Flüchtlinge TV-Moderatorin Nazan Eckes will helfen

Düsseldorf · Natürlich ist sie vor allem auch für RTL da. Schließlich ist Nazan Eckes die Moderatorin des Boulevard-Magazins Explosiv, und da liegt es nahe, dass sie über ihre Recherche in Sachen Flüchtlingshilfe auch berichtet. Und doch ist ihr Besuch im Zeltlager an der Itterstraße für die 39-Jährige auch ganz etwas anderes.

Flüchtlinge: TV-Moderatorin Nazan Eckes will helfen
Foto: Anna Orthen

Natürlich ist sie vor allem auch für RTL da. Schließlich ist Nazan Eckes die Moderatorin des Boulevard-Magazins Explosiv, und da liegt es nahe, dass sie über ihre Recherche in Sachen Flüchtlingshilfe auch berichtet. Und doch ist ihr Besuch im Zeltlager an der Itterstraße für die 39-Jährige auch ganz etwas anderes.

"Ich suche nach Möglichkeiten, mich langfristig zu engagieren", sagt die Moderatorin. Einfach einen Scheck schreiben oder ein Wäschepaket schnüren, ist ihr nicht genug. "Das ist wichtig, und jeder, der das kann, sollte es tun", sagt sie. Aber sie kann eben mehr. "Es ist ja nun mal so, dass ich im Licht der Öffentlichkeit stehe. Das muss ich doch ausnutzen." Sie ist entschlossen, es zu tun, "den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen" - dabei lächelt sie dieses hinreißende Nazan-Eckes-Lächeln -, um damit denen zu helfen, die in Deutschland Zuflucht suchen.

Keine drei Minuten war sie auf dem Gelände, da hatte die Mutter eines elf Monate alten Sohnes schon Tränen in den Augen, sagt Miriam Koch über den prominenten Gast. Die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt hat Nazan Eckes wie viele andere interessierte Besucher schon durch die Zeltstadt geführt, und sie ist sehr angetan vom spürbaren Herzenstakt der Moderatorin. Die bleibt vorm Eingang der kleinen Wohnkabinen stehen und wartet, bis man sie zum Gucken bittet. "Danke, dass wir hier sein dürfen", sagt sie dann, und das ist keine gespielte Bescheidenheit. Eine Familie aus Albanien hat sie eingeladen in ihre Acht-Betten-Kabine, in der selbst das Wenige, was Vater, Mutter und drei Kinder noch besitzen, kaum Platz findet. Mit bunten Tüchern haben sie versucht, ein bisschen Privatsphäre zu schaffen. "Echt krass", beschreibt Nazan die Unterkunft ihrer später eintreffenden Redakteurin, will aber nicht noch mal mit dem Kamerateam zurück: "Ich will die Leute nicht noch einmal stören."

Miriam Koch dolmetscht für die Fernsehfrau, die fließend englisch, deutsch und türkisch spricht. "Ich bin Nazan und meine Eltern kommen aus der Türkei - ich bin also auch ein Ausländer", erzählt sie auf Englisch der zwölfjährigen Lidra, die stolz die Erlaubnis ihres Vaters übersetzt, der Fernsehfrau später ein Interview geben zu dürfen. Mit Johnson Koke, einem Musiker aus dem Kongo, plaudert sie locker übers Klavierspielen. "Vielleicht sollte ich bei dir Unterricht nehmen", sagt sie dem 25-Jährigen, der auch Produzent war, bevor er sein Land verließ und im Juli nach Düsseldorf kam.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Nazan, in Köln geborene Tochter türkischer Einwanderer, engagiert sich schon lange für Integrations- und Antidiskriminierungsprojekte. Jetzt will sie zusammen mit ihrer Schwester und einem guten Freund ein Hilfsprojekt für die Flüchtlinge auf die Beine stellen. "Wir haben schon ein, zwei Ideen, was wir machen wollen und könnten. Aber ich will genau wissen, was gebraucht wird und was wo nötig ist", sagt sie. Der Job kommt ihr da sehr gelegen, denn unterwegs mit dem RTL-Team recherchiert sie seit Tagen, in den Kleiderkammern und bei sozialen Trägern und nun eben in der Unterkunft an der Itterstraße. Und sie knüpfte Kontakte zu Menschen, die ihr später beim Helfen helfen können. Ungewohnt für die bekannte RTL-Frau, die einst beim Musiksender Viva begann und es bei RTL von der Wetter-Fee zur gefragten Moderatorin (Fernsehpreis, Echo-Gala, Let's Dance) brachte: Bei ihrer Tour durch die Zeltstadt ist es nicht sie, um die sich schnell eine Menschentraube drängt, sondern Miriam Koch. Jeder will etwas von ihr, nicht selten Dinge, die die Flüchtlingsbeauftragte gar nicht regeln kann. "Das Asylverfahren liegt beim Bundesamt und nicht bei uns." Nazan Eckes hört aufmerksam zu, wie Koch einem jungen Syrer, der gerade seine Anerkennung als Flüchtling bekommen hat, verspricht, sich um eine Wohnung zu kümmern. 300 Fälle wie seinen gibt es in Düsseldorf, 300 anerkannte Flüchtlinge, die immer noch in Gemeinschaftsunterkünften leben. "Was wir brauchen, sind Wohnungen", sagt Koch einem Polizisten, der vorbeigekommen ist, weil er sich mit Freunden ebenfalls engagieren möchte. "Wenn Sie einen großen Freundeskreis haben - fragen Sie nach Wohnungen", bittet Miriam Koch. "Alles ist besser als das Leben im Zelt."

Nazan Eckes macht zumindest für die Kinder am Ende das Zeltleben ein bisschen erträglicher. Sie hat ihnen ein riesiges Paket Spielsachen mitgebracht. Für den Anfang.

Stefani Geilhausen

(RP)
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