Tv-Serie Lindenstraße feiert vorgezogenes Jubiläum

Düsseldorf · Integration, sagt Hans W. Geißendörfer, sei sein Thema. Nicht so sehr politisch, sondern mehr persönlich. Weil er sich immer schon eher als Mensch in Deutschland gesehen hat, und nicht so sehr als Deutscher.

 Christof Schacker (l.) und Dirk Westmeier (r.) mit Sontje Peplow und Erkan Gündüz, die als Lisa und Murat seit zehn Jahren ein Serien-Paar sind.

Christof Schacker (l.) und Dirk Westmeier (r.) mit Sontje Peplow und Erkan Gündüz, die als Lisa und Murat seit zehn Jahren ein Serien-Paar sind.

Foto: B. Schaller

Integration, sagt Hans W. Geißendörfer, sei sein Thema. Nicht so sehr politisch, sondern mehr persönlich. Weil er sich immer schon eher als Mensch in Deutschland gesehen hat, und nicht so sehr als Deutscher.

Soviel zur Frage von Oliver Witt, der im Filmmuseum wissen wollte, warum in Geißendörfers Lindenstraße vor 30 Jahren nicht einfach sechs deutsche Familien eingezogen sind. Sondern von Anfang an auch Vasily, der Grieche dabei war. Und Gung, der Vietnamese, und später Murat und sein Bruder, der türkische Arzt.

Das Publikum, das Museumsleiter Bernd Desinger zum 30-Jährigen der Lindenstraße begrüßte, war auch recht international. Sogar aus der Schweiz war ein Fanclub angereist, die Tickets für das kleine Geburtstagsevent waren im Handumdrehen ausverkauft gewesen. Eine Griechin, die seit Jahren mit ihrer Schwester keine Folge verpasst und am liebsten Vasily sieht, lobt Schauspieler Hermes Hodolides: "Sie machen das ganz toll." Dabei ist es Hodolides anfangs gar nicht so sehr um Integration gegangen. Er war, als er zum Wirtssohn in der Lindenstraße wurde, gerade zum Studium nach Deutschland gekommen, um "Distanz zu Griechenland" zu finden. Erkan Gündüz findet toll, mit Murat einen modernen Türken zu spielen, dessen zum Islam konvertierte Frau Lisa (Sontje Peplow) seine Religion viel ernster nimmt als er.

Zum Jubiläums-Event hatten sich die Serienmacher etwas besonderes ausgedacht, indem sie einen Film aus unzähligen Szenen zusammenschnitten, in denen das Multikulti-Thema aufgenommen worden war. Wie besonders das war, bekam als erstes Moderator Witt zu spüren, dem Geißendörfer erst mal gar nicht antworten konnte, so gerührt war er. Das änderte sich spätestens, als Christof Schacker aus Groß-Gerau sich einschaltete und beklagte, dass die Zahl der Folgen auf 48 pro Jahr reduziert worden sei: "Ein Skandal." Ihm versicherte Geißendörfer, dass er hart verhandele, um nach 2016 wieder mehr Sendezeit zu bekommen, und auch, dass er ein bisschen Hoffnung hat. Neulich habe nämlich ARD-Programmdirektor Volker Herres die Lindenstraße zugunsten der Tour de France ausfallen lassen und damit letztlich nur knapp die Hälfte der Zuschauer erreicht, für die sonntags die Lindenstraße ein fester Termin ist: "Vielleicht denkt der Mann ja jetzt um."

Schacker kam durch seine Lehrerin zur Serie. In der Theater-AG seiner Realschule sollte er 1993 einen Hausmeister spielen, "so in der Art von Else Kling". Zu Anschauungszwecken guckte Schacker mal rein - und blieb dabei. Beim umtriebigen Düsseldorfer Dirk Westmeier, der sich schon in allerhand TV-Shows tummelte, darf man getrost annehmen, dass ihn vor allem die Aussicht lockte, als Statist auch mal mitmachen zu dürfen. Man soll ihn beim traditionellen Silvester-Tanz zum Jahresende sehen können.

Eine andere Extravaganz gönnt sich die Serie zum eigentlichen Geburtstag im Dezember. Dann wird live gesendet.

(RP)
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