Tyron Ricketts Über Düsseldorf auf die große Bühne

Düsseldorf · Es sind genau genommen zwei Karrieren, die Tyron Ricketts gemacht hat. Bekannt wurde er zunächst Ende der 90er Jahre als Moderator der Hip-Hop-Sendung "Word Cup" auf Viva und als Rapper der Gruppe Mellowbag. Später wechselte er das Fach. Als Schauspieler war er unter anderem Teil des Ermittlerteams in der ZDF-Serie "Soko Leipzig", morgen Abend ist er in der ARD in dem Film "Kleine große Stimme" zu sehen. An beiden Karrieren des heute 42-Jährigen hatte Düsseldorf einen wesentlichen Anteil.

 Tyron Ricketts verbrachte in den 90er Jahren viel Zeit in Düsseldorf. Morgen ist er in dem Film "Kleine große Stimme" zu sehen.

Tyron Ricketts verbrachte in den 90er Jahren viel Zeit in Düsseldorf. Morgen ist er in dem Film "Kleine große Stimme" zu sehen.

Foto: Ava Pivot

Es sind genau genommen zwei Karrieren, die Tyron Ricketts gemacht hat. Bekannt wurde er zunächst Ende der 90er Jahre als Moderator der Hip-Hop-Sendung "Word Cup" auf Viva und als Rapper der Gruppe Mellowbag. Später wechselte er das Fach. Als Schauspieler war er unter anderem Teil des Ermittlerteams in der ZDF-Serie "Soko Leipzig", morgen Abend ist er in der ARD in dem Film "Kleine große Stimme" zu sehen. An beiden Karrieren des heute 42-Jährigen hatte Düsseldorf einen wesentlichen Anteil.

1989, als Ricketts schon nicht mehr in seinem Geburtsort Weiz in der Oststeiermark, sondern in Aachen lebte, gewann die Landeshauptstadt für ihn an Bedeutung. Hier stand er zum ersten Mal der Bühne eines großen Hauses. Mit Daniel Aminati, der später als Sänger der Boyband Bed & Breakfast bekannt werden sollte, hatte er eine Hip-Hop-Tanzgruppe. Im Düsseldorfer Schauspielhaus gab es ein Casting für die Operette "Frau Luna". Ricketts und Aminati nahmen daran teil - und bekamen überraschend eine Festanstellung. "Über ein Jahr sind wir dann regelmäßig, zwei oder dreimal die Woche, mit dem Zug nach Düsseldorf gefahren", erzählt Ricketts. "In dieser Zeit habe ich Düsseldorf ein bisschen kennengelernt und bin dann auch, als ich volljährig wurde und ein Auto hatte, regelmäßig am Wochenende zu Freunden nach Düsseldorf gefahren."

In Sachen Musik gewann die Landeshauptstadt für Ricketts an Bedeutung. Rap hatte damals, noch vor dem Erfolg der Fantastischen Vier mit "Die da", geringe Medienpräsenz. "Es war nicht so, dass Rap omnipräsent war wie jetzt, man musste richtig suchen", sagt Ricketts. In dieser Hinsicht sei Düsseldorf Anfang der 90er Jahre weiter gewesen. Vieles habe sich in zwei Clubs abgespielt: im Checkers an der Kö und im Rheingold am Hauptbahnhof. "Dorthin sind Leute aus der ganzen Region gekommen, die gerne R'n'B und Rap gehört haben. Viele Amerikaner, Belgier und Holländer." Auf den damaligen Aachener hat das eine große Faszination ausgeübt. Viele Wochenenden verbrachte Ricketts in Düsseldorf: Freitagnachmittags ging es hin, sonntags wieder zurück. Abgestiegen ist er bei Freunden. "Ich hatte in Düsseldorf ein tolles, internationales Umfeld kennengelernt, das sich dort getroffen hat. Das war eine coole Zeit", sagt Ricketts. Später, während seines Design-Studiums in Köln, verbrachte er noch mal für ein Praktikum bei einer Werbeagentur einige Zeit in Düsseldorf.

Das Rheinland ließ Ricketts später hinter sich. Von Köln, wo auch der Musiksender Viva seinen Sitz hatte, zog er nach Berlin und schließlich in die USA. Superstar Harry Belafonte hatte Ricketts die Möglichkeit eröffnet, in die Vereinigten Staaten zu ziehen. Belafonte hatte von dem Projekt Brothers Keepers erfahren, dass sich gegen Fremdenhass richtete und an dem Ricketts beteiligt war. Am Rande der Verleihung der Goldenen Kamera 2010 an Blacky Fuchsberger kamen beide in Berlin ins Gespräch. "Er hatte von den Brothers Keepers gehört und wollte die Macher treffen", erzählt Ricketts. Mehrere Tage tauschten sie sich aus. Am Ende stand das Angebot, dass Belafonte und seine Tochter Gina ihm helfen würden, in den USA Fuß zu fassen und Leute kennen zu lernen. "So oft kommt eine solche Chance nicht. Ich habe ,ja' gesagt wegen des Abenteuers. Ich mag Veränderungen", sagt Ricketts. Nach zwei Jahren in Los Angeles lebt der 42-Jährige mittlerweile in New York. Das Leben in den USA sei aus seiner Sicht ereignisreicher als in Deutschland: "Die Höhen sind in den USA zwar viel höher, aber die Tiefen auch umso tiefer." Was nicht bedeute, dass er das Leben und Arbeiten in Deutschland nicht schätzen würde.

In "Kleine große Stimme" spielt er einen Besatzungssoldaten. Sein Kind wächst Anfang der 1950er Jahre bei den Großeltern auf, die es aber verlässt, um Teil der Wiener Sängerknaben zu werden. Um seine Stimme für Gesangseinlagen zu schulen, hat Ricketts sich Hilfe von dem Soulsänger Mic Donet geholt, mit dem er befreundet ist. Auch Klavierspielen hat Ricketts eigens für den Film gelernt. Neben der Leidenschaft für Musik handelt der Film von der mangelnden Akzeptanz von Menschen mit anderer Herkunft als die Mehrheitsgesellschaft. "Ich kann mich gut identifizieren mit der Geschichte", sagt Ricketts, der Sohn einer Österreicherin und eines Jamaikaners ist. "Ich habe sechs Jahre in Österreich gelebt. Das war zwar kein Problem, aber man bekommt es schon zu spüren, wenn man anders aussieht." Aus seiner Sicht sei es teilweise schwer, sich in Österreich oder auch in Deutschland als Teil des Ganzen fühlen zu können. Erst langsam ändere sich das.

"Kleine große Stimme" ist morgen um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen.

(RP)
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