Düsseldorf Experte warnt vor gefährlichen Heizpilzen

Altstadt · Viele Gastronomen sind sich ihrer Verantwortung beim Betrieb von mobilen Heizungen nicht bewusst, sagt der Düsseldorfer FH-Dozent und Gasinstallateurmeister Detlef Poullie. Negativbeispiele fand er auch in der Altstadt.

 Heizpilze werden von zahlreichen Gastronomen genutzt - beispielsweise hier in der Schneider-Wibbel-Gasse.

Heizpilze werden von zahlreichen Gastronomen genutzt - beispielsweise hier in der Schneider-Wibbel-Gasse.

Foto: Andreas Endermann

Falsch gelagerte Gasflaschen, manipulierte, fehlende oder unzureichende Überdrucksicherungen an den Heizpilzen, die noch dazu von ungeschultem Personal bedient werden - die Problemliste, die Detlef Poullie aufstellt, ist lang. Seit drei Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Sicherheit von Heizpilzen, schrieb Fachartikel und fragte bei Gastronomen und Kellnern nach. Das Ergebnis seiner Arbeit: Obwohl Heizpilze und andere gasbetriebene Anlagen sich vor immer mehr Lokalen finden, ist der Aufklärungsbedarf über das Gefahrenpotenzial groß.

"Heizpilze sind zwar nicht genehmigungspflichtig, aber prüfungspflichtig", sagt Poullie, Als "Betreiber" einer mobilen Heizungsanlage gelten für Privatpersonen dieselben Bestimmungen wie für Gewerbetreibende. Letztere haben zusätzlich die Pflicht, alle zwei Jahre die Gasschläuche, Anschlüsse und Sicherheitsvorrichtungen ihrer Heizpilze fachmännisch überprüfen zu lassen. Mitarbeiter, die die Heizpilze bedienen, müssen jährlich eine Einweisung erhalten und jederzeit einen 6-Kilogramm-Feuerlöscher bereithalten.

Im Lokal müsse für die Mitarbeiter auch eine Anleitung zum Gasflaschenwechsel aushängen. "Wenn jemand vom Personal Russisch spricht, dann auch auf russisch." Bestimmungen, an die sich laut Poullie nicht jeder hält. "Da werden Gasflaschen neben rauchenden Gästen gewechselt und sogar kaputte Sicherungen an den Heizpilzen mit Klebeband und Kabelbindern überlistet." Mehrfach habe er dies schon in der Altstadt beobachtet, zuletzt am Wochenende, als er mit einem Fernsehteam für eine Reportage unterwegs war. Zu sehen ist von den Manipulationen jetzt nichts mehr.

Der Barkeeper eines Restaurants an Bolkerstraße zeigt sich gesprächsbereit. Er kenne die Vorschriften. "Bei uns werden die Heizpilze jeden Monat vom Lieferanten überprüft, der die Gasflaschen bringt", so der Mitarbeiter. Den Wechsel nehme ausschließlich er selbst vor. Eine Einweisung habe er bekommen, dies sei allerdings schon mehr als drei Jahre her.

Von Überdruckventilen und Schlauchbruchsicherungen habe er noch nichts gehört. Eine zusätzliche Kontrolle der Heizpilze erfolge aber regelmäßig durch OSD-Mitarbeiter. "Viele Leute meinen immer, das ist ein Thema für das Ordnungsamt", sagt Poullie. "Das stimmt nicht, die Pflicht liegt beim Betreiber. Bei Versicherungsfällen werden sie zur Verantwortung gezogen."

Ein großes Problem liege Poullies Ansicht nach auch aufseiten der Hersteller. Aus Sicherheitsgründen muss nach deutschem Recht jeder Heizpilz über einen Druckregler mit Überdrucksicherung verfügen. Ein Großteil der verkauften Heizpilze besitze diesen zwar, jedoch in einer völlig unterdimensionierten Bauart. "Wir sprechen da von Camping- oder Baustellendruckreglern. Die sind maximal für ein Lötgerät geeignet, nicht für leistungsstarke Heizanlagen", sagt Poullie. Abhilfe schaffe ein geprüfter Regler aus dem Baumarkt, dessen Montage der Gasleitungsinstallateur aber am liebsten in den Händen von Fachleuten sehe.

Über den Sinn oder Unsinn von Heizpilzen will Poullier nicht diskutieren. "Die Leute können durch sie die Außenbereiche zwölf Monate im Jahr nutzen. Das ist eine tolle Sache. Man muss aber auch die Bedienungsanleitung lesen." Kritisch schaue er auf die Anzahl der Heizpilze am Rhein und in der Altstadt. "Das ist ein Tal der Pilze. Ein einzelner Heizpilz reicht aus für eine Fläche von 15 bis 20 Quadratmetern."

(RP)
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