Düsseldorfer Altstadt Q-Stall schließt nach 22 Jahren

Düsseldorf · Die Altstadt verliert eine Institution: Der Q-Stall an der Kurze Straße schließt. Der langjährige Betreiber Michael "Kalle" Becker verkündete bei Facebook überraschend die traurige Nachricht - und lädt bereits für das letzte November-Wochenende zur Abschiedsparty.

 Der Q-Stall verabschiedet sich Ende des Monats von der Kurze Straße. Ein Nachfolger steht in den Startlöchern.

Der Q-Stall verabschiedet sich Ende des Monats von der Kurze Straße. Ein Nachfolger steht in den Startlöchern.

Foto: Michael Becker

"Ich hatte noch überlegt, bis Silvester weiterzumachen", erzählt er. "Aber dann am Neujahrstag die Sachen auszuräumen, hatte ich auch keine Lust."

Seit 1993 gibt es die schmale Kneipe mit Tanzfläche, die zu den Läden mit unverkennbarem Profil in der Altstadt gehört. Die DJs legen Soul, Rockabilly und Rock auf, inzwischen für Generationen von Besuchern. "Kalle" Becker hatte 1994 als DJ im Q-Stall begonnen, drei Jahre später übernahm er die Leitung. Das Aus kommt, weil sich der nur am Freitag und Samstag geöffnete Laden kaum noch wirtschaftlich betreiben lässt. "Das wird manche wundern, denn zum Beispiel in den letzten Wochen ist es voll", sagt Becker. Allerdings gebe es gerade im Sommer auch viele schlechte Tage. Zudem, meint Becker, habe sich die Altstadt verändert. "Es gibt immer mehr Junggesellenabschiede und Ballermann." In einem solchen Umfeld sei es schwierig für einen Laden wie den Q-Stall und sein Publikum. Der Mittagstisch, den es unter dem Namen "Hausnummer 3" von Montag bis Freitag in den Räumen gibt, ist von der Schließung nicht betroffen.

Das Ende für den Q-Stall bestätigt einen Trend, den Altstadt-Kenner seit einigen Jahren beobachten: Die Kurze Straße galt lange als Nische abseits des Bolkerstraße-Remmidemmis, auch dank Läden wie der Brauerei Kürzer. Durch einige neue Kneipen scheint sich das zu verändern - zum Leidwesen des etablierten Publikums.

Der Nachfolger für den Q-Stall steht schon in den Startlöchern - und will ein anderes, aber ebenso wenig auf Junggesellenabschiede und Kegelvereine abzielendes Konzept umsetzen. "Wir wollen weg von Bierkneipe und Rock'n'Roll", erzählt der neue Betreiber, der noch nicht genannt werden möchte. Man wolle sich am Stil der "Speakeasy"-Bars orientieren, den illegalen Kneipen aus den USA der Prohibitionszeit, in denen Freigeister bei hochprozentigen Tropfen diskutierten - im Flüsterton, daher der Name. Man wolle zudem ein "ausgesuchtes musikalisches Angebot abseits des Mainstreams" bieten, mit Funk, Soul und Electro, teilweise mit raren Vinyl-Pressungen. "Das wird kein Ballermann", sagt der neue Betreiber.

"Kalle" Becker will im Q-Stall zum Abschied mit alten Weggefährten noch einmal richtig feiern. Am Abschlusswochenende legen DJ Henry Storch (27.) und DJ Gogo (28.) auf.

(RP)
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