Düsseldorf Bahn sieht keine Chance für RRX-Tunnel

Angermund · Der neue Schnellzug kann nach Ansicht der Bahn-Planer nicht unterirdisch durch Angermund fahren. Aufwand und Kosten seien zu hoch. Damit erfüllen sich die Hoffnungen der Bürgerinitiative nicht. Für Sonntag lädt sie zum Treffen.

 RRX-Projektleiter Michael Kolle (links) erläuterte den Bürgern in der "Planungswerkstatt" für Angermund die Berechnungen der Bahn.

RRX-Projektleiter Michael Kolle (links) erläuterte den Bürgern in der "Planungswerkstatt" für Angermund die Berechnungen der Bahn.

Foto: Andreas Endermann

Die Bahn hält es für faktisch ausgeschlossen, dass die Bahngleise durch Angermund mit dem Umbau für den neuen Schnellzug RRX in den Untergrund verlegt werden können. Ein solcher Tunnel für die dann sechsgleisige Strecke würde den Planern zufolge einen Mehraufwand bedeuten, durch den sich Kosten und Bauzeit vervielfachen. Nach Einschätzung von Projektleiter Michael Kolle würde das Eisenbahnbundesamt nicht zustimmen, da Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stehen. "Das ist nicht durchsetzbar", sagt Kolle. Das ist das Ergebnis einer Variantenberechnung, die die Bahn gestern den Bürgern in der "Planungswerkstatt" und den Medien vorgestellt hat.

Der Umbau für den RRX bedeutet für Angermund eine große Veränderung - mit Vor- und Nachteilen. Nach der bisherigen Planung soll die Strecke durch den Dorfkern um zwei Gleise und damit sieben Meter erweitert werden. Wegen des Eingriffs muss Lärmschutz geschaffen werden - bislang gibt es den nicht. Die Bahn plant vier Meter hohe Wände auf beiden Seiten, zudem sollen an vielen Häusern neue Fenster eingebaut werden. Für alle umliegenden Haushalte soll der Bahnlärm dadurch deutlich sinken.

Viele Bürger fürchten aber, dass die Wände nicht ausreichen und zudem das Dorf verschandeln. In der Planungswerkstatt und durch die Bürgerinitiative war deshalb angeregt worden, dass die Bahn ernsthaft andere Varianten prüft.

Die Bahn hat nun vier weitere Lösungen durchgerechnet. Das Ergebnis fiel so aus, wie die Planer erwartet hatten - zugunsten der bislang favorisierten Variante. "Das ist nicht erstaunlich", sagt Kolle. "Wir wollten mit der Berechnung den Bürgern darstellen, warum wir uns so entschieden haben." Die Hoffnungen der Bürger, dass die Bahn die Planung noch mal ändert, erfüllen sich also nicht. Bei der Bürgerinitiative ist man enttäuscht. Bei Facebook schrieb die "Initiative Angermund", man habe schon vorher gewettet, auf welche "PR-wirksame Horrorsumme" für den Tunnel die Bahn kommen werde.

Klar ist: Durch einen Tunnel würde der beste Lärmschutz erreicht. Das größte Hindernis für diese und andere Alternativen ist aber der begrenzte Platz. Schon für zusätzliche Wände zwischen den Gleisen müsste die Strecke um weitere drei Meter verbreitert werden und würde noch näher an die Häuser rücken. Durch einen von oben gegrabenen Tunnel würde die Strecke laut Bahn gar 28 Meter breiter, 16 Häuser müssten abgerissen werden. Zudem würde der Bau zehn statt zwei Jahre dauern. Noch nicht geprüft sind die Folgen für den Grundwasser-Spiegel.

Für einen Tunnel in "bergmännischer Bauweise" - in 20 Meter Tiefe gebohrt - würde die Strecke 78 Meter breiter. Häuser müssten nicht abgerissen werden, aber untertunnelt. Dazu kämen weitere Folgen. Der S-Bahnhof müsste in den Untergrund verlegt werden, kilometerlange Rampen gebaut. Die Kosten hat die Bahn geschätzt: Derzeit soll das Stück zwischen Flughafen und Duisburg 100 Millionen Euro kosten, mit Tunnel etwa das Zehnfache.

Die Bahn-Planer verweisen darauf, dass sie letztlich selbst nicht zwischen den Varianten entscheiden. Das Unternehmen übernehme nur die Planung und müsse sich an Leitlinien halten, Bauherr für den RRX sei der Bund.

(RP)
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