Düsseldorf Stadtmitarbeiter kritisieren Sparkurs

Düsseldorf · Bei der Personalversammlung gab es Kritik und Buh-Rufe für die Pläne von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), rund 1000 Stellen einzusparen. Eine Kita-Leiterin sagte, wegen fehlender Hygiene würden mehr Kinder krank.

 Ende 2016 stellte Oberbürgermeister Thomas Geisel (2.v.l.) das Projekt "Verwaltung 2020" vor, hier bei der Pressekonferenz mit Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (l.) und Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke sowie der damaligen Chefin des Hauptamts Charlotte Beissel.

Ende 2016 stellte Oberbürgermeister Thomas Geisel (2.v.l.) das Projekt "Verwaltung 2020" vor, hier bei der Pressekonferenz mit Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (l.) und Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke sowie der damaligen Chefin des Hauptamts Charlotte Beissel.

Foto: Stadt Düsseldorf

Die Personalpläne der Stadtspitze stoßen bei den Mitarbeitern auf zunehmende Kritik. Bei einer Versammlung zur umstrittenen Reform "Verwaltung 2020" äußerten viele Beschäftigte ihre Beschwerden und nannten konkrete Beispiele dazu, wie sie schon heute den gestiegenen Spardruck spüren. Viele kritisieren, dass es in der Verwaltung zusätzlich zu ohnehin 1040 unbesetzten Stellen weitere Einsparungen geben solle - obwohl die Einwohnerzahl wächst.

Das Treffen in der Mitsubishi Electric Halle war gut besucht, Tausende der rund 10.000 städtischen Mitarbeiter wollten sich informieren. Auch der Verdi-Bundesvorsitzende Frank Bsirske war dabei. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) verteidigte die Reform. Als er sagte, die Einsparung sei sinnvoll, um die Verwaltung effizienter zu gestalten, gab es Buh-Rufe. Vereinzelt erhielt er auch Lob, etwa dafür, dass der Personalrat eingebunden wird.

Das Programm "Verwaltung 2020" soll die Stadt nach Aussagen von Geisel auf den demografischen Wandel und die Digitalisierung einstellen. Mit Hilfe von Unternehmensberatern wurden Sparpotenziale gesucht, nach aktuellem Stand sollen 13,2 Prozent der Stellen wegfallen. Mitarbeitervertreter beklagen, dass dadurch der Druck erhöht wird und die Verwaltung viele Aufgaben nicht mehr in gewohnter Qualität erledigen kann.

Bei der Versammlung nannten Mitarbeiter Beispiele, wo es hakt - nicht immer in direktem Zusammenhang mit der Umstrukturierung. Eine Auswahl:

Verschmutzte Kitas Die Leiterin einer Kita in Bilk beklagte, die Zeiten für die Reinigung seien gekürzt worden. Statt 10,5 Stunden pro Woche seien es jetzt nur noch 4,5 Stunden. "Wir haben mehrere Fälle von Noro-Virus", erklärte sie dazu - und befürchtet einen Zusammenhang. Auch an anderen Stellen gab es Kritik an gesenkten Standards. So bemängelte ein Mitarbeiter des Ordnungs- und Servicediensts (OSD) "ekelhafte Duschräume". Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke sagt dazu, man werde bei den privaten Firmen auf Qualität pochen. Der Personalrat bemängelt, die Probleme seien eine Folge davon, dass die billigsten Anbieter zum Zug kommen.

Personalmangel im Sozialbereich Eine Mitarbeiterin des Sozialamts berichtete unter Tränen, dass sie und Kollegen die Belastung nicht mehr tragen könnten. Auch Mitarbeiter aus anderen Ämtern beklagten zu hohen Arbeitsdruck. Dezernent Meyer-Falcke sagt, man reagiere, wenn Bereiche überlastet sind.

Kaputte Toiletten Im Nebengebäude des Gesundheitsamts an der Kölner Straße sind seit rund einem Jahr Sanitärräume nicht mehr benutzbar, obwohl dort auch Schul-Eingangsuntersuchungen stattfinden. Mitarbeiter und Besucher sollten bislang die Räume im Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite nutzen - die sind aber nun auch gesperrt. Es gibt nur noch einen Container. Die Stadtspitze kündigt ein Ausweichquartier an.

Umsetzungsstand Für die Reform "Verwaltung 2020" wurden bislang 8172 Stellen überprüft, das ist der Großteil der Verwaltung. 1080 Stellen sollen wegfallen. Das soll 46 Millionen Euro pro Jahr einsparen. In diesen Tagen wird der Zeitplan für die Umsetzung erarbeitet.

(RP)
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