Altstadt Das Gewürzhaus sieht jetzt ganz anders aus

Altstadt · Mehr als 170 Jahre gibt es das duftende Traditionsgeschäft in der Altstadt schon. Seit Montag findet man es an einer neuen Adresse.

 Seit 54 Jahren arbeitet Marie-Luise Seegers (l.) im Gewürzhaus. Gemeinsam mit Tochter Kerstin-Miriam denkt sie sich immer neue Mischungen aus.

Seit 54 Jahren arbeitet Marie-Luise Seegers (l.) im Gewürzhaus. Gemeinsam mit Tochter Kerstin-Miriam denkt sie sich immer neue Mischungen aus.

Foto: w. Harste

Betritt man das kleine, fast versteckte Lädchen an der Kapuzinergasse, so ist es, als ob man in den Bauch eines Handelsschiffes der ostindischen Kompanie steigt. Düfte von Curry und Pfeffer dringen aus den Dutzenden großen Schraubgläsern in den hölzernen Regalen. Die sind seit dem Umzug zwar neu, aber genau nach Vorbild des Ladens an der Mertensgasse gezimmert. Noch immer geben sich die Kunden die Klinke in die Hand, um ihren Vorrat an Düsseldorfer Mostert aus dem Steingut-Eimer auffüllen zu lassen oder eine neue Gewürzkreation mit nach Hause zu nehmen. Zu laut sei es nahe der Bolkerstraße gewesen, zu viele Betrunkene hätten die Straße vor dem Gewürzlädchen belagert, sagt Kerstin-Miriam Seegers (52). Gemeinsam mit ihrer Mutter Marie Luise (76) habe sie sich auch deshalb zum Umzug entschlossen.

Seit Montag (normalerweise Ruhetag) steht die Tür nicht mehr still. "Das gute Salz, bitte", sagt Uschi Kirschner, die sich den Namen der "Fleur de sel" genannten Spezialität nicht merken konnte, sehr wohl aber, wo das Glas mit dem rosa schimmernden Salz im alten Laden stand. "Das ist für mich absoluter Luxus", sagt die 75-Jährige. Manchmal mache sie sich nur für den Besuch im Gewürzhaus auf den Weg aus Oberkassel, auch ihre Schwester aus Kaiserswerth sei Stammkundin. Eine andere Kundin lobt die nachhaltige Idee des Geschäfts: "Das ist der einzige Laden, den ich kenne, wo die Kunden ihre eigenen Gläser mitbringen." Einige brächten sogar schon Zeitungen mit, in die die Seegers die Mostert-Gläschen einschlagen. Für die Kundschaft hat sich außer der neuen Adresse Kapuzinergasse 16 nicht viel geändert.

Die größere, aber noch immer nicht groß zu nennende Ladenfläche ermöglicht mehr Kunden den Zutritt. Früher habe es Schlangen auf der Straße gegeben, sagt Kerstin-Miriam Seegers. Auch die Heizung sei besser, an der Mertensgasse habe nur eine Gasheizung hinter dem Tresen für Wärme gesorgt. Geblieben sind die vielen Postkarten an der Wand, die Kunden den Seegers geschickt haben. "Die Wege sind aber weiter geworden", sagt Seegers, und meint damit die wenigen Schritte, die sie bis zum Regal gehen muss. Darin stehen die Gläser mit "Zitronenpfeffer" (2,50 Euro je 50 Gramm), "Winzer Steak" (zum Einlegen von Nackenstücken), oder "Pfeffertraum" (mit Knoblauch). Besonders begehrt: asiatische und orientalische Gewürze. Zwei noch leere Gläser kündigen auch schon die neuesten Spezialitäten an: "Rosen-" und "Fisch-Curry".

(bur)
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