Jan Van De Weyer Physiotherapeut tauscht Praxis gegen Atelier

Düsseldorf · Ob aus Stein gemeißelt und spiegelglatt poliert oder aus groben Holzblöcken geschnitzt: Stets waren es Köpfe, die sich unter den Händen von Jan van de Weyer formten. Ein Schaffen im Verborgenen.

 Jan van de Weyer hat seine Köpfe bislang im Verborgen geschaffen. Am Wochenende präsentiert er sie der Öffentlichkeit.

Jan van de Weyer hat seine Köpfe bislang im Verborgen geschaffen. Am Wochenende präsentiert er sie der Öffentlichkeit.

Foto: Andreas Bretz

Ob aus Stein gemeißelt und spiegelglatt poliert oder aus groben Holzblöcken geschnitzt: Stets waren es Köpfe, die sich unter den Händen von Jan van de Weyer formten. Ein Schaffen im Verborgenen.

Der Düsseldorfer hatte zwar seine künstlerische Berufung gefunden, hielt seine über zehn Jahre entstandenen Werke aber unter Verschluss. Bis jetzt. Die Köpfe hatten am Wochenende ihren ersten großen Auftritt, als van der Weyer sein Atelier eröffnete. Die Stücke geben der begleitenden Ausstellung ihren Namen: "Heads". Der Bezug wird klar, wenn man van de Weyers erlernten Beruf kennt.

Auch als Physiotherapeut und Osteopath konnte er sich auf das Feingefühl in seinen Fingern verlassen. "Vor allem in der craniosacralen Therapie wird viel am Schädel gearbeitet", erzählt er, "die menschliche Anatomie hat mich schon immer fasziniert."

Freunde ermutigten ihn zum Schritt in die Öffentlichkeit. "Das musste erst bei mir reifen", sagt van de Weyer. "Ich habe lange mit mir gerungen. Jetzt habe ich das Gefühl, mich zeigen zu können."

Leicht war es nicht, ein geeignetes Atelier aufzustöbern: "Die Düsseldorfer Hinterhöfe sind nahezu abgegrast, außerdem macht meine Arbeit Lärm und Dreck." Auf dem Gelände der Böhlerwerke wurde er fündig: "Der Raum hat eine gute Energie und am Abend wunderbares Licht. In der Nachbarschaft entsteht so viel Kreatives, überall wird gewerkelt." In seinem Atelier übt ein Wolfskopf ("Woolf") eine magische Anziehungskraft aus. Woher kommt die dunkle Patina? "Manche Skulpturen setze ich dem Feuer aus", erklärt er. "Sie stehen buchstäblich in Flammen. Nach dem Brennprozess werden sie noch einmal bearbeitet und geölt." Der Bildhauer sagt, er sehe es dem Material fast immer an, was er daraus machen möchte, selbst wenn die Blöcke aus Holz und Stein riesig und roh sind. Geduldig nähert er sich ihnen mit Hammer, Beitel und Schnitzmesser, bis sie ihre erwünschte Form angenommen haben. Bei manchen Köpfen bleiben die Augen geschlossen, was ihnen einen sanften Ausdruck verleiht. Andere haben sie weit aufgerissen, als würden sie von Dämonen gequält. "Mir geht es immer um Emotionen", sagt van de Weyer, der auch zeichnet und fotografiert, "in den Gesichtern soll etwas passieren." Er hat Kunstgeschichte und Philosophie studiert, ist als Künstler aber Autodidakt. Die Ausstellung "Heads" läuft bis mindestens Ende des Monats (Hansaallee 321, Gebäude 2, Besichtigung nach Vereinbarung über www.janvandeweyer.com).

(go)
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