Ferdinand Von Schirach Schriftsteller lobt Düsseldorfer Inszenierung

Düsseldorf · Derart lebhafte Diskussionen gab es nach einer Schauspielhaus-Premiere nur selten. Allein schon, weil die Zuschauer den Ausgang des packenden Gerichtsdramas "Terror" von Ferdinand von Schirach durch "Hammelsprung" entschieden. Sie sprachen den Piloten eines Kampfjets frei, obwohl er den Tod von 164 Flugzeug-Passagieren verschuldet hatte.

 Ferdinand von Schirach war bei der Premierenfeier.

Ferdinand von Schirach war bei der Premierenfeier.

Foto: Paul Schirnhofer

Derart lebhafte Diskussionen gab es nach einer Schauspielhaus-Premiere nur selten. Allein schon, weil die Zuschauer den Ausgang des packenden Gerichtsdramas "Terror" von Ferdinand von Schirach durch "Hammelsprung" entschieden. Sie sprachen den Piloten eines Kampfjets frei, obwohl er den Tod von 164 Flugzeug-Passagieren verschuldet hatte.

Intendant Günther Beelitz bedankte sich bei der großen Schar der "Schöffen" und dem beeindruckenden Ensemble, darunter seine "Lieblingsrückkehrerin" Nicole Heesters als Staatsanwältin und Moritz von Treuenfels, dem Angeklagten. Dessen Mutter Alexandrine von Treuenfels hatte, wenn auch nur halbherzig, für Freispruch plädiert: "Genial, wie von Schirach uns zwingt, uns mit diesen Fragen auseinanderzusetzen", sagte sie. Ihre Tochter (16) sei fix und fertig, sie habe das harsche Plädoyer der Staatsanwältin nervlich kaum aushalten können. Die Juristin Katharina von Aretin sprach sich für "schuldig" aus, hätte aber nur eine milde Strafe verhängt.

Im Schauspielhaus wird sich die Abstimmung bei jeder "Terror"-Vorstellung ändern. Bisher gab es in anderen Theatern stets eine Mehrheit für "nicht schuldig". Ferdinand von Schirach hob bei der Premierenparty den Zeigefinger: "Wir müssen ein ernstes Wort miteinander reden. Sie haben falsch entschieden, Sie wollten den netten Piloten nicht hängenlassen." Später räumte er ein: "Das war Spaß. Ich gebe bewusst keine Stellungnahme ab."

Zuvor sah der Schriftsteller die Aufführungen in Berlin, Frankfurt, Baden-Baden und Göttingen. Sein Urteil: "Die Düsseldorfer Fassung bleibt am treuesten beim Text, das Bühnenbild zeigt exakt die Situation vor Gericht." Was dieser bemerkenswerte Abend über den spannenden Stoff und die schauspielerischen Glanzleistungen hinaus bewirkte: Er brachte das Publikum ins Gespräch und ließ es noch lange im Theater verweilen.

(go)
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