Gerichtsshow Nachmittags werden Anwälte zu Fernsehstars

Düsseldorf · Das Fernsehen hat's Düsseldorfer Rechtsanwälten angetan. Aktuell tummeln sich drei von ihnen im TV, und sie glänzen dabei nicht unbedingt mit dem, was sie eigentlich mal gelernt haben.

Nicolai Mameghani und Torsten Timm, Kanzleipartner im echten Leben, und auf Strafverteidigung und Ordnungswidrigkeitsverfahren spezialisiert, waren vor 15 Jahren schon gewissermaßen Geburtshelfer eines im deutschen Privatfernsehen gerade prosperierenden Genres: In der Gerichtsshow "Richterin Barbara Salesch" standen sie einander als Ankläger (Mameghani) und Verteidiger (Timm) gegenüber. 1999 hatte Barbara Salesch - die übrigens bis dahin in Hamburg wirklich Recht gesprochen hatte - im Fernsehen noch über echte Fälle als Schiedsfrau verhandelt. Aber der Kleinkram war den Zuschauern bald zu langweilig geworden, und mit den nun gespielten Fällen von Mord und Totschlag kamen 2000 auch die Düsseldorfer Anwälte ins Spiel.

"Ich war jung und brauchte das Geld", spöttelt Mameghani 15 Jahre später über sein erstes Fernseh-Jahr. Mehr Mandanten habe er durch die Auftritte kaum gewonnen, aber wenn er Kundschaft im Gefängnis besuchte, konnte er manchmal schon von seiner TV-Prominenz profitieren. Kollege Torsten Timm ging's ähnlich, wobei der in den erfundenen Strafprozess-Geschichten zumindest spielen konnte, was er auch im wahren Leben tut: Angeklagte verteidigen - auch wenn deren Geschichten bisweilen arg konstruiert waren.

Trafen die beiden zwischen den Drehtagen im Düsseldorfer Gericht auf Kollegen, seien die ihnen ohne Häme begegnet. Höchstens hinter ihrem Rücken sei vielleicht gelästert worden, sagt Mameghani, aber: "Es gibt keine schlechte Popularität." Und Strafverteidiger machen ja sowieso irgendwie alles. Bloß die Autogrammkarten, die er damals hatte, sind ihm heute etwas peinlich.

So ganz hat das Fernsehen die Anwälte aber auch nicht losgelassen. Mameghani kommentiert als Experte bei RTL II Spielszenen unter dem Titel "Hilf mir - jung, pleite, verzweifelt". Sieben von 57 Folgen sind schon gedreht, werden ab Ende des Monats gezeigt. Torsten Timm tritt bisweilen in der Reihe "Verdachtsfälle" bei RTL auf. Und diese pseudo-dokumentarische Serie hat seit neuestem einen Ableger: Ausgerechnet mit einer Gerichtsshow will RTL dem nachmittäglichen Quotentief begegnen. Schließlich holt Sat. 1 um diese Zeit mit den Wiederholungen der längst abgesetzten Salesch- und Alexander-Hold-Shows immer noch eine Menge Zuschauer.

Bei der Reanimation des totgesagten Genres wirkt fast schon folgerichtig auch ein Düsseldorfer mit.

Martin Lauppe-Assmann, der immerhin fünffacher Fachanwalt ist und gern mit Sprüchen wie "Ich mache Ihre Scheidung schöner als die Hochzeit" wirbt, tritt aber weder als Verteidiger noch als Staatsanwalt auf: Er trägt die Richterrobe und hat der Reihe mit dem sperrigen Titel "Verdachtsfälle - Recht & Ordnung mit Richter Martin Lauppe" sogar seinen Namen geliehen.

Stefani Geilhausen

(RP)
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