Abschied Maushagen experimentiert in Kärnten

Düsseldorf · Seit bekannt ist, dass Georg und Brigitte Maushagen ihr Café an der Jülicher Straße schließen, kommen die beiden regelrecht ins Schwitzen.

 Brigitte und Georg Maushagen schließen ihr Café an der Jülicher Straße - aber verlassen Düsseldorf nicht so ganz.

Brigitte und Georg Maushagen schließen ihr Café an der Jülicher Straße - aber verlassen Düsseldorf nicht so ganz.

Foto: Anne Orthen

Während der Öffnungszeiten stürmten in den vergangenen Tagen die Fans von Pralinen mit Geschmacksrichtungen wie Apfel-Calvados und Zitrone-Marzipan regelrecht das Zuckerinstitut, wie Georg Maushagen gerne liebevoll sein Domizil nannte, in dem er 36 Jahre lang wirkte. Florentiner Kirsch, Limonetta und schlesischer Mohnstreusel wird es morgen ein letztes Mal geben - der Maestro geht nach Kärnten in Österreich. Er will sein Leben etwas mehr genießen, sagt der Mann, der schon mit 14 anfing mit dem Arbeiten. "Und ich möchte gerne mindestens 75 werden, und zwar gesund."

Der Künstler und Konditormeister studierte in jungen Jahren Grafik und Design, und genau das schätzen vermutlich seine Kunden an seinen süßen Kreationen. Denn er entwarf Jahrzehnte lang nicht nur Kuchen-Kunstwerke, modellierte Früchte aus Zucker in Ananas-Form und perfektionierte seine Kenntnisse an der Bonbonwalze, er ist auch Baumeister. Seine Liebe zum Design und zu Düsseldorf vereint sich in zarten Schokoladengebilden. Die Tonhalle, der Schlossturm und der Radschläger dienten als Vorlage. Schnitten, Kekse und Drops gingen in unendlicher Vielfalt und Geschmackskreationen in seinem Pempelforter Café über die Theke.

Ein Highlight in den vielen Jahren war die mehrstöckige Torte für Ivana Trump, als die 2008 ihren Model-Mann Rossano heiratete. Die Ehe ist längst geschieden, Maushagens Ruf aber untermauert. Spätestens diese Aktion machte deutlich, dass er nicht nur ein Experte fürs Backen ist, sondern auch schlicht für die Logistik. "Solche opulenten Bauwerke wie überdimensionale Torten irgendwohin zu transportieren, das setzt schon viel Erfahrung, gute Kontakte und Einfühlungsvermögen voraus." Auch Fürst Albert von Monaco war begeistert, als er freudig Maushagens Torte mit Weltkarten-Glasur zu seinem 50. Geburtstag anschnitt. Firmen wie Obi, Ubisoft und sogar dem Abspeck-Experten Weight Watchers lieferte er zu den Jubiläen mehrstöckige Torten. Zu seinen Kunden zählten zudem der Schauspieler Sir Peter Ustinov und der amerikanische Ex-Präsident Ronald Reagan. Und Düsseldorf bleibt seine Stadt. "Künftig werde ich den Wechsel zwischen der quirligen Metropole Düsseldorf und dem idyllischen Kärnten genießen." Da er international arbeite, sei es nicht so wichtig, wo er sei. "Mit meinen großen Kunden bin ich digital vernetzt und kann von überall mit ihnen kommunizieren." So ganz aufhören mit der Arbeit will der 66 Jahre alte Maushagen natürlich nicht. "Meine Freunde Carmen und Erich von der Konditorei Semmelrock im beschaulichen Hermagor richten mir ein Backlabor ein, so dass ich weiter kreativ und nachhaltig experimentieren kann", sagt er. "Jetzt wird mein Traum wahr, dass ich mich mehr mit historischen Rezepturen und der Historie des Zuckerbäckers beschäftigen kann." Mit Erich Semmelrock und Haubenkoch Manuel Ressi ist er für die länderübergreifenden Kölner Initiative "Cultgenuss" von Dr. Fausto Castellini auch caritativ aktiv. In diesem Zusammenhang war er gerade in Italien und arbeitete in Verona mit dem Papst-Koch Sergio Dussin zusammen. Für Papst Franziskus schuf er sogar Schokoladenmedaillons mit dessen Relief. Sein Assessor in der 1.Sektion des vatikanischen Staatssekretariats, Prälat Paolo Borgia, hat ihm dessen Segenswünsche übermittelt und ausrichten lassen, dass die Medaillen dem Papst sehr gut geschmeckt hätten. "Das war für mich ein ganz wunderbarer Moment." Brigitte Pavetic

(RP)
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