Debatte Schluss mit der Weihnachtsmann-Lüge?

Düsseldorf · Haben Kinder ein Recht auf die Wahrheit? Oder sollten Eltern zur "Weihnachtsmann-Lüge" greifen? Über diese Fragen hat der Debattierclub der Heinrich-Heine-Universität mit einem Gastteam gestritten. In der humorvollen Diskussion musste sich der Weihnachtsmann viel gefallen lassen: Mal war er eine Ausgeburt des Kapitalismus, dann ein Lehrstück für die großen Lügen der Welt.

 Der Weihnachtsmann hat in Düsseldorf gute Fürsprecher: Der Debattierclub der Uni verteidigte ihn in einem amüsanten Streitgespräch.

Der Weihnachtsmann hat in Düsseldorf gute Fürsprecher: Der Debattierclub der Uni verteidigte ihn in einem amüsanten Streitgespräch.

Foto: Andreas Endermann

Wie bekommen Kinder in Mietshäusern eigentlich ihre Geschenke? Durch den Schornstein kann der Weihnachtsmann schließlich nicht kommen. Für den Politologen Ulrich von Alemann, der im Gastteam antrat, war das ein guter Grund den alten Herrn mit dem weißen Rauschebart zu attackieren: "Kinder in Mietshäusern werden vom Weihnachtsmann systematisch benachteiligt", erklärte er in seinem Plädoyer für die Abschaffung des Weihnachtsmanns.

Der Debattierclub appellierte in seinem Plädoyer an die Emotionen des Publikums: "Was bleibt denn ohne Weihnachtsmann und Geschenke? Bloß ein eiskalter Winter", sagte der Psychologe Jochen Musch. Während der Debatte hatte jedes Mitglied der dreiköpfigen Teams die Möglichkeit, seine Ansicht innerhalb von sieben Minuten zu erklären. So wurde der Galionsfigur des Weihnachtsfestes im Laufe des Abends vom Gastteam auf der Kontraseite viel unterstellt. Der Weihnachtsmann sei bloß ein Symbol für den konsumorientierten Kapitalismus und das Aufdecken der Lüge würde kleine Kinder schwer traumatisieren. Doch das Team des Debattierclubs wusste zu kontern: Zum einen lernten Kinder durch die Lüge, die großen Lügen der Gesellschaft zu hinterfragen, zum anderen seien manche Lügen in Ordnung. "Was erzählen Sie denn Ihrem Kind, wenn sein geliebter Hund 'Bello' stirbt?", fragte Musch, "dass er jetzt im Hundehimmel sei oder dass seine Überreste am Sportwagen des Nachbarn kleben?"

Das Publikum im gut gefüllten Saal nahm an der Debatte lebhaft teil. Von Zwischenrufen bis hin zu bohrenden Fragen, versuchten sie die Redner ins Schwitzen zu bringen. So fragte unter anderem der Kommunikationswissenschaftler Gerhard Vowe das Team der Gäste: "Wie wollen Sie ein Verbot des Weihnachtsmannes überhaupt umsetzen? Sollen an Heiligabend dann Polizisten neben jedem Weihnachtsbaum stehen?"

Letztendlich hatte das Team des Debattierclubs wohl die besseren Argumente. Denn bei der Publikumsabstimmung am Ende konnte es sich klar durchsetzen. Der Weihnachtsmann darf somit bleiben. Eine Nachricht, die am Nordpol sicher für Durchatmen sorgt.

Daniel Schrader

(RP)
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