes Bein sieben Zentimeter kürzer bleibt als das linke.

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"Meine Eltern haben sich in dieser Zeit an meinem Bett im Krankenhaus abgewechselt. Ich war auch nachts nicht allein. Meine Mitschüler haben mir Briefe geschrieben und an meinem zehnten Geburtstag unter meinem Fenster gesungen." Nachdem sie die Krankheit überwunden hat, steckt sie alle Energie in das Singen, nimmt Unterricht, beginnt, Gitarre und Klavier zu lernen, um sich beim Singen begleiten zu können. Auch Schwimmen, Turnen, Eiskunstlaufen stehen auf ihrem Programm, aber mit 12 Jahren beschließt sie: "Jetzt ist die Musik wichtiger." Seit 2009 hat sie einen Youtube-Kanal, die Stücke nimmt sie mit einem Mikrofon in ihrem Zimmer auf. "Fame" steht in weißen Lettern auf einem Filter, "Ruhm".

"Auf der Bühne stehen", sagt sie, "das ist ein Gefühl, das man nirgendwo anders kriegt. Da hören einem so viele Menschen zu und im besten Fall kann man ihnen etwas sagen mit dem Lied." Die Botschaft von "Under The Sun We Are One" findet sie universell gültig. "Jetzt mit den Kriegen um uns herum, den Flüchtlingen ist es besonders relevant." Am Eurovision Song Contest reizt Pinski besonders, dass die Interpreten ein Publikum aus ganz Europa und darüber hinaus erreichen können. Daher wollte sie auch in englischer Sprache singen.

Verwurzelt ist die junge Sängerin jenseits aller Reisen in Gerresheim. Im Gerresheimer Krankenhaus kam sie zur Welt, das Abitur legte sie im Gymnasium Am Poth ab, im Herzen des Stadtteils ist sie zuhause. "Wegziehen will ich hier erstmal nicht", sagt sie, auch wenn der Weg zur Uni im Düsseldorfer Süden, wo sie im ersten Semester Jura studiert, nicht ganz so kurz ist. Auch um ihre Fanpost kümmert sie sich allein. "Man kann das alles nebeneinander schaffen, wenn man die Prioritäten richtig setzt."

(RP)
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