Tv-Sitzung So zeigt sich Düsseldorfs Karneval der Fernseh-Republik

Düsseldorf · Eigentlich ist die Fernsehsitzung in der ARD nur eine von Hunderten Karnevalsveranstaltungen in Düsseldorf. Doch es gibt einen Unterschied. Während Prinzenball, Fe-de-Fe oder Böse-Buben-Ball den in ihre Stadt verliebten Düsseldorfer Eingeborenen vorbehalten bleiben, wird diese jecke Veranstaltung einem Millionenpublikum ins Wohnzimmer übertragen. Am Mittwoch, 31. Januar um Viertel nach Acht ist es so weit, im Ersten. 3,8 Millionen Deutsche schalteten beim vorigen Mal ein. Wie sonst nie wird das Image Düsseldorfs für rund zwei Stunden zu den Menschen in der Republik übertragen. Wird die TV-Sitzung dem schicken Selbstbild der Kö-Stadt an der Düssel gerecht?

ARD-Fernsehsitzung 2018 in Düsseldorf - Fotos
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ARD-Fernsehsitzung 2018 in Düsseldorf

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Foto: Andreas Endermann

Der Lustigste Eines vorweg: Wer Dieter Nuhr oder Volker Pispers hören möchte und deren Humor versteht, der wird von der TV-Sitzung enttäuscht werden. Denn der Redner, der beim Publikum am besten ankam, war Markus Krebs. Feiner rheinischer Humor oder Satire ist das nicht, was der Duisburger prollig auf die Bühne bringt. Es ist eher eine Aneinanderreihung zotiger Witze, über die Krebs stets als Erster und auch am lautesten lacht. Aber rümpfen wir nicht die Nase. Karrnval ist kein Kabarett. Und nach einigen Kaltgetränken ist das, was der Mann mit der "Ruhrpott"-Wollmütze auf die Bühne bringt wirklich lustig. Beispiel Nr. 1 gefällig:. "Günni, hast du jetzt ne feste Freundin?" "Nee, immer noch die Wabbelige." Beispiel Nr. 2: "Sind Magneten männlich?" - "Ja, sonst wüssten sie nicht, was sie anziehen sollen." Beispiel 3: "Ein Ruhrpott-Pärchen weiß nicht, ob es seine Tochter Lara oder Maria nennen soll, jetzt heißt sie Malaria." Tättä!

Der Knuffigste Prinzen, die viel zu lange redeten, gab es in den vergangenen Jahrzehnten zu Hauf. Prinz Carsten II. (Gossmann) ist anders. Er nervt das Publikum nicht mit einer sinnlosen Frohsinns-Rede, sondern mahnt ein klein bisschen schüchtern an, "dass wir uns den Karneval von niemandem kaputt machen lassen" (Applaus) und dass die Fortuna mit dem 1. FC Köln bald Liga-Tausch macht (noch mehr Applaus). Nach drei Minuten ist er fertig. Der knuffigste Prinz seit Jahren!

Die "Verkleidetsten" Ohne Kostüm war keiner im Saal. Doch es gab Unterschiede. Herausragen war Oberbürgermeister Thomas Geisel. Er ging als Sessionsmotto "Jeck erst recht" mit einem kunterbunten Kostüm, das aus diversen Materialien zusammengenäht schien. Der Zylinder erinnerte an die Schnürsenkel eines Turnschuhs, der Anzug bestand aus diversen Stofffetzen, mal aus Zeitungsausschnitten, mal aus silbernem Glitzerstoff. Auf jeden Fall kreativer als Cowboy oder Indianer. Weniger auffällig aber dennoch genau so kreativ war Marisa Battenstein verkleidet, und zwar als Sushi mit Algengürtel, Sojasauce im Fläschchen am Hals und Stäbchen im Dutt auf dem Kopf.

Die Beliebtesten Ausgerechnet die Kölner Kultband Brings. Zu "Polka, Polka, Polka" hielt es keinen auf dem Stuhl. Der Saal tanzte. Der souveräne Sitzungspräsident Stefan Kleinehr brachte den Kölnern sogar ein dreimal "Kölle-Alaaf" aus. Landtagspräsident André Kuper und seine Frau Monika waren begeistert, von Brings und vom Düsseldorfer Karneval. "Karneval kenne ich ja auch aus Rietberg (Anm. der Redaktion: liegt in Westfalen), aber allein die Größe von Saal und Gängen beeindruckt uns", meinten beide.

Thorsten Breitkopf

(RP)
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