Aktion in Düsseldorf-Bilk Schnibbeldisko rettet krummes Gemüse vor dem Abfall

Düsseldorf · Was nicht perfekt ist, wird aussortiert: Große Mengen Nahrungsmittel werden vernichtet, obwohl sie nur kleine Mängel haben. In Düsseldorf-Bilk wurde jetzt die erste Schnibbeldisko veranstaltet, bei der krumme und fleckige Möhren und Kartoffeln vor dem Abfall gerettet wurden.

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Foto: Screenshot Startnext/Original Unverpackt

Die Studentinnen Elena Angerer und Marie Hendriks mussten einige Zeit warten. Die beiden Freundinnen waren am Donnerstag eine halbe Stunde zu spät zur ersten Düsseldorfer Schnibbeldisko gekommen und fanden keinen freien Sitzplatz. Fast 350 Besucher - alle im Alter um die 30 - saßen schon an den Tischen in einer der Boui-Boui-Hallen und schnitten eifrig große Mengen Gemüse klein. Organisiert wurde die Schnibbeldisko von der Organisation Slow Food.

"Wir haben etwa 250 Kilogramm Gemüse von den Landwirten der Umgebung bekommen", sagte Katrin Schmermer von Slow Food. Krumme Mohrrüben, Kartoffeln mit Beulen und Blumenkohl mit einigen dunklen Stellen etwa - "Gemüse, das ohne uns im Abfall gelandet wäre, weil Supermärkte es nicht mehr annehmen." Mit der Schnibbeldisko möchte Slow Food auf das Problem aufmerksam machen, dass viele Nahrungsmittel wegen geringer Mängel vernichtet werden.

"Ich stehe voll hinter der Idee, auch etwas schrumpliges Gemüse zu essen", sagte Marie Hendriks begeistert, obwohl freie Plätze noch immer nicht in Sicht waren. Fleißig beim Schnibbeln war schon Sonja Tokjan. Die Bilkerin teilte gekonnt einige Kartoffeln in gleich kleine Stücke. "Uns hat jemand von Slow Food gezeigt, wie groß die Stückchen sein sollen", sagte sie. Dass die Kartoffeln nicht so rund wie aus dem Supermarkt aussahen, sondern eher herzförmig und irgendwie verknollen, war auf Sonjas Schneidebrett nicht mehr zu sehen.

Ihr Freund Martin Linnartz bearbeitete mit etwas Mühe eine große Sellerieknolle. "Die machen wir auch noch klein", sagte seine Freundin gut gelaunt. "Hässliches Gemüse hat auch ein Recht, gegessen zu werden." Nach zwei Stunden war es soweit. Unter den scharfen Klingen und fleißigen Händen fand das Grün- und Wurzelgemüse wenig Gnade. Auch Elena Angerer und Marie Hendriks griffen noch zum Messer und trugen etwas zum Erfolg der Schnibbeldisko bei.

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Am Ende landete das Gemüse in einem großen Topf. Die inzwischen hungrigen Schnibbeler genossen die Suppe bei stetig lauter werdender Musik des DJs. Die Veranstalter waren zufrieden. Die Organisation Slow Food setzt sich für saubere Lebensmittel und umweltfreundliche Produktion ein. Ein Termin für eine zweite Düsseldorfers Schnibbeldisko im Boui Boui steht noch nicht fest. "Anfangs waren wir überrascht, dass so viele Besucher zum Schnibbeln und Feiern gekommen sind", sagte Katrin Schmermer.

Sie denkt mit ihren Kollegen nun über eine Fortführung nach.

(RP)
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