Altstadt Unter Polit-Poeten

Altstadt · Slam-Poeten haben sich Wortgefechte im Plenarsaal des Düsseldorfer Rathauses geliefert. Ein Abend mit Politik zum Mitnehmen.

 Sehr politisch: Slam-Poet Jan Bühl- becker am Rednerpult.

Sehr politisch: Slam-Poet Jan Bühl- becker am Rednerpult.

Foto: A. Orthen

Für gewöhnlich wird hier Stadtpolitik gemacht. Über die Tour de France und den Haushaltsplan gestritten, über Gaslaternen und Kita-Plätze. Ohne Zweifel ist der Plenarsaal im Düsseldorfer Rathaus ein Ort der Diskussion und Debatte - Beiträge wie am Montagabend dürften aber selbst erfahrene Zuhörer eher selten erlebt haben. Der literarische Nachwuchs war mit einem Poetry Slam der besonderen Art zu Gast. Das Kulturzentrum Zakk hatte zum Wettstreit der Dichter aufgerufen - und das zu den politischen Fragen unserer Gesellschaft. Im Kleinen wie im Großen, von der Weltpolitik bis zur persönlichen Sicht auf die politischen Ereignisse der vergangenen Monate.

Eine Vorlage, die die fünf angetretenen Slam-Poeten dankend angenommen hatten, um sie auf ihre eigene Art zu interpretierten. Das Eis brach Jean-Philippe Kindler, anschließend kämpften Lokalmatadorin Aylin Celik, Jan Bühlbecker, Florian Cieslik, Tino Bomelino und Monika Czyz um den Literatur-Bürgermeister-Sitz. Und sie zeigten, dass so unterschiedlich sein kann, was Politik heißt und die Generation Poetry Slam bewegt. Flüchtlingskrise verpackt in die Klimawandel-Rede eines bayerischen Politikers, ein Jingle für die Selbsthilfegruppe anonymer Sexisten, ein Tagebuch auf dem Arbeitsamt. Jeder hatte sechs Minuten Zeit. Abgestimmt wurde nicht (wie gewöhnlich) durch eine fünfköpfige Jury, sondern per Knopfdruck von all jenen der 200 Zuschauer, die den Platz eines Ratsherren oder einer Ratsfrau ergattern konnten. Die Entscheidung fiel auf einen, der feststellte: Ich will in einer Welt leben, in der ich nicht so viel will. Tino Bomelino.

Poetry Slams folgen fast immer dem gleichen Phänomen: Die Dynamik auf der Bühne entsteht aus der Situation heraus, dem Spiel mit dem Publikum. Da gibt es diese Momente, in denen alle zusammenzucken, lachen oder so laut schweigen, dass man wünscht, es würde endlich mal jemand husten. Und wenn nachher einer erzählt, wie es gewesen ist, bleibt ihm doch nichts anderes, als zu sagen: Muss man einfach irgendwie dabei gewesen sein. Am Montagabend lohnte es sich tatsächlich, dabei gewesen zu sein.

(lukra)
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